Zweihundertfünfzig Jahre Ludwig van Beethoven.
Zu diesem Anlass gibt es viel zu feiern.
Die Modern Jazz Band StarkLinnemann steuert ihren Beitrag in Form von "Transcending Beethoven Volume 1" bei.
Der Albumtitel lässt es schon vermuten: Eine zweite Ausgabe wird es auch noch geben.
Die Formation um den Pianisten Paul Stark sowie Schlagzeuger Jonas Linnemann hat sich bereits in der Vergangenheit anderer klassischer Komponisten angenommen.
2015 und 2016 erschienen Transcending Chopin und als Doppelalbum Transcending Chopin Volume II & III.
Darüber hinaus hat die Combo mit Pictures At An Exhibition gezeigt, wie feinfühlig man sich diesem Modest Mussorgsky-Werk genähert hat.
Für die Aufnahmen zur vorliegenden Platte quartierte sich das Trio im Herbst 2019 in den Bauer Studios, Ludwigsburg ein.
Ein Hingucker ist das Digpak, dessen Artwork von Jacquelien Wielaard stammt. Für das Layout war Jonas Linnemann zuständig.
Ohne Iman Spaargaren (unter anderem Undercurrent Trio), der bei den letzten beiden Produktionen mit von der Partie war, nahm man die vier Songs als Trio in Angriff. Die dicken Kontrabasssaiten zupft Maciej Domaradzki (auch Antilogos, Gruppe Hörsturz, Jeen Rabs Quartet, Modern Balkan Jazz Orchestra).
Für "Transcending Beethoven Volume 1" war der Tastenmann Paul Stark für die »[…] recomposition […]« der "Piano Sonata Opus 28 Pastorale" zuständig.
'Pastoral' oder 'Pastorale' bedeutet so viel wie ländlich.
"First Movement" beginnt sehr sinnlich, fast schon traumhaft.
Man fühlt sich wie auf einer vom Tau benetzten Graslandschaft. Paul Stark kreiert mit minimalistischen Tastenanschlägen so etwas wie Wassertropfen, die sich in kaum merklicher Weise auf der Haut verteilen. Jonas Linnemann verzaubert uns zunächst mit dezent eingesetzter Percussion, die dann in Becken-Fantasien übergehen. Maciej Domaradzki setzt feine Kontrabass-Akzente.
Perlender Piano-Wohlklang, umringt von feinster Percussion und Tieftöner-Fantasien machen unter anderem die Faszination dieser Nummer aus. Der zwischenzeitlich pulsierende Charakter des "First Movement" setzt sich in anderer Form in weiteren Stücken fort. So zum Beispiel ganz besonders im "Third Movement", dem kürzesten Stück der Veröffentlichung. Mit einem dynamischen Jonas Linnemann-Drum-Solo versehen, geht es hier richtig quirlig zu. Der Schlagzeug-Alleingang geht von einem Drumsticks-Tanz auf den Fellen über in ein fast schon fetziges Becken-Ende. Super!
Das "Second Movement" erweitert nicht nur das musikalische StarkLinnemann-Spektrum, sondern trägt auch noch zu weiterer Hörfreude bei. Nach einem verträumt-verspielten Vorspiel geht der Vorhang auf für den Blues, oder besser für den Zwölftakter, der sich in den Modern Jazz eingeschlichen hat. Dieser wohlstrukturierte Blues-Faden wird im Basssolo und dann in Paul Starks Piano-Alleingang fortgesetzt. Am Ende swingt der Blues in afroamerikanischen Fahrwassern. Fantastisch!
Was mit feinsten Percussion-Klängen tropisch-verziert beginnt, geht in die Tiefe des Modern Jazz. Das Trio formt Ideen zu unglaublichen Stimmungen. Immer wieder ist man hingerissen von den Percussion-Sounds und den extrem guten Tasten-Läufen eines Paul Stark. Da tanzen die Töne rhythmisch-swingend und dann kommt noch ein langes Ende, welches von Jonas Linnemann kreativ eingeleitet wird.
Die Bearbeitung der Beethoven-Vorlage wird zu einer Ode der Freude.
Das Trio bringt einem den Modern Jazz ganz nahe, man verschmilzt mit der Musik.
StarkLinnemmann hinterlässt mit "Transcending Beethoven Volume 1" einen ganz starken Fußabdruck und man darf davon ausgehen, dass "Transcending Beethoven Volume 2" mit Saxofonist Iman Spaargaren an Bord, diesen ausfüllen wird.
Bleibt gesund und nehmt euch zur Ablenkung Zeit für gute Musik.
Line-up StarkLinnemann:
Paul Stark (piano)
Maciej Domaradzki (bass)
Jonas Linnemann (drums, percussion)
Tracklist "Transcending Beethoven Volume 1":
Piano Sonata Opus 28 "Pastorale"
- First Movement (18:43)
- Second Movement (11:40)
- Third Movement (6:20)
- Fourth Movement (19:56)
Gesamtspielzeit: 56:43, Erscheinungsjahr: 2020
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