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Willie Nelson / That’s Life – CD-Review

Willie Nelson - "That's Life" - CD-Review

Willie Nelson singt Sinatra. Spießig? Nee, wieso … ? Davon mal ganz abgesehen braucht der Amerikaner schon ewig niemandem mehr irgendwas zu beweisen und macht bereits seit Jahrzehnten nur noch, auf was er auch Lust hat. Dies allerdings immer auf qualitativ sehr hohem Niveau, sodass man ihm auch kaum etwas vorwerfen kann. Nelson und Sinatra kannten sich persönlich und schätzten sich sehr, was die Idee für ein solches Album sogar noch nachvollziehbarer macht. Bereits 2018 erschien mit der Platte "My Way" der erste Teil von Willies Hommage an seinen alten Freund, wofür er sogar einen Grammy einstreichen konnte. Nun also Part II in Form von "That’s Life", elf weitere Tracks, die sich herrlich entspannt aus den Boxen grooven und für relaxte Stimmung sorgen.

Dafür hatte sich der Protagonist erneut absolute Asse ins Studio eingeladen, die diesen unglaublich swingenden und groovenden Tracks frisches Leben einhauchten. Klar scheinen hier stilistisch eindeutig die vierziger und fünfziger Jahre durch, aber die Songs wirken mit der neuen Technik wieder unglaublich frisch und erstaunlicherweise auch aktuell. Bei den Instrumenten dominieren stilecht die mit Besen gespielten Drums, ein Stand-up Bass und natürlich die Blasinstrumente, die zum Zeitpunkt des Entstehens dieser Stücke gar nicht weg zu denken waren. Erstaunlich gut bekommt der eigentliche Country-Sänger die Phrasierungen hin, die so ganz anders und scheinbar ständig wechselnd mal vor und mal hinter dem Beat agieren. Kompliment! Apropos Vocals, für "I Won’t Dance" hatte sich der gute Willie die Sängerin Diane Krall als Duett-Partnerin eingeladen, was als sehr gute Idee verbucht werden kann.

Fast durchgängig sehr beschwingt und unbeschwert umschmeichelt die Musik die Ohren, selbst wenn es in den Texten mal ernster oder düsterer zugeht. Und alleine dadurch entsteht eine gewisse Wohlfühl-Atmosphäre, die man auch als Rocker durchaus mal genießen kann. Sehr bluesig kommt der Titeltrack daher und erinnert sogar etwas an den Klassiker "Nightlife" (unter anderem interpretiert von B.B. King, Chicken Shack und sogar den irischen Hard-Rockern von Thin Lizzy). Hier glänzen die tolle Harmonika von Mickey Raphael sowie das gefühlvoll rollende Piano von Matt Rollings (der die Scheibe zusammen mit Buddy Cannon auch co-produziert hat). Dabei handelt es sich jedoch eher um einen 'Ausbrecher', denn ansonsten regieren hier ganz klar Jazz und Swing mit kleiner bzw. mittelgroßer Bandbesetzung. Bezüglich der Song-Klassiker ist neben "I’ve Got You Under My Skin" noch das extrem gut gespielte und gesungene "In The Wee Small Hours Of The Morning" vertreten. Klasse!

Von dem gerade genannten Track abgesehen halten auch alle anderen Titel die Messlatte sehr weit oben, wodurch es hier auch keinen Ausfall zu verzeichnen gibt. Mit "Learnin' The Blues" bleiben Band und Sänger zwar beim Swing, was der sehr traurigen (bluesigen) Stimmung jedoch keinen Deut nehmen kann. Letzten Endes wird sich "That’s Life" wohl kaum auf einer Liste eines jeden waschechten Rockers bezüglich seiner Inselplatten finden lassen, dennoch ist das hervorragend gespielte und gesungene Unterhaltung für jeden, der auch mal über den Tellerrand hinausschauen kann – oder alternativ zwischendurch einfach nur mal was ganz anderes und trotzdem Gutes hören will. Eigentlich richtig schade, dass die Platte nur so kurz ist!


Line-up Willie Nelson:

Willie Nelson (acoustic guitar, lead vocals)
Matt Rollings (piano, B-3 organ, vibraphone, hand claps)
Dean Parks (acoustic & electric guitars, hand claps)
David Piltch (bass, hand claps)
Jay Bellerose (drums, hand claps)

With:
Mickey Raphael (harmonica)
Paul Franklin (steel guitar)
Chris McDonald (trombone)
Barry Green (trombone)
Jeff Coffin (tenor saxophone)
Mark Douthit (alto saxophone)
Doug Moffet (baritone saxophone)
Mike Haynes (trumpet)
Steve Patrick (trumpet, piccolo trumpet)
Matt Forbes (hand claps)
Ed Cherney (hand claps)
Buddy Cannon (hand claps)

Tracklist "That’s Life":

  1. Nice Work If You Can Get It
  2. Just In Time
  3. Cottage For Sale
  4. I’ve Got You Under My Skin
  5. You Make Me Feel So Young
  6. I Won’t Dance (featuring Diana Krall)
  7. That’s Life
  8. Luck Be A Lady
  9. In The Wee Small Hours Of The Morning
  10. Learnin' The Blues
  11. Lonesome Road

Gesamtspielzeit: 34:49, Erscheinungsjahr: 2021

Über den Autor

Markus Kerren

Hauptgenres: Roots Rock, Classic Rock, Country Rock, Americana, Heavy Rock, Singer/Songwriter
Über mich
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Mail: markus(at)rocktimes.de

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