Nine Below Zero / Live At Rockpalast 1981 & 1996 – CD/DVD-Review

Zu Corona-Zeiten und einer relativ geringen Auswahl an Konzerten, sind Live-Alben doch eine willkommene Abwechslung.
Auf drei CDs und zwei DVDs dokumentiert "Live At Rockpalast 1981 & 1996" zwei Auftritte der 1979 unter dem Namen Nine Below Zero (NBZ) gegründeten Band.
1980 kam das Debüt Live At The Marquee auf den Markt.
Zum Zeitpunkt des ersten Rockpalast-Auftritts auf dem Open Air Festival auf der Loreley war die Platte "Don’t Point Your Finger" angesagt.
In den Neuzigerjahren standen Alben wie "Off The Hook", "Hot Music For A Cold Night" oder "Live In London" in den Regalen.
Beim 1981er-Open Air befanden sich unter anderem auch .38 Special, The Outlaws oder Thin Lizzy im Billing.
Das Line-up des zweitägigen Festivals im Sommer 1996 füllten auch The Band, David Bowie, Crown Of Thorns, Heather Nova, Lynyrd Skynyrd, Iggy Pop, Samuel Eddy oder Molly Hatchet.

Nine Below Zero verknüpft den Blues/Blues Rock mit einem gehörigen Schuss Pub Rock.
Das Quartett gibt vielen Songs in hochoktaniger Art die Sporen. Schon vor dem Opener spart das Publikum nicht mit Beifall. Aus dem Stand heraus zeigt NBZ, wo der Boogie-Hammer hängt. Die Dennis Greaves-E-Gitarre begegnet uns mit einem scharf gewürzten Ton und der Teufels-Harper Mark Feltham bringt sich kurzzeitig in Position. Temporeich macht man Stimmung. Bei den Coversongs, so zum Beispiel in Otis Rushs "Homework", ist Geschwindigkeit keine Zauberei. Als neue Nummer wird "True Love Is A Crime" vorgestellt. Auch hier fließt viel Sprit durch den Blues-/Pub Rock-Motor und selbst vor "Ridin' On The L+N" macht die beschleunigte Fahrt keinen Halt. Da gibt es bestimmt schönere Versionen, aber so waren sie nun mal, die Nine Below Zero. Der Harper spielt sich förmlich die Seele aus dem Hals und Dennis Greaves befindet sich auf Augenhöhe mit Mark Feltham.
Die Musiker spielen so, als wolle man die Blues-Welt aus den Angeln heben, als gäbe es kein Morgen.
In leichten Variationen geht es weiterhin flott durch das Programm. Erst bei "Sugar Mama", einer Nummer, der sich von Tampa Red bis Led Zeppelin so ziemlich jeder schon angenommen hat, kommt NBZ auf den Slow Blues-Punkt. Gelungen!

Nach hörenswerten Ausflügen in den Rock’n’Roll sind "You Can’t Please All The People All The Time" sowie "One Way Street" zeitlich längere Trips, die, wie bereits angemerkt, nur so vor Energie strotzen. Hier und da gibt es Phasen, in denen man das Publikum als Chor einbindet.
Der Auftritt aus dem Jahr 1981 ist voller nicht nachlassender Power. Nine Below Zero ist ein Energiebündel.

1996: »[…] Angekündigt wurden NBZ als "Band Of Friends", um für die im Jahr zuvor verstorbene irische Blusrocklegende zu Ehren ein Tribute-Concert zu geben, denn fast genau an dem Veranstaltungstag jährte sich Rorys Todestag zum ersten Mal. […]«
So stand der Auftritt gewissermaßen unter einem anderen Stern. Im Vergleich zum vorherigen Nine Below Zero-Line-up waren am Bass Gerry McAvoy, an der Harp Billy Boy und am Schlagzeug Brendan O’Neill neu in der Besetzung. Ex-Harper Mark Feltham firmiert nun als Gast, genauso wie Robbie McIntosh (The Pretenders), Brian Robertson, Lou Martin, »[…] Sideman von Rory in den 1970-er […]«, Paul Rose sowie die Band De Dannan.
Immer noch voller Energie, allerdings in einer etwas gesetzteren Form geht NBZ das Konzert an. In den ersten paar Minuten ist die fulminante Canned Heat-Nummer "On The Road Again" der Boogie-Hinhörer. Hut ab vor Billy Boy und gleich noch einmal für sein Harp-Feuerwerk in "Ridin' On The L+N".
Die musikalischen Ehrungen für Rory Gallagher beginnen mit dem Keyboarder Lou Martin und "Tattoo’d Lady". Die Position des Harpers wird getauscht. Für das immer wieder gerne gehörte "Messin' With The Kid" ist Kanzellen-Furioso Mark Feltham dabei.

Die geräumige Bühne füllt sich. Robbie McIntosh steigt bei "The Loop" ein und hat natürlich – auch mit dem Bottleneck – eine Hauptrolle in der Nummer. Grooven können die Männer, wie in "See See Baby", das Robbie McIntosh singt. Er ist dann auch die zentrale Person bei "Off The Handle". Die Verneigung vor Rory Gallagher ist gelungen und kommt auch beim Publikum gut an. Für "Laundromat" sorgen gleich drei Gitarristen für Stimmung. Die Bühnenbesetzung wechselt hin und her. "Medley: Boogie/Bullfrog Blues" ist selbstredend, nicht nur wegen der Länge von zwölf Minuten, ein Highlight erster Güte.
Stimmungswechsel ist angesagt, wenn die Folk-Band De Dannan aufspielt. Fast andächtig – die anderen Musiker treten in den Hintergrund – ist die erhabene Atmosphäre. Dazu passt dann auch das abendliche Ambiente. Wunderschön! Auch der authentische Irish Folk kommt gut an.

Die Nine Below Zero "Live At Rockpalast 1981 & 1996"-Box ist mehr als nur zwei aufgezeichnete Konzerte auf der Loreley.
Die Band aus London zeigt sich in zwei musikalischen Outfits und beim Open Air Festival 1996 ist es eben die Rory Gallagher-Ehrung mit den vielen Gästen, die das Plus ausmacht.
Bleibt gesund und nehmt euch zur Ablenkung Zeit für gute Musik.

Line-up Nine Below Zero 1981:

Dennis Greaves (guitar, vocals)
Mark Feltham (harmonica)
Mickey 'Stix' Burkey (drums)
Peter Clark (bass)

Line-up Nine Below Zero 1996:

Dennis Greaves (guitar, vocals)
Gerry McAvoy (bass, vocals)
Brendan O’Neill (drums)
Billy Boy (harmonica)

Guests:
Mark Feltham (harmonica)
Robbie McIntosh (guitar)
Brian Robertson (guitar)
Lou Martin (keyboard)
Paul Rose (guitar)
De Dannan (Irish Band)

Tracklist "Live At Rockpalast 1981 & 1996":

Gesamtspielzeit: 59:21 (CD 1), 40:15 (CD 2), 52:19 (CD 3), 60: 27(DVD 1), 127:42 (DVD 2), Erscheinungsjahr: 2020