Restless Bones / Captured By The Roots – CD-Review

Als ich dieses Album bekam und es begutachtete, hatte ich automatisch schon eine gewisse Erwartungshaltung:

Drei coole Typen mit langen Haaren in klassischer Besetzung, yeah. Kann nur guter Hard Rock sein, und dann noch die Side Storys mit den Deep Purple-Musikern Jon Lord, Nick Simper oder dem bei einem Song als Gastmusiker auftretenden Don Airey.
Als erstes sticht jedoch das kunstvolle Artwork des Hardcovers ins Auge. Tom Lohner war für dies zuständig und er zauberte ein Aquarell einer relativ hübschen futuristische Roboter-Frau auf Leinwand, in das man richtig abtauchen kann und immer wieder kleine Details entdeckt. Richtig stark. Also CD rein und den Rat der Band »to be played with maximum Volume« befolgt.

Und ja, es rockt, aber ich bin erst mal ein wenig irritiert und fühle mich zurückversetzt in die Endsiebziger und den Sound von Blue Oyster Cult; hätte eigentlich mehr Deep Purple erwartet.Aber da ich BOC sehr gerne höre, geht mir das gleich in Mark und Bein über – passend zu "Bonewalk". Typisch, wie die Songmelodien mit dem Gitarrenthema übereinstimmen.
Und nun lassen Restless Bones das "Monster" raus. Coole Riffs von einer nur leicht, aber hart gespielten Paula und einem unglaublich starken Solo von Arno Pfeiler, der auch gleichzeitig der Leadsänger ist, Das Stück entwickelt sich gleich zu einem der Highlights auf "Captured By The Roots".

Tiefe dauerhafte Drum-Pattern stimmen ein auf das düstere "Common Sense". Leider schwächelt der Song auf die Dauer, da komm ich nicht richtig rein. Die Singstrophen sind irgendwie gepresst gesungen und nicht ganz ausgearbeitet. Das Gleiche gilt für das punkige "Gonna Getcha".Da leider kein Textblatt dabei liegt, kann ich nur annehmen, es geht um das pure Leben aus einem Blickwinkel, der keine Scheuklappen zulässt.

Nun zu einem Deep Purple-Cover der Mark III-Formation, dabei holten Sie keinen geringeren als Don Airey ins Studio, der einen wunderbar warmen und herrlichen Hammondsound dazu serviert.
Ich persönlich finde, die Band hätte besser einen anderen Song ausgewählt, denn "Sail Away" lebt eigentlich von dem Gesangsduell zwischen Coverdale und Hughes. Das ist beim Hören immer gegenwärtig und stuft die Qualität des Songs ein wenig runter, obwohl die Musiker hier wirklich sehr gut interpretieren. Ich will den Track nicht zu sehr kritisieren, aber das gewisse Etwas fehlt einfach.

In diesem Sinne "Free Your Mind"; da bluesrockt es gewaltig. Vor allem gesanglich ist diese Nummer eine Wucht. Weiter geht es erst akustisch, dann gewaltig mit "U R The 1". Ein rhythmischer Rocker der Thin Lizzy-Anleihen aufweist, den Drummer Sam Schlagenhaufen immer wieder vorantreibt und im Mittelteil Arno zur Bestform anstachelt.
Bei "Caught In The Roots" kommt wieder dieser BOC-Effekt und Arno lässt seine Stimme opernhaft, roh und kraftvoll klingen.

Sehr stimmungsvoll will uns die Band mit "Thank You" musikalische Grüße ausrichten. Sehr positiv rockig. Ein Song der einfache Spaß macht.

Den würdigen Abschluss bildet das harmonische "Gone". Hier zeigen sich Restless Bone von ihrer sanften Seite und als Highlight rundet ein sehr gefühlsausdruckstarkes Solo, mit einem leichten Hammond-Sound (nicht von Don Airey) dieses Stück ab. Eine ganz besondere Ballade.

Was bleibt, ist der Eindruck zeitlosen, guten handgemachten Rocks Richtung Blue Oyster Cult und Thin Lizzy. Wenn ich die Presseinfo nicht gelesen hätte, wäre ich nie auf Deep Purple gekommen, die hier vollmiundig angekündigt wurden. Die Aufnahmen wurden von der österreichischen Band live im Studio eingespielt und aufgenommen, dadurch entstand eine warme Aufnahme aus einem Guss. Die Spielfreude springt regelrecht heraus. Die Band hat sich warm gespielt und ich bin großer Hoffnung auf ihren nächsten Streich.

Line-up Restless Bones:

Arno Pfeiler (guitar, lead vocals)
Petar Oppel (bass, backing vocals)
Sam Schlagenhaufen (drums, percussion, backing vocals)

Don Airey (keyboards – #4)

Tracklist "Captured By The Roots":

1. Bonewalk (4:41)
2. Monster (3:43)
3. Common Sense (4:59)
4. Sail Away (4:49)
5. Free Your Mind (5:09)
6. U R The 1 (5:08)
7. Caught In The Roots  5:14
8. Thank You (3:28)
9. Gonna Getcha (3:14)
10. Gone (5:45)

Gesamtspielzeit: 46:10, Erscheinungsjahr: 2021