Nanu – falsche Platte? Musik aus 2020? The Everettes klingen eher nach den Sixties, und das gleich mit dem Eröffnungssong sehr authentisch: Pop der Sixties, mit diesem typisch stampfenden und nach Motown riechenden Rhythmus, dazu die passenden Vibrafon-Klänge, feine Streicher- und Bläser-Arrangements, Retro pur perlt aus den Boxen, wirklich sehr gut gemacht.
Interessant ist es dabei, dass sich drei Damen den Lead-Gesang teilen, jede auf ihre Art mit unterschiedlicher Ausprägung. Mir ist nun nicht bekannt, wer von den Dreien jeweils welches Stück singt, doch kann ich unterscheiden zwischen mehr kraftvoll-druckvoller Intonation auf einigen Songs, ein wenig mehr am Soul orientierter Stimmung und einer Dame, die man durchaus auch im Bereich des Genres Singer/Songwriter ansiedeln könnte.
Zur Musik passt für mich am besten, wenn der Gesang nicht ganz so druckvoll ist, denn es ist stimmiger und geschmeidiger, wenn man sich mittels Eleganz in die selbige der jeweiligen Arrangements einfügt. Als Beispiel nenne ich einfach einmal "Things You Do". Und darüber hinaus ist dieser Track einer jener, der sich dazu eignen würde, als Single ausgekoppelt zu werden. Letztlich bieten sich hierzu auch nicht alle an, denn zunächst ist der Gesamtausdruck der Musik relativ einseitig gehalten, deshalb sticht nicht jede Nummer unweigerlich speziell hervor.
Aus diesem relativ stark an Motown orientierten Titeln ragt auch noch "Are You For Real" heraus, der ein bisschen von der Kraft einiger auf dem Label STAX veröffentlichten Songs innehat, aber letztlich daran ein wenig scheitert, diesen speziellen Sound getreu nachzuempfinden. Hier ist es nur der Rahmen, der passt, der Inhalt ist dann eher weichgespülter und geht dann mehr in eine Pop-Stimmung, wie es sie auch in den Achtzigern gab.
Insofern halte ich alle Nummern, die sich an Motown orientieren, für gelungener, "What You See Is What You Get" ist auch ein gutes Beispiel dafür. Gelungen ist auch der mehrstimmige Gesang, der diese feine Retro-Atmosphäre längst vergangener Tage erzeugt. So halte ich eben diese eher am Pop orientierten Songs für vorteilhafter als die Ausflüge in den reinen Soul, bei denen mir der rhythmische Groove und diese prickelnde Spannung ein wenig fehlen.
Nichtsdestotrotz ist diese Platte ein gutes Beispiel dafür, wie man längst vergessene Stilrichtungen wieder ein wenig aufpolieren und ihnen ein modernes Gewand verleihen kann. Das hebt die Musik aus der Masse so vieler belangloser Kompositionen(?) der aktuellen Charts heraus und verleiht ihr diesen besonderen Charme.
Line-up The Everettes:
Jess Roberts (lead & backing vocals)
Katharina Dommisch (lead & backing vocals)
Laura Niemeyer (lead & backing vocals)
Alexander Dommisch (guitar)
Mathieu Tascher (bass)
Maximilian Schubert (drums)
Olaf Müller (baritone sax)
Markus Schönen (tenor sax)
Timo J. Hennig (trumpet)
Björn Reinemer (percussion – #1-13)
Robbie Moore (piano – #1-5, 9, organ – #9, 14, Rhodes – #8, vibraphone – #1-3, tambourine – #1, 8, 14, backing vocals – #6, 12)
Jonathan Lennerbrant (backing vocals – #6, 12)
Alice Dixon (violincello – #1-3, 5, 7, 11)
Kundri Schäfer (viola -#1-3, 5, 7, 11)
Anna Eichholz (violin – #1-3, 5, 7, 11)
Tracklist "Same":
- Lost And Found
- Looking For Love
- Things You Do
- Are You For Real?
- What You See Is What You Get
- Want To Stop
- Never Enough
- Words Otis Sang
- This Is True
- It’s Gonna Be You
- What Kind Of Fool
- Leave Me Alone
- Keep On
Gesamtspielzeit: 47:00, Erscheinungsjahr: 2020
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