Im Jahr 2006 aus der Band Dr. Faustus entstanden, entschlossen sich die drei Musiker Paul Sartin, Saul Rose sowie Benji Kirkpatrick neben der Musik auch den Namen ihrer Combo nicht großartig zu verändern. Somit war Faustus geboren und das gleichnamige Debütalbum erschien 2008. Nur etwa zwölf Monate später entschloss sich das Trio jedoch eine längere Pause einzulegen, die erst 2011 beendet wurde. Nochmal stramme zwei Jahre dauerte es bis zur Nachfolgescheibe "Broken Down Gentlemen" und anschließend weitere drei – womit wir in der Gegenwart angekommen wären – bis zum dritten, mir jetzt vorliegenden Werk "Death And Other Animals".
Der Dreier spielt englische Folk-Musik, die doch sehr stark in deren Tradition verwurzelt ist, selbst wenn es sich bei den meisten Nummern (zumindest teilweise, entweder die Musik oder der Text) um Eigenkompositionen handelt. Erwartungsgemäß bestimmen akustische Instrumente wie Gitarren, eine Mandoline, eine Bouzouki, die Oboe oder Violine das Bild. Der Gesang kommt sehr oft dreistimmig daher und die Themen der einzelnen Tracks handeln genretypisch von gesunkenen Schiffen, mystischen schwarzen Hunden oder den ganz allgemeinen Unwegbarkeiten im Leben des kleinen Mannes.
Die drei Briten sind schon lange nicht mehr grün hinter den Ohren, was man der Musik auch deutlich anhört. Benji Kirkpatrick hat beispielsweise bereits mit Maddy Prior, Steeleye Span oder der Oysterband zusammengearbeitet, Saul Rose war lange Zeit Mitglied der Band Waterson:Carthy und Paul Sartin stand davor in Diensten von Bellowhead sowie Belshazzar’s Feast. So tief wie die Erfahrung (aus der sie schöpfen können), so riesengroß ist natürlich auch der Fundus an Songmaterial. Von der Auslegung her ist durchaus mal was Moderneres dabei, aber zumeist werden ältere Stilistiken gewählt. Das geht so weit, dass zum Beispiel "False Foxes" wie ein Mittelalter-Tanz klingt.
Was leider etwas auf der Strecke bleibt, ist die Abwechslung. Die Arrangements sind zwar clever gesetzt, dennoch steht in den meisten Fällen die Violine im Vordergrund und die Melodien an sich hätten auch etwas variabler sein dürfen. Zwar haben wir es hier mit traditionellem Folk zu tun, was die obige Feststellung als Argument aber dennoch nicht ganz vom Tisch fegen kann. Auf der Plusseite stehen die guten Gesangsharmonien und auch an der Einspielung an sich sowie dem Sound kann nicht gemäkelt werden.
Insgesamt gesehen kommen die elf Tracks doch sehr getragen und ’schwer' daher, was einer der Gründe ist, warum ich persönlich im direkten Vergleich die traditionelle irische Musik bevorzuge. Dort geht es zwar in den Texten sehr oft auch um alles andere als rosarote Wolken, allerdings ist die Musik meist flotter, abwechslungsreicher, voller Leben und… ja, fröhlicher. Aber das ist ganz sicher reine Geschmackssache und somit eine rein individuelle Betrachtungsweise.
Jeder Interessierte sollte also vor dem Kauf mal reinhören, wofür ich Tracks wie "While Gamekeepers Lie Sleeping", "Adieu To Bon County", "False Foxes" oder "The Death Of The Hart Royal" empfehle. Die guten wie die nicht ganz so prickelnden Aspekte von "Death And Other Animals" sind bereits weiter oben ausgeführt und ich könnte mir vorstellen, dass diese Musik live auf der Bühne vielleicht nochmal ein gutes Stück besser rüberkommt. Im Moment arbeitet Faustus an Terminen für eine Deutschland-Tour, die im kommenden Jahr 2017 stattfinden soll.
Line-up Faustus:
Benji Kirkpatrick (bouzouki, guitars, mandolin, vocals)
Saul Rose (melodeons, vocals)
Paul Sartin (oboe, cor anglais, violin, vocals)
Tracklist "Death And Other Animals":
- Slaves
- False Foxes
- While Gamekeepers Lie Sleeping
- Oh To Be A King
- The Deadly Sands
- Gurt Dog
- Adieu To Bon County
- One More Day
- The Death Of The Hart Royal
- Harry Kitchener’s Jig
- Death Goes A Walking
Gesamtspielzeit: 55:35, Erscheinungsjahr: 2016
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