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V.A. / Bear Family Presents: The Shadow Knows More – CD-Review

V.A. / Bear Family Presents: The Shadow Knows More

Bereits im letzten Jahr hatte ich Bear Family Presents: The Shadow Knows vorgestellt. Nun gibt es einen Nachschlag. Das Gruseln geht also weiter. Ein Horrorsong mehr, daher nun "35 Scary Tales From The Vaults Of Horror"!
Worum es bei den Songs im Einzelnen geht, erfahren wir wiederum aus dem sehr informativen und umfangreichen vierundzwanzig Seiten starken Booklet, mit vom Musikjournalisten Bill Dahl zusammengestellten Informationen, einschließlich vieler Fotos und Illustrationen. Die Titelauswahl umfasst die Jahre 1930 bis 1966 und bezieht sich, wie im ersten Teil, auf die legendäre Radioserie der frühen 1930er Jahre. Das Original-Intro zur Radioserie gibt es zudem hier erstmals auf CD!

Nun gut, auf gehts mit dem Spaß! Denn das ganze atmet doch tatsächlich wieder jene Art unfreiwilligen Humor, den es mehr ausstrahlt als wirklichen echten Horror. So wie man heutzutage wahrscheinlich müde grinst über Filme wie "Nosferatu", "Tarantula" und so weiter, so werden auch die "Hell’s Bells" des Openers von David Carroll & His Orchestra heutzutage keine schlaflosen Nächte mehr bereiten, sondern eher das Zwerchfell kitzeln. Warum? Nun, weil es wirklich lustig klingt, und dazu swingt das Teil gewaltig gut. Irgendwelche Perkussionsinstrumente sorgen für ein hüpfend klingendes Arrangement, bei dem man unwillkürlich mitwippen möchte.

Das erste wirklich eher gruselig anmutende Stück gibt es mit Carlos Casal, Jr. und seiner Empfehlung "Don’t Meet Mr. Frankenstein". Unabhängig vom beabsichtigten Gruselfaktor bei der Entstehung dieser Nummern bieten diese hervorragende Musik, wunderbar rockenden Rhythm & Blues zum Beispiel mit Daddy Cleanhead & The Chuck Higgins Band (#2). Ein spitzer Schrei ertönt im Voodoo-Song "The Voodoo Walk" (#8); einen Film Noir mit einer düsteren Stimmung könnte Alma Cogan mit "Mystery Street" bereichern, ein feines Streicherarrangement unterstreicht diese mystische Ausstrahlung.

Jan August – o ha, wer war denn das? "The Naughty Ghost" mit seinem klimpernden Honky Tonk-Piano wirkt wie aus einem Vaudeville-Theater entsprungen, und Jan August ist halt der Pianist dieses lustigen Liedes. Ganz viele Jazz-Elemente finden sich in einzelnen Titeln wieder, so zum Beispiel bei Ted Heath, Putney Dandridge, ja, so etwas hätte auch Cab Calloway gut vortragen können, ja, und dann gibt es noch Louis Armstrong mit Gordon Jenkins & His Orchestra, ein cooler Song!

Ja, und zwischen Rhythm & Blues und Jazz kann man dann noch Anlehnungen an Surf-Musik (#22, 23,29 und 30) und Country (#13) vernehmen. Neben überwiegend unbekannten Künstlern/innen gibt es natürlich auch einige bekannte, die sich mit den dunklen Mächten beschäftigt haben, so Dean Martin, der die "Ghost Riders In The Sky" besingt, das war 1955, oder der Gitarrist Duane Eddy, der "Twistin' Off A Cliff" mit seinem typischen Sound bereichert.

Ganz aufmerksam mag der Eine oder Andere vielleicht werden, wenn man den Namen Frank Zappa(!) liest. Zwei Titel von Bob Guy, 1963 auf einer Single auf Donna Records veröffentlicht, wurden von Frank komponiert. Es schien offensichtlich sehr lustig im Studio zugegangen sein. Sehr amüsant, diese beiden Songs, sind sie doch mit allerlei Grusel-Geräuschen versehen: Gezirpe, Kettengerassel, irgendwelche imaginären Monster u.s.w.. Und Bob Guy ist selbst am Lachen innerhalb seines Sprechgesangs, irre gut!
Abgerundet wird dieser Reigen des Horrors durch zwei Original-Radio-Clips von 1930 (#35) und 1972 (#10).


Tracklist "Bear Family Presents: The Shadow Knows More":

  1. David Carroll & His Orchestra – Hell’s Bells (2:20)
  2. Daddy Cleanhead & The Chuck Higgins Band – Something’s Goin' On In My Room (2:10)
  3. Kenny Owens – Frog Man Hop (2:02)
  4. Bert Convy – The Gorilla (1:47)
  5. Billy Duke & His Dukes – Roland (2:36)
  6. Carlos Casal, Jr. – Don’t Meet Mr. Frankenstein (2:14)
  7. Bo McFarren & Dor w. The 7 Spirits – Frankie And Igor At A Rock And Roll Party (2:29)
  8. Sonny Richard’s 'Panics' with Cindy & Misty – The Voodoo Walk (2:13)
  9. Ted Heath & His Music – The Creep (2:31)
  10. Vampire Circus Movie Trailer (0:39)
  11. Putney Dandridge & His Orchestra – The Skeleton In The Closet ( 2:31)
  12. Jackie Brooks – The Raven (2:50)
  13. Freddy Countryman – The Raven (2:11)
  14. Duane Turley with The Tads – Devil’s Den (2:26)
  15. Bill Buchanan – Beware! (2:31)
  16. Alma Cogan – Mystery Street (2:31)
  17. Jan August – The Naughty Ghost (2:36)
  18. Somethin' Smith & The Redheads – When All The Streets Are Dark (2:30)
  19. Dean Martin – Ghost Riders In The Sky (2:01)
  20. Salty Holmes – The Ghost Song (2:01)
  21. Gin Gillette – Train To Satanville (2:54)
  22. Baker Knight – Theme From 'The Devil’s Hand' (2:37)
  23. Baron Daemon & The Vampires – Ghost Guitars (2:25)
  24. Duane Eddy – Twistin' Off A Cliff (1:34)
  25. Bob Guy (& Frank Zappa) – Dear Jeepers (2:29)
  26. Bob Guy (& Frank Zappa) – Letter From Jeepers (2:23)
  27. Bracey Everett – The Lover’s Curse (2:13)
  28. Jim Burgett – Split Personality (Jekyll And Hyde) (2:26)
  29. The Crossfires – Dr. Jekyll And Mr. Hyde (2:15)
  30. Los Gibson Boys – El Vampiro (2:40)
  31. Louis Armstrong & Gordon Jenkins & His Orchestra – Spooks! (2:36)
  32. The Champs – Experiment In Terror (2:02)
  33. The Sherwoods – Tickler (2:07)
  34. Paul Peek – The Shadow Knows (2:43)
  35. The Shadow Knows – Radio Intro To 'Detective Story Hour' (0:15)

Gesamtspielzeit: 78:58, Erscheinungsjahr: 2020

Über den Autor

Wolfgang Giese

Hauptgenres: Jazz, Blues, Country
Über mich: Althippie, vom Zahn der Zeit geprägt, offen für ALLE Musikstile
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Mail: wolfgang(at)rocktimes.de

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