«

»

Bart Ryan / Starlight And Tall Tales – CD-Review

"Starlight And Tall Tales" ist mittlerweile der sechste Tonträger des aus Los Angeles stammenden Musikers Bart Ryan.
"World In A Bottle" erschien 2008.
"Temptation" folgte ein Jahr später.
"The Blues", eine EP, kam 2015 auf den Markt.
"The Best Of Bart Ryan 2001-2015" ist seit 2016 verfügbar.
"Bart Ryan Band" wird nicht näher datiert.
Bart Ryans zweite Heimat ist Nashville. Dort wurde "Starlight And Tall Tales" in den Starlight Studios eingespielt.
Zur vorliegenden Platte liest man im Innenteil des Digipak: »[…] It’s the product of three years filled with late nights, struggle, mold piosoning, broken affairs, Sexton Irish Whiskey and political insanity. […]«
Im Pressetext werden Schlagzeuger Jim Evans, Bassist Ted Russell Kamp sowie Keyboarder Mark Kovaly als »[…]three longtime collaborators […]« bezeichnet. Die Zusammenarbeit mit Ted Russell Kamp belegt sein Album Down In The Den, auf dem Bart Ryan bei drei Liedern die elektrische Gitarre spielt.

Man sollte sich nicht auf eine falsche Fährte leiten lassen.
Bart Ryan startet sein Album mit "Wanna Be", einem nur ganz leicht vom Blues getränkten Song, der aber im Soul oder sogar Blue Eyed Soul seinen Heimathafen hat. Neben fein-fließenden Gitarren-Klängen setzen die beiden Horn-Spieler Ausrufezeichen.
Ist die Nummer im Fade-Out verschwunden, gibt "I’d Be A Fool" etwas mehr Gas und Mark Kovaly macht sich mit seiner Orgel bemerkbar. Bei einem klasse Refrain-Chor ist dieses Stück trotzdem noch ziemlich entspannt. Ja, der Refrain ist vollmundig und abermals geben die Bläser eine gute Figur ab. Die bauen richtig Druck auf.
"Half Way" könnte ein "Wanna Be"-Geschwister sein. Bei phasenweise zurückgenommenem Tempo gehört dieser Track zu den Balladen. Bart Ryans Gesang ist vielschichtig. Er zeigt eine überzeugende Stimmbänder-Flexibilität. Die Gitarren-Exkurse sind voluminös und großformatig. Mit den Chor-Leuten hat der Protagonist einen super Griff getan.

Wow! Was ist denn jetzt los?
"Evil" beansprucht die Lautsprecher auf besondere Weise. Bart Ryan zeigt sein anderes musikalisches Gesicht, wo jetzt doch vehementer Blues Rock angesagt ist. Politisch wird der Amerikaner auch noch, denn es geht toll groovend um das Weiße Haus »[…] and the devil knows your name […]«. Wir wissen, wer gemeint ist. Eine echt heftiges Lied, das man nach dem vorher Dargebotenen wahrlich nicht erwartet hätte. Die E-Gitarre von Bart Ryan ist exzeptionell. Überhaupt hat das Stück ein klasse Blues Rock-Format. Hammer!

Gehen wir nochmals zurück zur Platten-Information, dann werden aus seiner Kindheit Albert Collins, David Gilmour und Stevie Ray Vaughan als so etwas wie Vorbilder genannt.
The Beatles wurden dabei nicht genannt, aber der Musiker bringt es fertig, sich bei seiner Komposition "Walk Away" im Refrain an den Fab Four zu orientieren und über der akustischen Gitarren-Begleitung wimmert die E-Gitarre im David Gilmour-Stil. Gewöhnungsbedürftig, dieser Track, aber dann doch ein hörenswertes Kunststück.

Zu Beginn ist das wieder balladeske "Bring Out Your Joy" nicht der Bringer.
Allerdings steigert sich die Nummer im Laufe der über fünfeinhalb Minuten, weil jetzt das Saxofon bemerkenswert auftrumpft und sich Bart Ryans E-Gitarre von ziemlich allgemeinen Plätzen hin zu einem feinen Blues-Spielplatz bewegt. Insgesamt aber leider kein Hochkaräter.
"The Healer" ist nicht von John Lee Hooker. Bart Ryan poliert in dieser Nummer die Funk-Seite des Rock. Diesen Stil kann er überzeugend rüberbringen. Die Chor-Stimmen passen wieder perfekt und mittlerweile wissen wir, was der Musiker auf seinem Arbeitsgerät kann.

Jetzt ist so etwas wie Country angesagt. Der Künstler wechselt zur Lap Steel und dadurch gibt er "Nobody" das besagte Flair. Abermals ein Lied, das einen nicht vom Hocker haut, aber auch nicht weh tut.
Über den riffigen Rocker "Tonight Tonight" entführt uns Bart Ryan abschließend in einen Juke Joint. Die Dobro ist gestimmt und das Bottleneck übergestreift. Blues im Solo-Gewand ist angesagt. Ja, den kann er besonders gut. Ein Platten-Ende das doch so anders ist, als der Beginn.

Auf "Starlight And Tall Tales" bringt Bart Ryan viele Stile unter einen Hut.
Vielleicht hat er über die drei Jahre, in denen die Scheibe entstanden ist, eine Menge erlebt.
So sind die zehn Songs für sich gesehen gut. Die Blues-Lieder gefallen besonders. Der Zwölftakter ist sein Wohnzimmer. Insgesamt bildet das Album keine Einheit. Dennoch sollte man der Scheibe Beachtung schenken.
Bleibt gesund und nehmt euch zur Ablenkung Zeit für gute Musik.


Line-up Bart Ryan:

Bart Ryan (guitars, lap steel, vocals)
Jim Evans (drums)
Ted Russell Kamp (bass)
Matt Higgins (bass)
Mark Kovaly (keyboards, backing vocals)
Jeff Byrd (horns)
Steve Smartt (horns)
Aubrey Richmond (violin, backing vocals)
Michael Mishaw (backing vocals)
Amber Gardner (backing vocals)

Tracklist "Starlight And Tall Tales":

  1. Wanna Be
  2. I’d Be A Fool
  3. Half Way
  4. Evil
  5. Walk Away
  6. Bring Out Your Joy
  7. The Healer
  8. Nobody
  9. Tonight Tonight
  10. Desire

Gesamtspielzeit: 45:42, Erscheinungsjahr: 2020

Über den Autor

Joachim 'Joe' Brookes

Genres: Blues, Blues Rock, Alternative Music, Space Rock, Psychedelic Music, Stoner Rock, Jazz ...
Über mich
Meine Seite Im Archiv
Mail: joachim(at)rocktimes.de

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Du kannst folgende HTML-Tags benutzen: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <s> <strike> <strong>