Nach "My Window" (2014) und "Clouds" (2017) ist "Caged Bird" das dritte Album der in Zeeland aufgewachsenen Ellen Shae.
Ein wenig Erdkunde: Zeeland ist eine an der Nordsee gelegene Provinz, in der Nähe der belgischen Grenze gelegen. Die herrliche Urlaubsgegend ist geprägt von Inseln sowie Halbinseln. Middelburg, Vlissingen, Goes oder Zierikzee sind ziemlich bekannte Städte.
Wie aus Ellen Shaes Biografie hervorgeht, ist sie »[…] seit ihrem dreizehnten Lebensjahr auf der Bühne. Mit sechzehn folgte dann klassischer Gitarrenunterricht […]«.
»[…] Sie sang Rock, Jazz und Blues in verschiedenen Bands. […]«
Sie »[…] begann Songs zu schreiben und arbeitete mit Folk- und Americana-Musikern zusammen. […]«
Rock, Jazz, Blues und dann Folk beziehungsweise Americana bieten ja ein breites Spektrum an musikalischen Erfahrungen. Stolz sein darf Ellen Shae definitiv darauf, im Sommer 2019 als erste niederländische Künstlerin Teil des Falcon Ridge Festivals in Hillsdale, nahe Woodstock gewesen zu sein.
Zwei Songs ("Caged Bird"/"Open Road") schrieb die Niederländerin gemeinsam mit Tom Mank (auch Little Green Blackbird, Tom Mank/Sera Smolen). Über ihn lernte sie Rich DePaolo (The Burns Sisters, Joel Rafael), den Multiinstrumentalisten sowie Produzenten der vorliegenden Platte, kennen. Schlagzeuger Bill King hat ebenfalls einige Credits vorzuweisen.
Tatsächlich ist der Harper Gait Klein Kromhof der einzige weitere niederländische Musiker auf "Caged Bird". Er veröffentlichte vor längerer Zeit unter seinem eigenen Namen die herrliche Scheibe "Gait".
Widmen wir uns zunächst dem ersten Track der gut siebenunddreißigminütigen CD.
Ein Sopransaxofon erzeugt schon eine besondere Atmosphäre. Verträumt ziehen sich die Mark Karlsen-Klänge durch den wunderschönen Song. Ellen Shaes Gesang passt so wunderschön zur Stimmung des Openers. Verstärkung erhält dieser Eindruck, wenn sie mit sich selbst im Chor singt. Der Titeltrack "Caged Bird" hebt die Messlatte schon über eine Standardmarke hinaus. Einerseits klasse, andererseits schade, denn nach dem Eröffnungssong packt Mark Karlsen sein Holzblasinstrument schon wieder ein.
Gait Klein Kromhof kontrastiert die sich bis in rootsrockiges Terrain bewegende Stimmung in "Open Road" durch bluesige Farbtupfer.
Nachttauchen macht bei bestimmten Bedingungen Spaß. Bei Ellen Shae hat "Dive In The Dark" natürlich einen ganz anderen Anspruch/eine ganz andere Bedeutung. Wie in so manch anderem Track spielt die transportierte Stimmung der Lieder eine ganz besondere Rolle. Hier ist es die durchaus zupackende E-Gitarre im Slide-Sound, die Akzente setzt. Die relativ breit gefächerten Kompositionen gefallen einfach.
Kommen die verschiedenen Streicher ins Spiel, wird es richtig sinnlich, melancholisch, nachdenklich. So ist zum Beispiel "Judging" eine wunderschöne Inszenierung der Schwermütigkeit.
Vor "Caged Bird" war Ellen Shae für den Rezensenten eine unbekannte Musikerin.
Mit "Caged Bird" ist es ihr gelungen, ein riesiges Tor des Gefallens aufgestoßen zu haben.
Chapeau, Ellen Shae!
Wegen Corona sind geplante Konzerte auch bei ihr abgesagt worden. Vielleicht ergibt sich nach Lockerungen die Möglichkeit, Ellen Shae live zu erleben.
"Caged Bird" weckt den Wunsch danach.
Bleibt gesund und nehmt euch zur Ablenkung Zeit für gute Musik.
Line-up Ellen Shae:
Ellen Shae (guitar, vocals)
Rich DePaolo (bass, guitars, mandolin, banjo, keyboards, miscellaneous)
Bill King (drums)
Mark Karlsen (soprano saxophone – #1)
Gait Klein Kromhof (harmonica – #3)
Doug Robinson (upright bass – #4)
Sera Smolen (cello – #5,8,9)
Max Buckholtz (viola, violin – #8)
Tracklist "Caged Bird":
- Caged Bird
- Polluted Air
- Open Road
- Rhyme
- Toby
- Dive In The Dark
- Salt
- Judging
- Homesick
Gesamtspielzeit: 37:37, Erscheinungsjahr: 2020
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