Katie Melua ist reichlich mit Titeln geschmückt. Ihre bisherigen sieben Top-10-Studioalben erreichten stolze 56 Platin Awards. Verfolgt man allerdings den Werdegang der georgisch-britischen Sängerin, Songwriterin und Musikerin etwas genauer, so wird sehr schnell deutlich, dass es ihr nicht in erster Linie um derartige Auszeichnungen geht. Ihre bemerkenswerte Entwicklung steht für ein gewisses Streben nach Perfektion. Das erklärt auch, warum sie sich bei der Produktion der vergangenen beiden Veröffentlichungen sehr viel Zeit ließ. Seit "In Winter" (2016) sind sogar vier Jahre vergangen.
Kurzerhand entschloss sie sich 2017, jeden einzelnen Song ihres nächsten Albums selbst zu schreiben. Sie belegte einen Kurs für Kurzbelletristik an der Londoner Faber-Akademie, wandte sich Songs von Lorenz Hart und Cole Porter zu und analysierte deren Textformen.
Ihre Arbeit beginnt also lange vor dem Entstehen eigener Titel. Die Inspiration für ihr neues Studioalbum, das den schlichten Namen "Album No. 8" trägt, holte sie sich unter anderem bei dem amerikanischen Jazz-Pianisten Brad Mehldau und dessen "Highway Rider" (2009), in Bob Dylans Autobiografie "Chronicles Vol. 1", bei schottischen und englischen Volksliedern, bei Joe und Lynn Hickersons "The Waters Of The Tyne" "Casey Jones" von Joe Hickerson und einer Version desselben Songs zu The Grateful Dead. Musikalisch und textlich spannte sie ihren Horizont also sehr weit.
Leo Abrahams, ein englischer Musiker, Komponist und Produzent, stand bei "Album No.8" gewissermaßen am Regiepult und führte an der Seite von Katie Melua ausgezeichnete Musiker wie Schlagzeuger Emre Ramazanoglu, den Flötisten Jack Pinter und das Georgian Philharmonic Orchestra zusammen.
Die zehn Stücke umfassende Produktion ist der Beweis, dass die 36-Jährige tatsächlich in keine Schublade passt. Mit einem Hauch Pop war sie immer wieder in Verbindung gebracht worden. Unüberhörbar gab es bei ihr zugleich Elemente aus Jazz, Blues und Folk.
"Album No. 8" kann man einzeln keiner dieser Stilrichtungen zuordnen. Die erlesenen Song-Kompositionen mit Meluas charismatischer Stimme treffen auf Arrangements, die von Abrahams, dem Co-Komponisten Sam Dixon und den Mixern Cameron Craig und Luke Potashnick gekonnt zusammengeführt wurden. Die Lieder der Platte sind wie aus einem Guss. Man möchte meinen, ein Konzeptalbum zu hören. Das ist es allerdings nicht. Schon die faszinierende Erkundung der Liebe auf dem Opener "A Love Like That" fesselt den Hörer und nimmt ihn mit auf eine musikalische Reise, die Klassik in Form von Streichern und Moderne auf eindrucksvolle Weise verbindet. Phantastisch, wie die Streicher-Arrangements eingesetzt werden. Sie lassen die Stimme von Katie Melua stets im Vordergrund erklingen, sind aber dennoch immer noch zu hören. Das Album ist aus meiner Sicht eine sehr gelungene Annäherung an Orchestermusik auf eine dezente Weise. Mein persönliches Lieblingsstück ist "Heading Home", bei dem all die beschriebenen Elemente wunderbar zusammen passen. Gekrönt von einer intensiven Stimme und unter Mitwirkung des Gori Women’s Choir unter der Leitung von Teona Tsiramua.
Dass die Stücke in den Leno Studios in Tblisi (ehemals Georgian Film Studios) und damit in Meluas früherer Heimat Georgien entstanden sind, mag ein zusätzlicher emotionaler Faktor auf der ergreifenden Produktion sein.
Ich bewundere Katie Melua, weil sie es schafft, mich für diese Art von Musik zu begeistern und mich einfach nicht mehr los lässt. Es ist ein Album, in das man nicht einfach mal so schnell hinein hört. Hier verweilt man gerne länger.
Line-up Katie Melua:
Katie Melua (vocals)
Leo Abrahams (guitars -#1-5, 7-10, keyboards -#2,3,4,5,7, piano -#3,9, synthesizers -#1,9,10, programming -#1,2,3,8,10, organ -#8)
Sam Dixon (bass guitar -#1-5, 7-10, piano -#8)
Mark Edwards (hammond orgel -#4)
Tim Harries (piano -#2,4, rhodes piano -#2, bass guitar -#8, wurlitzer -#9)
Zurab Melua (guitar -#6)
Jack Pinter (alto flute -#1,3,5, soprano saxophone -#5, bass guitar -#3)
Luke Potashnick (guitars -#2,8,9, synthesizers -#8,9)
Emre Ramazanoglu (drums -#1-5, 7-10)
Serafina Steer (harp -#3,6)
Teimuraz Jaiani(violin -#10)
Deisadze Akaki (violin -#10)
Chikhladze Ilya (viola -#10)
Imanov Georgiy (cello -#10)
Guests:
The Georgian Philharmonic Orchestra
(Conductor: Revaz Javakhishvili)
Gori Women’s Choir (choir -#7)
(Conductor: Teona Tsiramua)
Tracklist "Album No. 8":
- A Love Like That (3:07)
- English Manner (4:27)
- Leaving The Mountain (3:36)
- Joy (3:35)
- Voices In the Night (4:56)
- Maybe I Dreamt It (3:20)
- Heading Home (3:46)
- Your Longing Is Gone (3:25)
- Airtime (3:26)
- Remind Me To Forget (3:36)
Gesamtspielzeit: 37:14, Erscheinungsjahr: 2020
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