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Dr. John / Creole Moon – LP-Review

LP-Review-Dr. John-Creole Moon

Nicht, dass es das noch nie gegeben hätte, aber ungewöhnlich ist es dennoch immer: Ein Doppelalbum mit lediglich drei bespielten Seiten. Schade um den verschwendeten Platz… Aber genug von den Nebenschauplätzen. Nachdem wir euch erst vor kurzem von der Rückkehr des 'Night Trippers' in Form des Albums Anutha Zone berichten konnten, liegt mir nun auch das original im Jahr 2001 erschienene Werk "Creole Moon" von der lebenden Legende Dr. John vor. Zwischen diesen beiden Platten lag mit "Duke Elegant" (2000) lediglich noch eine Verbeugung vor Mr. Ellington, dennoch unterscheidet sich der Sound erneut deutlich.

Nicht die Musik, denn die ist nach wie vor gewohnt hochklassig. Was auf "Creole Moon" anders ist, ist der Klang. Der hört sich nämlich deutlich ’sauberer' und produzierter, also lange nicht mehr so ’sumpfig' an, als das noch bei "Anutha Zone" der Fall war. Dafür gehen die Songs auf diesem Dreiseiter deutlich schneller und besser ins Ohr. Der Doktor hatte hier auch wieder diese unwiderstehliche Nawlins-Musik drauf, diese Mischung aus Blues, Jazz, Funk und Groove, Groove, Groove!

Ganz kräftig gefunkt wird bereits beim Opener "You Swore". Hier steht eindeutig der Groove im Vordergrund, aber es fällt auch auf, dass Dr. John wieder deutlich besser bei Stimme ist, als dies noch ein paar Jahre davor der Fall war. Auch bei "In The Name Of You" ist wieder ein Mörder-Groove im Spiel, der uns aber lediglich auf das erste absolute Hightlight, "Food For Thot", vorbereitet. Funkig groovend wird der Teppich für den Gesang des Doktors gelegt, der sich dann auch nicht zweimal bitten lässt und so richtig aufdreht. Aber auch "Holdin' Pattern", bei dem die Gitarre mal eine etwas dominantere Rolle einnimmt, ist alles andere als von schlechten Eltern.

Nach diesem extrem starken Beginn, geht es auf der zweiten Seite dann genauso weiter. Der Titelsong ist eine wunderschöne (einige Minuten zunächst instrumentale) Ballade, die vom Piano und Gesang des Meisters geführt und bestimmt wird. Ergänzt von wunderschönen Saxofon-Soli, den mit Besen gespielten Drums und einem dezenten Bass. Für "Bruha Bembe" verwendet der Protagonist wieder diesen beschwörenden Sprechgesang, die Atmosphäre bewegt sich ins Gespenstische und das Tempo wird angezogen. Um dem Unheimlichen umgehend etwas 'Gutes' entgegensetzen zu wollen, ist mit "Imitation Of Love" eine weitere richtig schöne Piano-Ballade am Start und "Now That You Got Me" ist ein flotter Groover vor dem Herrn.

Hammer, mit "Georgianna" ist (nach "Food For Thot") sogar noch ein zweiter echter Hit vertreten. Da die Welt aber bei weitem nicht immer gerecht ist, blieb und bleibt es bei einem sehr starken Albumtrack, bei dem Dr. John alles in seinen sehr gefühlvollen Gesang reinlegt, was er hat. Für "Monkey & Baboon" sind die Bläser und der New Orleans-Groove zurück und die Nummer könnte problemlos auf den besten Scheiben des Maestros stehen. Auch die restlichen Stücke der dritten Seite halten die Qualität problemlos und hinterlassen bereits bei den ersten Durchläufen einen superstarken Eindruck.

Mit "Creole Moon" war Dr. John eine weitere großartige Platte gelungen. Der Sound mag hier etwas sauberer, etwas glatter sein, aber die Tracks und deren Umsetzung sprechen eindeutig für sich. Auf 180g-Vinyl hört sich das dazu auch noch richtig geschmeidig, richtig 'warm' an, sodass diese Doppel-Scheibe mit drei bespielten Seiten (auf der vierten ist der auf dem Coverbild zu sehende Voodoo-Priester ein weiteres Mal erkennbar) auf ganzer Linie punkten kann. Klasse Album und bei Gesamtbetrachtung sogar ein gutes Stück besser als "Anutha Zone"!


Line-up Dr. John:

Dr. John (piano, Hammond B3, keyboards, lead vocals)
David Barard (bass, background vocals)
Herman 'Roscoe' Ernest III. (drums & percussion, background vocals)
Renard Poche (guitars, background vocals)

With:

David 'Fathead' Newman (saxophone – #A-1, B-4, C-6)
Sonny Landreth (slide guitars – #C-1,2,3)
Michael Doucet (fiddle – #A-4, C-1)
Kevin Louis (trumpet – #C-4)
Charley Miller (additional trumpet & flute)
Fred Wesley (trombone)
Theodore Arthur Jr. (alto saxophone, tenor saxophone)
Alonzo Bowens (baritone saxophone)
Eric Traub (tenor saxophone)
Tony Daigle (triangle – #C-1)
Curtis Pierre (additional percussion)
Michael Skinkus (additional percussion)
Nikki Richards (background vocals – #A-1, B-1, C-5)
Catherine Russell (background vocals – #A-1, B-1, C-5)

Tracklist "Creole Moon":

Side 1:

  1. You Swore
  2. In The Name Of You
  3. Food For Thot
  4. Holdin' Pattern

Side 2:

  1. Bruha Bembe
  2. Imitation Of Love
  3. Now That You Got Me
  4. Creole Moon

Side 3:

  1. Georgianna
  2. Monkey & Baboon
  3. Take What I Can Get
  4. Queen Of Cold
  5. Litenin'
  6. One 2 A.M. Too Many

Gesamtspielzeit: 17:02 (Side 1), 22:17 (Side 2), 27:08 (Side 3), Erscheinungsjahr: 2016 (2001)

Über den Autor

Markus Kerren

Hauptgenres: Roots Rock, Classic Rock, Country Rock, Americana, Heavy Rock, Singer/Songwriter
Über mich
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Mail: markus(at)rocktimes.de

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