1982 begann Thomas Dolbys Solo-Karriere.
"The Golden Age Of Wireless" kam auf den Markt. Das Album enthielt den Hit-Song "She Blinded Me With Science".
1984 folgte "The Flat Earth".
Wenn man so will, war Thomas Dolby, gebürtig Thomas Morgan Robertson, immer schon ein Elektronik-Frickler. Seine Freunde gaben ihm in frühen Jahren den Spitznamen Dolby.
Bereits als Jugendlicher soll er seinen ersten Synthesizer gebaut haben. Musikalisch startete er als in den Straßen von Paris sowie London und als Barpianist.
Ende der Siebzigerjahre arbeitete er als Toningenieur für Bands wie The Fall oder The Members.
1979 gründete er die Formation Camera Club. Bandmitglieder waren Trevor Horn, Goeffrey Downes, Matthew Seligman und Bruce Woolley.
Nachdem Thomas Dolby eine Stippvisite bei Lene Lovich einlegte, war er als Sessionmusiker tätig. Die an dieser Stelle unvollständige Liste reicht von Joan Armatrading, Bob Weir, Jerry Garcia (beide Grateful Dead), Def Leppard, Foreigner über Roger Waters, David Bowie bis hin zu Ofra Haza.
Thomas Dolby hat sich auch als Unternehmer – natürlich im Elektronikbereich – einen Namen gemacht.
Zum Zeitpunkt dieser Rezension ist auf der Website des Protagonisten zu lesen, dass Matthew Seligman, sein langjähriger Weggefährte, verstarb. Zum Thema »[…] Take a Free online class with Professor Dolby! […]« vom 25. März 2020: »[…] For the past five years I’ve been teaching an undergraduate degree course in Music Composition for Film and Games at Johns Hopkins University’s Peabody Conservatory in Baltimore, USA. […]«
Auch wenn "The Flat Earth" keinen ausgewiesenen Chart-Hit enthält, so kommt es aus individueller Sicht doch zu einigen Lieblingen auf der Platte. Sozusagen persönliche Hits aus den sieben Tracks.
Die Eröffungs-Nummer "Dissidents" ist schon anziehender Funk, den Gitarrist Kevin Armstrong ganz besonders in Szene setzt. Drums und ein herausragend spielender Bassmann Matthew Seligman sind die Basis für mehr oder weniger turbulentes Treiben. Chorsängerin Adele Bertei fällt auch noch sehr positiv auf. Thomas Dolby singt ausdrucksstark.
Die Atmosphäre beim Titelsong "The Flat Earth" gestaltet sich luftig, fast schon sphärisch.
Neben diesen schwebenden Phasen, bewegen sich Thomas Dolby und Band kompetent in den Gefilden des R&B. Klasse Songwriting von Thomas Dolby. Klasse, diese dynamischen Schwankungen. Der ganz ruhige Teil gegen Ende mit einem prächtig singenden Protagonisten ist fantastisch.
"Screen Kiss" schließt die erste Seite der LP ab.
Es bricht die Zeit für eine Ballade an. Herrlich arrangiert, veranlasst dieses Stück zum Träumen. Ein Erfolg des Künstlers liegt definitiv in seiner Stimme. Ein Sympathieträger, dieser Gesang. Das musikalische Umfeld trägt den Bandleader förmlich auf Händen durch den Song. Highlight! Persönlicher Hit! Dieses Lied hat auch noch nach so langer Zeit Bestand, denn auf Thomas Dolbys Website gibt es ein Video, in dem er "Screen Kiss" solo als Widmung für den verstorbenen Matthew Seligman spielt.
Nach einem kleinen, ruhig gehaltenen Intro nimmt "White City" unvermittelt Fahrt auf. Da drückt man das musikalische Gaspedal ordentlich durch und die Groove-Zylinder arbeiten auf Hochtouren. Eine richtig quirlige Nummer, die ab und an leicht ins Düstere abweicht. Bei seinem fetzig rockenden Gitarren-Solo begehren Kevin Armstrongs Gefühle auf.
"Mulu The Rain Forest" verfügt – im Vergleich zu den anderen Tracks – über einen experimentellen Charakter. Die Nummer hat irgendwie die Wirkung eines Stückwerks. Das "Mulu The Rain Forest"-Feuerzeug bekommt die Zündschnur nicht ans Glimmen.
"I Scare Myself" ist der einzige Coversong des Albums.
Nicht nur durch Kevin Armstrong, der hier die Trompete bläst, gibt man dem Lied eine jazzige Note. Piano-Stimmung und ebenfalls Peter Thoms' Posaunen-Solo erhöhen die Jazz-Auslage. Die akustische Gypsy-Gitarre gestaltet das Fade-Out. Highlight! Persönlicher Hit!
Der Songtitel "Hyperactive!" sagt schon alles.
Diese Stück ist Adele Berteis Ding. Sie singt einen Teil der lead vocals. Und wie! Respekt! So verabschiedet sich "The Flat Earth" vom Hörer und der ist sehr angetan von einer Musik, die eben nicht synthetisch ist, sondern ganz viel knisternde Atmosphäre vermittelt.
Von "Aliens Ate My Buick" (1988) sollte man besser die Finger lassen.
Bleibt gesund und nehmt euch zur Ablenkung Zeit für gute Musik.
Line-up Thomas Dolby:
Thomas Dolby (vocals, piano, effects)
Matthew Seligman (bass)
Kevin Armstrong (guitar, trumpet, background vocals)
Clif Bridgen (computer drums, percussion)
Adele Bertei (backing vocals – #1,3,7)
Lesley Fairbrain (backing vocals – #2,3,6)
Bruce Woolley (backing vocals – #5)
Matthew Salt (tins – #7, thundersheet – #7)
Peter Thoms (trombone – #6,7)
Justin Hildreth (drum samples – #7)
Tracklist "The Flat Earth":
Side A:
- Dissidents
- The Flat Earth
- Screen Kiss
Side B:
- White City
- Mulu The Rain Forrest
- I Scare Myself
- Hyperactive!
Gesamtspielzeit: 37:52, Erscheinungsjahr: 1984
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