John Renbourn (1944-2015) war ein wichtiges Aushängeschild der britischen Folk/Folk Rock-Bewegung. Bekannt wurde er vor allem als Mitglied der Band Pentangle, gegründet 1967. Bereits vorher veröffentlichte er 1965 ein Solo-Album, auf dem er durch sein hervorragendes Fingerpicking auf sich aufmerksam machte, und so war er neben seinem Kollegen Bert Jansch einer der bekanntesten und besten Gitarristen des Genres.
Mit der Sängerin Jacqui McShee, ebenfalls einst in Diensten von Pentangle, gründete er die John Renbourn Group. Eine der wichtigsten Veröffentlichungen dieser Formation war die 1977 erschienene Debüt-Platte "A Maid In Bedlam". Daran knüpft dieses Konzert vom 14. Februar 1978 an, live aufgenommen im 'Roemer', einem bekannten Veranstaltungsort in Bremen. Und daher auch der Titel der Platte – "A Maid In Bremen".
Die John Renbourn Group verarbeitete keltische, britische und auch fernöstliche Klänge zu einem besonderen Sound, gelegentlich mit dem Hauch des Mittelalters versehen. Maßgeblich war auch die Einbeziehung der Tablas als Instrument. In fast identischer Besetzung zu "A Maid In Bedlam" wurde das hier dokumentierte Konzert eingespielt. Für die Cellistin Sue Draheim trat Sandy Spencer auf.
Zusammen wird ein hervorragendes Zeitdokument vorgestellt, mit einer gelungenen Mischung von Songs der letzten Platte, einigen Pentangle-Titeln, weiteren Eigenkompositionen und Traditionals. Mit einem solchen startet die Platte sogleich, "I Am A Maid That’s Deep In Love", mit wunderschönem Gesang von Jacqui McShee. Fingerpicking, Tablas, Flöte, Cello – ein wunderbar dichter Sound, gespickt mit allerlei Einflüssen, und das in einem hervorragenden Klang, dank Radio Bremen, die das Konzert damals aufzeichneten. So hat man den Eindruck, selbst dabei gewesen zu sein an diesem Abend mit dieser beeindruckenden Musik. Dank auch an MIG Music, die das Juwel ausgruben und nun veröffentlichten.
Ein besonderes Merkmal ist dieser einfühlsame und sehr schöne Harmoniegesang der drei am Gesang beteiligten Musiker, die zusammen mit der Instrumentierung das ohnehin ganz Besondere dieser Formation widerspiegeln. "Westron Wynde" ist ein A cappella-Vortrag von Jacqui, und mit "Sweet Potatoe" hat man sich eines Songs angenommen, der eigentlich gar nicht hineinzupassen scheint in die Playlist, denn geschrieben wurde er von Booker T. Jones, Steve Cropper sowie Al Jackson, Jr., und einst aufgenommen von Booker T. & The MG’s. Doch die Band versteht es, auch diesen Titel problemlos zu integrieren.
Das funktioniert dann auch mit weiteren ungewöhnlichen Titeln wie den Blues-Songs "Turn Your Money Green" von Furry Lewis und "Kokomo Blues" von Kokomo Arnold. Das Einigen sicher von Traffic bekannte Stück, "John Barleycorn", wird hier vollends in seine ganz alten Folk-Ursprünge zurückgeführt und auch das Instrumental "Gypsy Dance/Jews Dance Neusiedler Melody" leitet mich gedanklich in das Mittelalter. Mit knapp elf Minuten ist "Sidi Brahim" der längste Song des Albums. Geschrieben von Renbourn/Roberts stoßen wir hier auf eine lebhafte Mischung aus indischem Raga und keltischer Musik. Das ist World Music par excellence!
Leider steht alsbald der Abschied ins Haus, und "Will Of Winsbury" wird von Jacqui so wunderschön emotional und mit einem Ausdruck von Sehnsucht, Fern- und Heimweh versehen, gesungen, dass einem der Abschied schwer gemacht wird. Nun, dem damaligen Publikum mag es ebenso ergangen sein, denn den Meisten von ihnen wird dieser Abend sicher lange im Gedächtnis geblieben sein angesichts dieser so warmherzigen und wunderschönen Musik!
Line-up John Renbourn Group:
John Renbourn (guitar, vocals)
Jacqui McShee (vocals)
Tony Roberts (flute, oboe, vocals)
Keshav Sathe (tablas)
Sandy Spencer (cello)
Tracklist "A Maid In Bremen".
- I Am A Maid That’s Deep In Love
- Death And The Lady
- Westron Wynde
- Sweet Potato
- John Barleycorn
- Turn Your Money Green
- My Johnny Was A Shoemaker
- To Glastonbury
- Gypsy Dance/Jews Dance Neusiedler Melody
- The Maid On The Shore
- A Maid In Bedlam
- Sidi Brahim
- Cruel Sister
- Kokomo Blues
- Will Of Winsbury
Gesamtspielzeit: 78:14, Erscheinungsdatum: 2021
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