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Under The Reefs Orchestra / Same – CD-Review

Under The Reefs Orchestra / Same

Mit dem Under The Reefs Orchestra präsentiert sich eine Band aus Belgien, um den Gitarristen Clement Nourry. Dieses Trio ist recht ungewöhnlich besetzt, und zwar neben der Gitarre noch Keyboards, vom Gitarristen gespielt, einem ebenfalls Gitarre spielenden Schlagzeuger und einem Saxofonisten, der das nicht ganz so gängige Bass-Saxofon spielt. Als Gast geladen ist auf einem Song ("Tucuman") der Posaunist Sebastien Van Hoye.

Laut Angaben auf der Webseite der Band sei man inspiriert worden durch französische Kammermusik des neunzehnten Jahrhunderts, durch Jim O’Rourke und Moondog. Diese möglichen Einflüsse versprechen eine höchst interessante Mixtur.

Und so startet die Platte auch in einem recht festlich klingenden Umfeld, eine kammermusikalische Stimmung ist nicht von der Hand zu weisen, der Song schwebt recht verspielt für gut zweieinhalb Minuten dahin mit Gitarren und Saxofon. Dann setzt der rockende Rhythmus ein, dazu gesellt sich eine Spur coolen Funks und die Keyboards sind es wohl, die satt dazu brummen. Bei Minute Vier hebt Nourry dann ab zu wilden Exkursionen mit der Gitarre, ein Hauch Sonny Sharrock inbegriffen, doch der Rest der Band hält den Song fest verankert am Boden.

Jedenfalls ist "Une île" ein vielversprechender Auftakt, gut sieben Minuten lang. "Sumo" stolpert schleppend dahin, scheppernde Gitarren, ein verzerrter Hintergrund-Sound und ein Schlagzeuger, der nach knapp zwei Minuten eine grundsolide Rhythmus-Arbeit anbietet, laut und knallend, wie man es beispielsweise von John Bonham kennt.

Auffällig ist nach einigen Songs, dass eine gewisse Gleichförmigkeit eintritt. So hatte ich erwartet, dass gerade die Kombination mit dem Saxofon ein wenig mehr von jenem Instrument in den Vordergrund spült. Doch ist es eigentlich eher als Ersatz für den fehlenden Bass in der Band verwendet worden. Denn gerade mit dem Bass-Saxofon hat es im Bereich Jazz recht interessante Beispiele gegeben, u. a. fällt mir Anthony Braxton ein.

Und so ist es Nourry, der die solistischen Parts bestreitet, das Saxofon jedoch bewirkt immerhin, dass dieser teils düstere Sound untermauert wird durch einen mitunter fast drohnenhaften Hintergrund. Doch Nourry tobt sich darüber aus, nutzt die Bandbreite seines Instruments und scheint die Freiheit zu genießen. Daneben jedoch kann er ebenfalls sehr schöne harmonische Klangstrukturen erzeugen, stets ein wenig verhallt, und auf "Hana" gar ein wenig hawaiianisch klingend. Gelegentlich wirkt die Musik wie eine solche, die man für einen Film verwenden könnte, das vorgenannte Stück zum Beispiel erzeugt bei mir eine solche Vorstellung.

Entstanden ist letztlich ein reines Instrumental-Album, dass sich vorwiegend aus dem Genre Rock bedient, mit gelegentlichen Schlenkern zum Art Rock, dann wieder, bedingt durch das freie Gitarrenspiel, Elemente des Jazz' einbezieht. Oft klingt die Musik relativ strukturlos und schwebend, mit meditativen Einschüben, verspielt und versponnen. Und so findet sich der eine oder andere Song erst im Rahmen seiner Laufzeit und entsteht aus dem gemeinsamen Spiel der drei Protagonisten, spontan aus dem Augenblick wirkend. Aber letztlich hätte man dieses Album ebenso in der Besetzung Gitarre, Bass, Schlagzeug einspielen können, denn mir fehlt die wichtige Präsenz des Saxofons.


Line-up Under The Reefs Orchestra:

Clement Nourry (guitars, keyboards)
Louis Evrard (drums, guitars, drum machine)
Marti Melia (bass saxophone)
Sebastien Van Hoye (trombone – #4)

Tracklist "Under The Reefs Orchestra":

  1. Une île
  2. Sumo
  3. Eldorado
  4. Tucuman
  5. Hana
  6. Le Marcheur
  7. Le Naufrage

Gesamtspielzeit: 35:14, Erscheinungsjahr: 2020

Über den Autor

Wolfgang Giese

Hauptgenres: Jazz, Blues, Country
Über mich: Althippie, vom Zahn der Zeit geprägt, offen für ALLE Musikstile
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Mail: wolfgang(at)rocktimes.de

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