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Timothy Jaromir / Hiraeth – CD-Review

Timothy Jaromir / Hiraeth

Nanu – diesen Plattentitel hatte ich doch schon einmal gelesen – "Hiraeth". Richtig, das war die gleichnamige Platte des Australiers Tim McMillan aus 2017. Hiraeth stammt angeblich aus dem Walisischen und soll in etwa mit den Begriffen Heimweh oder Trauer über Verstorbene in Zusammenhang gebracht werden und eher etwas Unwirkliches ausdrücken.

Nun denn, ein weiteres "Hiraeth", dieses Mal vom Schweizer Singer/Songwriter Timothy Jaromir, einem Musiker mit englischen und tschechischen Wurzeln. Diese Platte ist seine dritte Veröffentlichung, mit Musik, die irgendwo im Spannungsfeld zwischen Pop, Rock und Folk anzusiedeln ist hinsichtlich ihrer Stimmung. Und so pendelt diese zwischen diesen Polen, einige Songs erweisen sich dabei durchaus als tauglich für moderne und aktuelle Charts ("Afterglow"), andere dürften hinsichtlich dessen, dass sie sehr hochwertig und ein wenig komplizierter in den Arrangements strahlen oder reduzierter wirken, weniger Chancen dafür haben.

Neben einer festen Begleitband gibt es einige Gäste, die für wichtige Einschübe sorgen in der Gestaltung und schließlich im Ausdruck der jeweiligen Titel. Drei Mal wird Jaromir von Rykka gesanglich unterstützt, einer schweizerisch-kanadische Sängerin, die die Schweiz einst beim Eurovision Song Contest 2016 vertrat.

Ein wenig anders gestaltet ist der vierte Track, hier mit Gästen am akustischen Bass und an der akustischen Gitarre, und Vania Sousa bringt einen harmonischen Gesangspart ein. Dabei ist der Sound eher auf die folkige Variante ausgerichtet und zählt für mich zu den schönsten der Platte.

Neben den Eigenkompositionen hat der Protagonist auf einen Fremdtitel zurück gegriffen, das ist "Running On Empty" von Jackson Browne. Der Song ist harmonisch eingebettet in den Gesamtkontext der Platte, und Timothy Jaromir macht ihn sich durch seine Interpretation sehr zu Eigen, diese typische Stimmung von Browne ist nicht mehr zu verspüren. Einerseits ist das gut gelungen, andererseits ziehe ich das Original jederzeit vor.

Nun höre ich den Titelsong, wiederum mit einer sehr folkigen Komponente, und des Künstlers harmonischer Gesang kommt derart reduziert, hier mit einer einleitenden Begleitung durch die akustische Gitarre, vollends trefflich zur Geltung. Mit einem Hauch Melancholie versehen und durch die im Hintergrund leicht schwelende E-Gitarre ist auch dieser Titel einer der für mich besten der Produktion. Und so kann ich nicht umhin, festzustellen, dass einerseits mittels der mehr an Pop orientierten Stücke, neben dem Eröffnungssong sei hier noch "Pill Box" zu nennen, ein schneller Zugang zur Musik erfolgen kann, andererseits aber durch die mehr reduzierten und am Folk orientierten, diese ein höheres Maß an Schönheit und Tiefe ausstrahlen.
Und genau so findet die Platte dann auch ihren Abschluss mit dem zarten "River On The Rise", gesanglich von Reza Dinally unterstützt.


Line-up Timothy Jaromir:

Timothy Jaromir (vocals, acoustic & electric guitar)
Giuliano Sulzberger (electric guitar, keyboards, bass)
Severin Graf (bass)
Maxime Paratte (drums)
Daniel Gisler (keyboards)
Michael Flury (trombone)
Rykka (vocals – #1, 5, 7))
David Gavan Baxter (acoustic guitar – #4)
Brian Kobayakawa (double bass – #4)
Lukas Sudewa (beat production – #4)
Nicolas Sciarrone (electric guitar – #2)
Vania Sousa (vocals – #4)
Lindsay Ferguson (vocals – #2)
Reza Dinally (vocals – #8)
Tobias Carshey (vocals – #6)

Tracklist "Hiraeth":

  1. Afterglow (feat. Rykka)
  2. Pill Box
  3. My Alaska
  4. Ghosts (feat. Vania Sousa)
  5. Rabbit Hole
  6. Running On Empty
  7. Hiraeth
  8. River On The Rise (feat. Reza Dinally)

Gesamtspielzeit: 29:13, Erscheinungsjahr: 2020

Über den Autor

Wolfgang Giese

Hauptgenres: Jazz, Blues, Country
Über mich: Althippie, vom Zahn der Zeit geprägt, offen für ALLE Musikstile
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Mail: wolfgang(at)rocktimes.de

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