Okay, eines muss man diesen drei Schweden lassen: Nicht nur vom Sound und dem Gesamtbild machen sie bereits mit ihrem Bandnamen erst gar keinen Hehl daraus, ein weiterer Versuch zu sein die riesige Lücke zu füllen, die die Band Motörhead nach dem Tod des Bandleaders Lemmy Kilmister hinterlassen hat. Aber alles gut, nachdem dieser Fakt sehr schnell klar war, konnte der Rezensent dann auch mit den korrekten Voraussetzungen an das Review zu "Baptized In Gasoline" gehen. Außer, dass das Trio 2018 gegründet wurde und das mir nun vorliegende "Baptized In Gasoline" scheinbar dessen Debütscheibe ist, haben die Skandinavier es nicht so besonders damit am Hut, Informationen über sich selbst zu liefern. 'Warum auch, zur Hölle mit dem Kinderkram' werden sich wahrscheinlich denken. 'Wir lassen die Musik sprechen!' Na, dann mal los …
Erwartungsgemäß geht es mit dem Opener "Hey-Hey!" direkt in die Vollen, wenn auch nicht die Geschwindigkeit betreffend. Vielmehr hat sich diese Nummer vom Aufbau her ziemlich nah an dem Motörhead-Track "Deaf Forever" (aus dem Album "Orgasmatron", 1986) orientiert, sprich, relativ ruhige Strophen, die sich dann in einem öffnenden Refrain entladen. Am (natürlich nie vollständig kopierbaren) Sound ihrer Vorbilder sind die Nordeuropäer relativ nah dran und Björn Ohlson macht seine Sache auch ziemlich gut, gesanglich so nah wie möglich wie Mr. Kilmister zu klingen. Das Gaspedal drücken die Schweden beim anschließenden "Hammerdown" dann mal so richtig nach unten und machen mächtig Alarm. Ein richtiger Hinhörer und mein Favorit auf dieser Scheibe ist jedoch "Run Like Hell", bei dem vom Songwriting, dem Arrangement sowie der Produktion alles zu einhundert Prozent auf den Punkt passt.
Cool groovende Strophen münden in einen Refrain, der über eine sehr starke Gesangsmelodie verfügt. Gute Songs gibt es allerdings gleich mehrere auf dieser Scheibe, selbst wenn sich von der Produktion unheimlich viel nach der größten Inspirationsquelle des Dreiers anhört. Da wären beispielsweise das geradeaus auf die Zwölf und genau zwischen die Lichter treffende "Murder", das ebenso agierende und keine Gefangen nehmende "Kill You 'til You’re Dead", das rockigere und etwas gedrosseltere "Slaughter" oder das differenzierter sowie vielseitiger aufgebaute "8 Million Reasons To Cry". Und selbst, wenn die Vermutung nahe liegt: "Rock’n’Roll" ist kein Cover der damaligen Motörhead-Besetzung Kilmister/Campbell/Burston (aka 'Würzel')/Taylor. An der Qualität der Songs liegt es also nicht und es dürfte wahrscheinlich auch ein einzigartiges Fest sein, diese drei Musiker mal gemeinsam auf der Bühne zu erleben. Rock’n’Roll-Abrissbirnen garantiert!
Somit dürften die ausgeführten Gründe für oder eben auch gegen diese Scheibe – deutlich auf der Hand liegen. Ein eindeutiges Fazit lässt sich hinsichtlich "Baptized In Gasoline" also höchstens dahingehend ziehen, dass dieses Album ein Gewinner für alle sein dürfte, die neue – und zugegebenermaßen sehr gute – Songs brauchen, die sich fast genau nach Motörhead anhören. Für alle anderen sollte sich jedoch die Frage stellen, ob sie nicht doch lieber in den Schrank greifen bzw. anderweitig einkaufen und sich (mindestens!) eins der mehr als zwanzig Studioalben des Originals zu Gemüte führen wollen. The choice is yours to make …
Line-up Bürner:
Mats Thuresson (bass)
Björn Ohlson (guitars, vocals)
Jan Andersson (drums)
Tracklist "Baptized In Gasoline":
- Hey-Hey!
- Hammerdown
- Kill You 'til You’re Dead
- Run Like Hell
- Gasoline
- Slaughter
- The Burner
- Don’t Fake The Ache
- Murder
- 8 Million Reasons To Cry
- Rock’n’Roll
- On The Shitlist
Gesamtspielzeit: 40:32, Erscheinungsjahr: 2020
Neueste Kommentare