Der Musiker Dan Tuffy wurde in Australien geboren und ist dort auch aufgewachsen. In den achtziger Jahren stieg er als Bassist bei der Folk Punk-Band Wild Pumpkins At Midnight ein, die mit steigendem Erfolg von der australischen Provinz zunächst nach Melbourne und anschließend ins englische London zog, nur um einige Zeit später in den Niederlanden zu … ja, landen. Nachdem sich die Band aufgelöst hatte und Tuffy mittlerweile zweifacher Vater war, zog er sich erstmal für einige Zeit aus der Szene und ins Privatleben zurück. Bis es zu Anfang des neuen Jahrtausends doch wieder so heftig in den Fingern kribbelte, dass neue Projekte entstanden. In erster Linie erwähnenswert diesbezüglich dürften Big Low sowie Parne Gadje sein, die unter anderem auch über die deutschen Bühnen zogen. Nachdem er bereits 2001 sein eigenes Label Smoked Recordings gegründet hatte, veröffentlichte der Songwriter vor drei Jahren mit "Songs From Dan" sein Solodebüt.
Und mit "Letters Of Gold" liegt nun seit einigen Wochen der Nachfolger vor. Die insgesamt acht darauf enthaltenen Tracks kommen in meist gediegenem Tempo daher, während sie ihre Vorliebe für Folk Music kaum verbergen können. Recht sparsam instrumentiert, transportieren sie jedoch mit dichter Atmosphäre versehen eine große Ausstrahlungskraft, haben Volumen. Mit leicht rauer Stimme berichtet der Protagonist oft leicht melancholisch über Geschichten, die das Leben nun mal so schreibt. Unterteilt hat er die Songs wie bei einer LP in solche, die auf der 'Bright Side' und jene, die auf der 'Shady Side' gelandet sind. Nicht so cool ist, dass man manchmal ("Time Stole My Angel") das Gefühl hat, dass da im Background ein etwas uninspirierter bzw. monotoner Drum Computer vor sich hin dröppelt. Der Song an sich ist stark und Tuffy ein richtig guter Geschichtenerzähler. Wenn auch kein Line-up der Musiker aufgeführt ist, so sind hier durchgehend mehrere Instrumente pro Nummer im Einsatz. Da die Kompositionen dazu über viel Substanz verfügen, kann man in diese Scheibe so richtig schön eintauchen, zuhören und sich ganz herrlich von und in diese Geschichten einwickeln lassen.
Wenn ich weiter oben schrieb, dass die Musik von Dan Tuffy ihre Einflüsse aus dem Folk kaum verbergen kann, so muss natürlich auch dazu gesagt werden, dass dessen Artverwandte Blues und Roots (deutlich mehr) sowie Rock (weniger) – wenn dem Hörer auch nicht immer offensiv oder plakativ ins Gesicht springend – ebenfalls mit von der Partie sind. Richtig coole Roots-Musik mit leichtem Rock-Einschlag finden wir beispielsweise bei "No Sleep Until The Work Is Done", das sowohl als Song an sich überzeugt, mit seiner suggerierenden Weite durchaus aber auch als Film-Soundtrack ganz wunderbar funktionieren würde.
Was für mich immer schon als Qualitäts-Merkmal galt und immer noch gilt, ist der Test der Zeit. Heißt, wenn ein Album mit jedem weiteren Durchlauf immer besser zu werden scheint, dann steckt offensichtlich jede Menge Potenzial drin. Nämlich soviel, wie man nach ein paar mal Anhören noch gar nicht zu erkennen in der Lage ist. "Letters Of Gold" ist eine dieser Platten, bei denen man selbst beim zehnten Spin (wahlweise der zehnten Laser-Abtast-Runde) immer noch von der einen oder anderen gerade erst vernommenen Kleinigkeit verblüfft und begeistert ist. Klasse Sache und genau nach meinem Geschmack.
"Letters Of Gold" von Dan Tuffy ist kein lautes Album. Vielmehr haben wir es mit einer Scheibe zu tun, die man in relativer Ruhe genießen und die Songs atmen lassen sollte. Wenn man dann dazu sowieso schon auf Folk, Blues und Roots steht, ist die Freude an diesen knapp vierzig Minuten garantiert. Eine echte kleine Perle!
Tracklist "Letters Of Gold":
- Can’t Contain My Feeling
- Honey Flow
- Eternity
- Time Stole My Angel
- Sandy Track
- No Sleep Until The Work Is Done
- Home Fires
- Big Man
Gesamtspielzeit: 37:27, Erscheinungsjahr: 2020
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