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Shirley Holmes / Die Krone der Erschöpfung – CD-Review

Schnelle Nummern war 2017 das Objekt der musikalischen Begierde in Sachen Shirley Holmes.
2020 wurde nachgelegt und nun geht es um "Die Krone der Erschöpfung".
Ohne Gast-Musiker konzentriert sich die Band Shirley Holmes auf ihr Trio-Können und das hatte man bereits 2011 mit Heavy Chansons unter Beweis gestellt.
Zum Album schreibt die Combo: »[…] "Die Krone der Erschöpfung" ist das, was passiert, wenn frenetische Gitarrenmusik und Melodien mit Messern zwischen den Zähnen auf rastlose Ideen und die Überzeugung trifft, sie möglichst sofort umzusetzen. […]«
»[…] Aufgenommen wurde das Album u.a. von Sylvia Massy, die auch schon den Tool-Klassiker Undertow in die Welt setzte und dann an der Seite von Rick Rubin Alben von Johnny Cash, System Of A Down und den Red Hot Chili Peppers verwirklichte. […]« Die Grundlage dieser RockTimes-Rezension war ein Stream.

Shirley Holmes verbreiten Hektik, lassen Gitarren Wände hochklettern, können singen und geben dem Hörer zeitgleich Ohrfeigen und Schmuseeinheiten.
Shirley Holmes sind ein Orkan, der politische Themen beim Namen nennt und sie durch Songs treibt.
"Binichbinich" ist ein Sammler von Tätigkeiten, die eine Person ziemlich deutlich umschreibt. Der Tatendrang drückt sich im Stile des Fitnessstudio-Muskelaufbau-Punks aus. Hochdynamisch, kennt das Trio wohl keine Ruhe. Klasse Einleitung!

Das Trio ist schamlos und hat Charme.
Mit ihrer musikalischen Hyperaktivität gibt einem die Combo kaum Zeit zum Nachdenken, man braucht eine "Auszeit" mit einer Phase Kraftwerk-Gesang und dem Grollen einer Nina Hagen. Bei ihr dürften Joggingschuhe nicht ausreichen, um hinter dem Shirley Holmes-Tempo herzukommen. Helfen würden alte, aber griffige Spikes.
"Der alte Krieg", »[…] das hochfrisierte Gerd-Semmer-Cover […]« ist feinste NDW und brilliert durch einen – nicht nur hier – imposanten Gesang. Herrlich, wie uns der Missy Ziggy-Bass schnurrend durch diese Nummer geleitet.

Für den Punk oder die NDW ist "Wieder sehen" doch viel zu lang.
Aber bis man jemanden gefunden hat, den man wiedersehen will, dauert es halt eine gewisse Zeit. »[…] Die anderen sind wir […]« heißt es zu Synthesizer-gesteuerten Klängen, die von Chris' höllischem Drumming getrieben werden. Rastlos, dieses "Wieder sehen". Ein Knaller, der voll auf die Zwölf zielt und trifft.
"Oh oh" gehört zur "Die Krone der Erschöpfung"-Abzappelt-Abteilung. Leider zu kurz, um ins Schwitzen zu kommen. Diese Nummer bitte als extended Version.
In "Konzoom" glühen die Saiten der E-Gitarre und abermals verwöhnt man einen mit gekonnten Synthesizer-Sounds. Tschüss, "Konzoom", oder besser good-bye, weil auch in englischer Sprache gesungen. Nicht nur in "Wolf in Brandenburg" wird auf ironische Weise politisch kritisiert. Die Band gibt diese Nummer als herbeiimprovisierte Hymne frei.
Dann gibt es doch noch Entspannung, denn in "Geleitete Meditation" wabern die Synthesizer-Klänge relaxt durch den Raum und so ganz meditieren wir dann doch nicht dahin. Warum und wieso lassen wir an dieser Stelle mal offen. Dieses Stück endet jedenfalls mit dem Wort »[…] aus«.

Zehn Shirley Holmes-Songs sind Aufbegehren, Protest und voller von Adrenalin getränkter Musik. Kommt es zum letzten Track, ist der Tank leer, aber man kann ja wieder von vorne anfangen. Lied-Schätze und –Schätzchen gibt es genug. Schließlich setzt man allem "Die Krone der Erschöpfung" auf.
Bleibt gesund und nehmt euch zur Ablenkung Zeit für gute Musik.


Line-up Shirley Holmes:

Mel (guitar, vocals)
Miss Ziggy (bass, vocals)
Chris (drums)

Tracklist "Die Krone der Erschöpfung":

  1. Binichbinich (3:22)
  2. Das Licht (3:27)
  3. Auszeit (3:31)
  4. Der alte Krieg (2:33)
  5. Wieder sehen (5:10)
  6. Wolf von Brandenburg (1:27)
  7. Schallfront, Baby (3:52)
  8. Oh oh (1:29)
  9. Konzoom (4:37)
  10. Geleitete Meditation (2:39)

Gesamtspielzeit: 32:07, Erscheinungsjahr: 2020

Über den Autor

Joachim 'Joe' Brookes

Genres: Blues, Blues Rock, Alternative Music, Space Rock, Psychedelic Music, Stoner Rock, Jazz ...
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