Zwei Jahre nach dem Album Lost Fables legt die Band aus Australien, Opal Ocean, mit "The Hadal Zone" nach. Der aus Frankreich stammende Alex Champ und der Neuseeländer Nadav Tabak spielen wiederum auf Akustikgitarren ihre spezielle Art von Musik. Auf dem Track "Polycephaly" haben sie von Jordan Rudess (Keyboards) von der Band Dream Theater Unterstützung erhalten. Bereits beim Vorgänger verwies ich die in der Pressemitteilung aufgeführte Fragestellung zum Stil der Musik, »Nuevo Flamenco Rumba oder doch Progressiv Flamenco Metal?« Nun ist zusätzlich der Begriff Acoustic Prog Rock zu lesen.
Nun, mit zwei Akustikgitarren einen entsprechenden Sound zu schaffen, das bedarf schon einiger Kunstfertigkeit und dazu braucht man Ideen. Unwillkürlich werden angesichts des Instrumentariums wieder Erinnerungen wach an Spanien, an Flamenco, und auch hier wieder führt mich die Musik gedanklich hin zur einstigen Zusammenarbeit zwischen Al Di Meola mit Paco de Lucía und John McLaughlin. Angesichts der hier stilistisch weiter ausgeprägten Vielfalt sollte das aber nur ein Ansatzpunkt sein, wohin man sich in etwa orientieren kann.
So klingen die akustischen Gitarren dann auch ab und an elektrisch, sie werden also verstärkt gespielt, ohne jedoch den typischen Sound der Akustischen zu verlieren. Durch die gleichzeitige Verwendung der Instrumente als Perkussionsgrundlage erweitert sich die ohnehin stark rhythmische Ausrichtung noch, bringt dadurch mehr Druck und lässt die Musik kraftvoll treiben. Hierzu stelle ich fest, dass diese perkussiven Elemente im Vergleich zum Vorgänger zugelegt haben. So bemerkte ich bei meiner Rezension zum Vorgängeralbum dann auch: »Es wäre wünschenswert, die Kompositionen etwas auszudehnen hinsichtlich Rhythmik und Melodik.« Wurde ich erhört?
Den Sound musikalisch einzuordnen sei letztlich jedem Hörer/jeder Hörerin selbst überlassen, weil ggf. die persönlichen Eindrücke verschieden sind. Grundlage dieser lebendig und leidenschaftlich vorgetragenen Musik ist für mich noch immer die folkloristische Ausrichtung auf der Basis des Flamencos. Durch die perkussiven Zusätze mag das gelegentlich in Richtung Rock schweben, auch durch die teils elektronisch verstärkte Gitarrenarbeit, mitunter auch mit Effektgeräten angereichert, mit Wah-Wah beispielsweise (Titelsong).
Apropos Titelsong, 'The Hadal Zone', das ist ein Begriff aus der Ozeonographie. Und so werden wir musikalisch begleitet in die Tiefen des Ozeans, ist das Hadopelagial mit bis zu 11000 Metern doch der tiefste Punkt.
Ob nun das auf dem Cover abgebildete Lebewesen dort ansässig ist? Mir jedenfalls eröffnet der Plattentitel dann die Möglichkeit, die Klänge als solche zu betrachten, die sich mit diesen verborgenen Tiefen und ihren Rätseln beschäftigen mag. Oder – sinnbildlich, soll die Musik die geneigte Hörerschaft dazu bewegen, sich mit der damit verbundenen Mystik und dem vielleicht Unbekannten und Unentdeckten zu befassen und die Fantasie entsprechend schweifen zu lassen?
So fällt mir auf, dass die Musik erneut wie als Ganzes wirkt, viele kompositorische Unterschiede gibt es maßgeblich nicht, man sollte dann eher auf Nuancen achten. So ist der Aufbau letztlich relativ ähnlich, die Soli unterscheiden sich, die perkussiven Elemente ebenfalls und so sind es oft die spontanen Einfälle, die die echten Unterschiede in den einzelnen Songs ausmachen. "Fight Or Flight" hebt sich ab durch seine schnellere Gangart und der größte Schnitt ist schließlich "Polycephaly" mit Unterstützung durch Jordan Rudess, der seinen typischen Keyboard-Sound einstreut.
Alles in Allem sind Könner am Werk, die mit ihrer Art des Musizierens eine individuelle Richtung anbieten, die unterschiedliche Hörerschichten ansprechen könnte.
Line-up "Opal Ocean":
Alex Champ (guitars)
Nadav Tabak (guitars)
Jordan Rudess (keyboards – #13)
Tracklist "The Hadal Zone":
- Schmeckledy Pop
- Time I Live
- Point Of No Return
- The Hadal Zone
- Quantum
- Bucket Of Fish
- Radiozoa
- Shape Shifters
- Fight Or Flight
- Desire Path
- Micro Rave
- Visions
- Polycephaly ft. Jordan Rudess
- Call To The Void
Gesamtspielzeit: 57:13, Erscheinungsjahr: 2020
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