1988 wurde eine Band namens Mush & The Room gegründet. Neben Konzerten in deutschen Clubs war man Support für Zodiac Mindwarp beziehungsweise The Woodentops. Ende 1988 reiste die Combo nach Indien und traf Timothy Leary, den »[…] LSD-Guru […]«. Er schlug den Musikern vor beim musikalischen Einwohnermeldeamt der Stadt Köln eine Namensänderung in Rausch vorzunehmen.
Das Quintett brachte 1989 mit "Rausch" sein Debüt auf den Markt. Rausch ist vielbeschäftigt. Man findet die Formation im Line-up von Festivals und »[…] sie nehmen an der Fernsehproduktion "Madhouse" teil. […]« Ende 1990 erscheint die "Indi(A) Collection". Mitte 1991 kommt "Glad" auf den Markt. In dem Jahr machte Rausch auf einer anderen Bühne von sich Reden … sie sorgten »[…] mit ihrem "Keine Macht den Doofen" T-Shirt für einen kleinen Skandal und werden durch Unterlassungsklage des Bundesgesundheitsministeriums gezwungen, die Produktion sofort einzustellen. Danach werden die Leibchen gnadenlos raubkopiert. […]«
Aber auch ohne diese Präsenz auf einem musikalischen Nebenschauplatz war und ist die Musik von Rausch bemerkenswert. In den Achtziger- und Neunzigerjahren kam so viel Mist auf den Markt, dass sich der relativ anspruchsvolle Musikfan die wenigen Rosinen aus dem Veröffentlichungs-Teig picken musste.
Platten von Rausch gehörten definitiv zu dieser Auslese.
1992 erschien das Album "Good Luck" und 1994 war Rausch mit "Massive" am Start. »[…] Das Album erschien teilweise in limitierter Hanf-Auflage. […]« Weitere Alben waren "On" (1996) und "Flashback 2004-1989" (2004). Begleitend zu den Longplayern gab es auch immer Singles.
Bei einigen Wechseln im Line-up gründen Sänger Peter Sarach sowie Schlagzeuger Wolly Düse das Soloprojekt Cowboys On Dope. Es wurde nie so ganz still um Rausch. Im Zeitalter der neuen Medien gibt es Alben der Kölner Band als mp3, Videos kann man auf You Tube sehen.
Einige Rausch-Erlebnisse befinden sich im Archiv des Rezensenten und "Glad" sollte es dann für eine Rezension sein. "Irisch Stew" bringt die CD in beeindruckender Weise aus den Startlöchern. Textlich beschäftigt man sich mit der damalig-prekären Thematikvon Terror und IRA. Nach einem düstern Beginn geht es in diesem ersten Track hart-rockend zu. Wohl genauso hart wie so manche Situation auf der Insel. Peter Sarach singt mit tief-rauer Stimme. Ein echtes Juwel, diese Stimme. Energisch und unverbraucht. Ebenso die zupackenden Gitarren von M.T. sowie Eddy van Helder. Der Frust muss raus!
"Can’t Save This World" ist ein fantastisch straighter Rocker mit einem hinlangenden Gitarren-Kurz-Solo. Knapp drei Minuten Rock’n’Roll à la Rausch. Die Band im Zoo? In "Monkey" biegen sich die Bananen noch mehr, als in der Realität. Rausch im rockenden Rausch mit einem Peter Sarach und seinen Affen-Tönen.
"Get Stoned" beschleunigt die Dinge und zum mit so einigen herrlichen Breaks versehen Stück gesellt sich definitiv noch das eine oder andere musikalische Zitat. Als Schwerpunkt, neben den The Troggs, ist die australische Band INXS auszumachen. Großartig, nicht nur wegen der Zitate.
Hey, gibt es hier überhaupt eine entspannt-ruhige Phase auf der Scheibe? Im Booklet, das sich zu einem kleinen Poster entfalten lässt, ist zwar nicht genau angegeben, wo F.M. Einheit von Einstürzende Neubauten mitwirkt, aber vorstellbar wäre es im für die Scheibe ungewöhnlichen "Let The Machines Work". Mit künstlich erzeugten Drum-Sounds und allerlei Sound-Zugaben klingt diese Nummer wie ein Abgesang auf industrielle Machenschaften. Man merkt es kaum, aber schon zu Beginn mischen Trompeten-Klänge mit. Die pellen sich im Laufe der Nummer immer mehr aus dem Gefüge und dann, man glaubt schon gar nicht mehr daran, ist Reiner Winterschladen mit seinem Instrument immer deutlicher zu hören. Klasse Song! Auch die Slide-Einlagen von Les Dudek sind toll.
"Eternity" ist dann die dynamische Ballade der Platte. Herrlich, wie die Backing Vocals mit Peter Sarachs Gesang harmonieren. Ja, so kann man sich die Ewigkeit und ihre tickende Uhr vorstellen. Relaxt und einfach schön. Heile Welt darf es auch einmal sein, oder?
Damals wie heute zeigt Rausch Wirkung. Irgendwie kommen einem die "Glad"-Lieder so vor, als hätten sie gar nicht eine so lange Vergangenheit hinter sich. Spricht ja nur für die Musik von Rausch.
Line-up Rausch:
Peter Sarach (vocals, guitar, harmonica)
M.T. (guitar, saz, bass, vocals)
Eddy van Helder (guitar, bass, vocals)
R. Le Ukel (bass)
Wolly Düse (drums, guitar, bass, vocals)
Guest Musicians:
Les Dudek (slide guitar)
Tim Buktu (piano, vocals)
Reiner Winterschladen (trumpet)
Paul Brodkorb (bass)
F.M. Einheit (spachtel, general motors, junkyard)
Brigitta Schaub (cello, vocals)
Tracklist "Glad":
Irish Stew
Can’t Save This World
Trashman
Let The Machines Work
Friends In Excess
"e"
Monkey
Get Stoned
Glasshouse
Harmony
Eternity
Gesamtspielzeit: 47:29, Erscheinungsjahr: 1991
Neueste Kommentare