Die Metal-Spezialisten unter den Lesern werden wahrscheinlich bereits am Bandnamen erkannt haben, worum es hier geht. Die im US-Bundesstaat Florida gegründete Metal-Band Siren existierte in ihrem ersten Leben von 1981 bis 1991 und brachte während dieser Zeit mehrere Demos sowie die beiden Alben "No Place Like Home" (1986) und "Financial Suicide" (1989) auf den Markt. Bereits in diesen zehn Jahren drehte sich das Personal-Karussell geradezu schwindelerregend, sodass sogar die größten Fans der Combo bald nicht mehr wussten, wer beim nächsten Auftritt auf der Bühne stehen würde. 2010 sollte Siren noch einmal auf dem Keep It True-Festival spielen, musste aber kurzfristig absagen. 2018 klappte es dann aber doch noch in der Besetzung Gregg Culbertson (bass), Todd Grubbs sowie Hal Dunn an den Gitarren, Ed Aborn (drums) und Doug 'Dead' Lee am Gesang.
Nun taucht diese neue Scheibe unter dem Namen Rob Phillips Siren auf. Der gute Rob war in den ersten Jahren der Band (mehrfach) als Gitarrist am Start, ist auf dieser neuen Scheibe jedoch lediglich als Sänger zu hören. Von der aufgeführten Keep It True-Besetzung hat es lediglich noch der Gitarrist Todd Grubbs auf "Beyond The Rainbow" geschafft, was immer mehr Fragezeichen hinsichtlich der inneren Stabilität dieser Combo aufkommen lässt. Aber widmen wir uns der Musik, denn schon allein diese wird die geneigten Hörer wahrscheinlich spalten. Und der Grund dafür sind die Songs, die in etwa in die Richtung progressiver oder alternativer Hard Rock gehen, der immer wieder mal mit Metal-Elementen gewürzt wird. Die Musik ist nicht hochkomplex komponiert oder arrangiert, sie ist auch nicht sperrig oder abgehoben, sondern lediglich ungewöhnlich in der Art ihrer Zusammensetzung. An anderer Stelle im weltweiten Netz wurde mal bezüglich des ersten Albums von Siren vermerkt, dass sich die Tracks dem Hörer nicht sofort erschließen, sondern erst nach mehrmaligem Hören entfalten würden. Was auch das neue "Beyond The Rainbow" punktgenau beschreibt.
Die Songs wechseln von fetzig-rockig (wobei hier eindeutig keine Schnelligkeits-Rekorde gebrochen werden) und ruhigeren Stücken, bei denen gerne auch mal die akustische Gitarre ins Spiel gebracht wird. Dabei macht diese Formation bei der zweiten Kategorie den eindeutig besseren sowie sichereren Eindruck, was nicht nur den Gesang, sondern das komplette Songwriting angeht. Bei den schnelleren Stücken hat man dagegen den Eindruck, dass das Quintett manchmal ein bisschen ’schwimmt'. Richtig geil kommt allerdings "Be Right Now", das nach unheilschwangerem Beginn mit bedrohlich klingenden Gitarrensounds den vierten (Rock-) Gang einlegt und Gummi gibt. Besonders stark einbringen kann sich hier Chip Gardners Orgel, die die Gitarren-Riffs mit fetten und sehr 'warm' klingenden Sounds hervorragend unterstützt. Geschmackssache dürfte dagegen wieder Phillips Gesang sein, der sich beim Refrain in Höhen vorwagt, mit denen er offensichtlich schwer zu kämpfen hat.
Sehr gut gemacht ist auch der epische 'Rausschmeißer' "Sympathetic Response", der sich erneut in ruhigeren Gefilden aufhält und den Rob Phillips gesanglich wieder deutlich besser im Griff hat. Letzten Endes ist die Platte also ein zweischneidiges Schwert. Mir gefällt sie immer besser, aber ich habe auch bereits einige Durchläufe hinter mir. Mit 'Liebe auf das erste Hören' wird es hier also wahrscheinlich nicht unbedingt klappen. Da bzw. weil das aber bei jeder/m anders sein mag, würde ich – falls möglich – das Teil erstmal antesten. Meine Empfehlungen diesbezüglich sind die bereits erwähnten "Be Right Now" und "Sympathetic Response", außerdem noch "High Wire" sowie "Forever Now Never".
Line-up Rob Phillips Siren:
Rob Phillips (vocals)
Mike Cupino (drums)
Todd Grubbs (guitars)
Chris Bonelli (bass)
Chip Gardner (keyboards)
Tracklist "Beyond The Rainbow":
- Lawless Life
- High Wire
- Crazy Legs
- Empty Ocean
- No Vacancy
- Forever Now Never
- Red Wings
- Sundown
- End User
- Be Right Now
- Sympathetic Response
Gesamtspielzeit: 52:56, Erscheinungsjahr: 2020
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