2011 erblickten Felidae in Tel Aviv das Licht der Musikwelt. Das einzige Gründungsmitglied im aktuellen Line-up ist Omer Lichtenstein. Zumindest nehme ich das an, denn neben Israel stehen die USA, Italien sowie die Türkei in den Pässen der Musiker und deren Namen, tauchen in Verbindung mit Felidae das erste Mal auf. Auf einem der Vorgänger, den wir vor zwei Jahren besprochen haben, nannte sich die Band noch Felidae Trick und bis auf Omer findet sich dort eine andere Besetzung.
Felidae legen mit "Baby Someday" einen »Kick-Neustart« vor und haben deshalb das Trick aus dem Namen gestrichen. Womöglich bezieht sich dieser Neustart größtenteils auf die neuen Mitspieler, denn wenn ich das 2014er Review so lese, sind stilistisch keine Berge versetzt worden.
Ich kenne die Musik auf "Patrimony" allerdings nicht, aber diese Mischung aus Indie Rock und -Pop mit dem Harmonieschielen in Richtung der Pilzköpfe findet sich auch auf "Baby Someday". Und einen leichten aber präsenten Orient-Touch gibt es gleich beim Opener "Barbaria". Dieses Stück startet dörflich deutsch mit einem idyllischen Kirchenglockengeläut in das sich starkes Drumming und eine hackende Gitarre mit orientalischer Stimmung mischen. Gegensätze also, die musikalisch aber eine harmlose und wohltuende Spannung erzeugen. Ein weiterer Punkt, der sich auf einem Großteil der Lieder findet ist das stets positive und harmonische Grundgerüst mit eingängigen Hooks und angenehmen Gesang.
Die Wahlberliner, deren Wurzeln in die gesamte Welt ästeln, haben auf der Platte, die es übrigens außer der CD-Form auch als Download und Stream gibt, auch einiges zu sagen. Mehr oder weniger spiegelt sich in den Texten Omers Lebensweg und sie künden über aktuelle weltweite Vorkommnisse. Verpackt ist das, wie bereits erwähnt, in eine sehr gekonnte Mischung aus typischen Indiestrukturen, was bedeutet, dass besonders die Gitarre auch schon mal typisches Desert-Flair per hart angeschlagenen Saiten verströmt. Allerdings immer mit dieser Spur Optimismus und ohne den furztrockenen Anspruch, den Weltuntergang beschreiben zu wollen oder zu müssen.
Daher und auch der nicht zu leugnenden Affinität (besonders, was den Gesang betrifft) zu den Harmonien der Beatles wegen, wirkt "Baby Someday" zu keiner Zeit als reinrassiger Indie Rock. Die Spuren an Pop, die aber, im Gesamtkontext der Nummern betrachtet, diese nicht unbedingt (Mainstream)-radiotauglich machen, sind wie das berühmte Häubchen Sahne auf dem Eis.
Diese süßen und ohrgefälligen Momente sind, wie auch die ab und an eingestreuten orientalischen Ingredienzen die perfekte Würze um aus Indie Rock außergewöhnlichen Indie Rock zu machen. Besonders schön und gekonnt verwendet finde ich diese Würze bei "No Right To Remain Silent".
Auch die Mischung was das Tempo angeht ist austariert. Eher flott gespielten Songs stehen mit z. B. "Between The Legs" auch scheinbar ruhigere Stücke zur Seite. Oder das sehr zurückgenommene "Laying On The Sky", in dem die Tristesse des Genres besonders gekonnt zur Geltung kommt.
Ob mit oder ohne Trick, Felidae waren damals für Rezensentin Sarah eine Band, die Beachtung verdient Sie schrieb, dass sie »ihrer Zeit gleichzeitig voraus und hinterher sind«.
Dem möchte ich mich gerne anschließen.
Line-up Felidae:
Omer Lichtenstein (Gesang, Gitarre, Keyboard)
Tom Frazer (Gitarre)
Marco Crippa (Bass)
Mesut Gürsoy (Schlagzeug)
Tracklist "Baby Someday":
- Barbaria
- Still Burning
- Indoor Trance
- Baby Someday
- Tesla And All That
- No Right To Remain Silent
- Between The Legs
- Laying On The Sky
- Like A Movie Star
- She Ain’t Rock And Roll
Gesamtspielzeit: 37:10, Erscheinungsjahr: 2016
Neueste Kommentare