Alleingang mit Synthetik, dünn und doch tief
»Exciting news, everyone! My Album "Frozen Fire" has been nominated for a Josie Award for 'Album of the Year!' Yippee!«
Das sind verheißungsvolle Worte, die der Gitarrist, Songwriter und Sänger John Lange aus Houston, Texas in seinem Facebook-Auftritt vom Stapel lässt. Einer der unendlich vielen Musiker in den USA, die sich ihr Leben lang mit ihrer Passion abgestrampelt haben, aber niemals auch nur annähernd mehr erreichen konnten, als punktuelle lokale Ehre.
Oder doch mehr?
John Lange, der seine musikalische Reise vor Jahrzehnten in Grand Island, Nebraska startete, kann immerhin ein gesteigertes Interesse von Phil Walden und Capricorn Records an seiner damaligen Band Safety In Numbers und mit selbiger ein Mitwirken bei der nationalen TV-Show Star Search vorweisen. Darüber hinaus konnte er in der jüngeren Vergangenheit mit der Band Sawdust Road 2016 bereits einen Josie Music Award für das 'Modern Country Album Of The Year' und 2019 eine Auszeichnung der CMA of Texas als 'Americana Band Of The Year' ergattern. Live-Auftritte, auch durchaus außerhalb der USA, und Plattenaufnahmen sind John Lange absolut nicht fremd und so darf er mit Fug und Recht als ein Indie-Veteran der amerikanischen Musikszene gelten, der erst vor sieben Jahren sein erstes Solo-Album veröffentlichte, welchem jetzt "Frozen Fire" folgt.
Selbiges ist ein Eigenbau reinsten Wassers, denn das Werk ist komplett alleine von John Lange geschrieben, eingespielt, aufgenommen und produziert worden … also absolut Corona-konform. Allerdings ist dabei nicht zu überhören, dass unter anderem ein Drum-Sequenzer zum Einsatz kommt … das Werk tröpfelt insgesamt etwas dünn und wenig organisch aus den Membranen, ähnlich dünn ist auch sein Gesang mit angenehmer, aber wenig ausdrucksvoller Stimme.
Ob es an der Produktion liegt?
Der Rezensent hat jedenfalls deutlich mehr 1980er-Jahre Pop-Rock-Assoziationen, als an Modern Country, Southern Rock oder Americana zu denken. Exemplarisch steht an der einen oder anderen Stelle mal sowas wie Tears For Fears mit deutlich weniger Opulenz im Raum. Der Grundtenor ist sachte, nachdenklich … keinerlei Sturm und Drang, es überwiegen die Töne in Moll mit einer stets netten Melodieführung und geschmackvollen Saitenphrasierungen.
John Lange hatte im letzten Jahr gleich mehrere Schicksalsschläge zu verkraften gehabt, indem er seine Mutter, seinen Zwillingsbruder, einen Onkel und eine Tante verlor. So drehen sich die Texte gerne mal um Gott und Spiritualität, irgendwie muss eine derartige Katastrophe ja auch verarbeitet werden. Und genau diese traurigen Umstände verleihen dem Album dann doch eine angenehme Tiefe.
Fazit: Diese Scheiblette entzieht sich selbstredend jeglichem Bewertungsmuster … es ist aber allemal angenehm, John Lange bei seiner musikalischen Trauerbewältigung zu lauschen, ganz besonders seinen unaufgeregten, aber immer hörenswerten Saiten-Einwürfen und es ist ihm aufrichtig alles Gute zu wünschen!
Leider wurde es nichts mit dem Josie-Award – einer Plattform für aufstrebende Talente und Independent-KünstlerInnen aus Nashville – die Auszeichnung für das (Independent) Album des Jahres schnappte sich am 26.09.2020 die Kollegin Jasmine Caine mit "Seven".
Line-up John Lange:
John Lange (writer, performer, recording-engineer, producer)
Tracklist "Frozen Fire":
- Frozen Fire (4:05)
- Down the Road (4:12)
- Train of Souls (3:29)
- Only a Whisper (4:17)
- Only God Can Stop the Rain (3:31)
- The Movie Screen (3:58)
- Wanting It All (4:39)
- Vapor (4:27)
- I Do Believe (4:28)
- Maybe Someday (4:06)
Gesamtspielzeit: 41:18, Erscheinungsjahr: 2020
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