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Centre El Muusa / Centre El Muusa – CD-Review

Centre El Muusa / Centre El Muusa – CD-Review

"Centre El Muusa" heißt das Debütalbum der Band mit dem gleichen Namen und das bedeutet auf Estnisch Zentrum der Musik oder Muse. Centre El Muusa kommen auch aus Estland und präsentieren über Sulatron Records mit vorliegender Scheibe ihren ersten Output.

Debüt bezieht sich dabei allerdings lediglich auf die Veröffentlichung unter dem Namen Centre El Muusa, denn die beiden Hauptprotagonisten Misha Panfilov und Volodja Brodsky haben Viten, die auf viele Veröffentlichungen verweisen. So ist Misha seit geraumer Zeit mit psychedelischem Funk, Elektronik und auch Jazz Rock unterwegs. Die Band für die letztgenannte Ausrichtung, Estrada Orchestra, gründete er zusammen mit dem Pianisten Volodja Brodsky, der für sein Wurlitzer-Spiel bekannt ist.

Und diese beiden Musiker hoben im Jahr 2015 Centre El Muusa aus der Taufe. Damals allerdings erst einmal als Duo mit dem Fokus auf Avantgarde Elektronik. Drei Jahre später vergrößerte sich das Line-up der Band, als die Bassistin Monika Erdman und Drummer Aleksei Semenihhin dazu stießen.

Das Debüt kann die künstlerische Vergangenheit Mishas und Volodjas nicht ganz kaschieren, indem es  an einigen Stellen durchaus trancig rhythmischen Drive zu hören gibt. So etwa gleich zu Beginn der Platte, beim zehnminütigen "Turkeyfish". Ein repetitiver Beat legt sich in die Ohren, bis ein Break hinführt zu spacigem Gewaber. Dann duellieren sich quirlige Pianoläufe mit hypnotischem Drum-Rhythmus und erzeugen peu a peu wieder diese repetitiven Schleifen.

"Glitter Bo" dagegen startet relaxt mit einer Gitarre, die irgendwie Südesse-Flair verströmt und sich ein Stelldichein mit relaxt groovendem Bass und ebensolchem Fellspiel gibt. Man ahnt aber unterschwellig, dass dieses Idyll kaum die sechseinhalb Minuten anhalten wird. Und in der Tat sägt nach der Hälfte der Spielzeit die Gitarre durch den Äther und führt die Mannschaft wieder auf den spacigen Psychedelic-Trip. Spacig auch der Flug in "Ain’t Got Enough Mojo" mit einem schön brabbelden Motor.

Psychedelisches Kraut glimmt zu Beginn von "Lava" und die Hitze nimmt zu, wenn die Gitarre dystopische Szenerien in doomiger Landschaft erschafft. Hier darf der Hörer wohlig im Sessel sitzend seinem Kopfkino freien Lauf lassen. Spätestens bei diesem Track steht fest, dass sich Band und Label gesucht und gefunden haben. Aprops Label, Sulatron Records bietet "Centre El Muusa" neben dem CD-Format auch als 180 g Vinyl in der Farbe türkis an. Beide Medien sind darüberhinaus auf 500 Exemplare limitiert.

"Mia" sind acht Minuten feinste Psychedelic mit alten Kraut-Tunes. Zeitlupenhaft mäandert das Stück durch Raum und Zeit und spart nicht an Ingredienzien, wie sie Ende der 1960er Pink Floyd nicht besser hätte verwenden können. Tasten und Saiten reminiszieren außerdem an alte Krautrocker. Passend setzt der Bass akzentuierte Schläge und ja, "Mia" markiert für mich das Herzstück der Platte.

"Szolnok" gibt sich anfangs psychedelisch, krautig gitarrenbetont und mit der gewissen Spur Space, die allen Stücken mal mehr und mal weniger ins Gepäck gelegt ist. Und immer ist da auch diese hypnotisch wirkende Wolke, die einen einhüllt. Schön auch, wie bei diesem Stück  ein Break leicht bluesiges Feeling ins Spiel bringt, die Tasten dazu herrlich flirren und aus dem Nichts heraus fast countryhaft zu nennende Tonfolgen den Track und somit auch das Album beenden.

Die Estländer haben ein interessantes Debüt an den Tag gelegt, dessen gekonnte Melange aus Space, Psychedelic und Kraut jetzt schon auf weiteren Output hoffen lässt.


Line-up Centre El Muusa:

Misha Panfilov (guitar)
Volodja Brodsky (synth, electric piano)
Monika Erdman (bass)
Aleksei Semenihhin (drums)

Tracklist "Centre El Muusa":

  1. Turkeyfish (9:53)
  2. Glitter Bo (6:31)
  3. Ain’t Got Enough Mojo (3:45)
  4. Burning Lawa (7:04)
  5. Mia (8:02)
  6. Szolnok (5:27)

Gesamtspielzeit: 40:58, Erscheinungsjahr: 2020

Über den Autor

Ulli Heiser

Hauptgenres: Mittlerweile alles, was mich anspricht
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