Das Echolot lotet wieder – erkundet anscheinend nun ferne Welten. Drei Jahre nach Volva erscheint nun "Destrudo". Dieses Mal scheint das Schweizer Trio nicht in die Tiefen des Ozeans abzutauchen, sondern zu einem fremden, bizarren Ort zu reisen. Im Gegensatz zum Vorgänger sind nur drei Songs (statt vier) enthalten – und diese haben sogar Namen (statt nur Nummern) spendiert bekommen.
"Frozen Dead Star" fängt erst harmlos an, bevor nach einer Minute die mächtige Sludge-Keule ausgepackt wird, auf instrumentaler Ebene zuschlägt, während der fiese Gesang einsetzt. Bei dem Titel in Verbindung mit dem Cover stelle ich mir eine raue, zerklüftete Felsenlandschaft auf einem fernen Planeten vor, eine Welt, geprägt von Wind und Wildheit, in der Nähe einer erloschenen Sonne. Der Song nimmt uns mit auf eine Reise, wir scheinen zu schweben über bizarr aufgetürmten Gesteinsformationen, die in endlosen Ebenen in den Himmel ragen. Dazwischen in der kargen Landschaft schroffe Täler, stellenweise mit fremdartiger Schönheit – festgehalten in zurückhaltenden Melodien, die zwischen den ruppigen Riffs den Boxen entströmen. Herrlich, wenn ein Stück Musik das Kopfkino zu Bildern animiert. Nach zehn Minuten ist dieser Trip vorbei.
Der nächste wird "Orbital", nun scheint der Blick nicht auf den Boden gerichtet, sondern vom imaginären Raumschiff nach oben, vielleicht zur erkalteten Sonne, vielleicht zu fernen Sternen. Der Anfang wirkt etwas beschwingt, nicht mehr ganz so schwerfällig. Doch dann setzt die Stimme ein und wir bekommen die Macht der Schwerkraft zu spüren. Danach wird es etwas leichter, sphärischer, harmonischer. Der Start und die Beschleunigung haben aufgehört, nun schweben wir, gleiten dahin, begleitet von Klargesang und melodischeren Klängen. Dann eine Kurskorrektur, die Erinnerung an die Maschinerie, die diese Reise ermöglicht, doch bald richtet sich der Blick wieder nach außen, auf die Eindrücke, die von dort in uns hineinströmen. Echolot bieten immer wieder spacige Elemente im Sog des Sludge-Dooms, etwas Leichteres ist eingebunden in die Heavyness.
Das finale Stück "Wind Up North" hat schließlich knapp zwanzig Minuten, also so viel wie die beiden davor zusammen, kann sich also mehr Zeit nehmen, um sich aufzubauen, fängt daher recht psychedelisch an, für einen Moment zumindest, bevor wieder die Schwere zuschlägt. Riffs türmen sich, ohne Eile, dann kommt wieder die Stimme. Seltsamerweise gelingt dieser, gleichzeitig hart und harmonisch zu wirken, was auf instrumentaler Seite gespiegelt wird. Nach etwa drei Minuten wird es ruhiger und reduzierter, dabei entschleunigter und der Jam-Charakter der Musik gewinnt die Oberhand. Minuten verstreichen so, alles fließt vor sich hin, scheinbar eingebunden in kosmische Harmonie. Langsam steigert sich die Intensität wieder, die Gedanken kommen aus dem Unbewussten zurück ins Bewusste, der Verstand übernimmt die Kontrolle, ordnet die Eindrücke, gibt sich dann hin an den Fluss der Zeit, um sich schließlich in Harmonie aufzulösen, eins mit dem Universum zu werden.
Erneut lässt sich das, was Echolot erschaffen, am besten bildlich beschreiben, als Vorstellung (wobei natürlich individuell ist, was der/die Einzelne dabei an Bildern sieht). Die Mischung aus Doom, Sludge und Psychedelic berührt, nimmt mit, wenn man sich darauf einlässt, ist es eine persönliche Erfahrung, die zu faszinieren vermag. Wer dazu bereit ist, kann in "Destrudo" aufgehen, es erleben. Wer nicht, lässt es lieber.
Line-up Echolot:
Lukas Fürer (guitar, vocals)
Renato Matteucci (bass, vocals)
Jonathan Schmidli (drums)
Tracklist "Destrudo":
- Frozen Dead Star (9:38)
- Orbital (9:23)
- Wind Up North (19:33)
Gesamtspielzeit: 38:35, Erscheinungsjahr: 2020
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