Der in Kopenhagen lebende Jazz-Saxofonist Andreas Toftemark studierte in Amsterdam und New York. In New York wurde er auch Bestandteil der dort rührigen Jazz-Szene, Toftemark zog dorthin vor etwa fünf Jahren und kehrte Im Jahre 2020 nach Dänemark zurück. Und – wie es im von Jesper Lovdal verfassten Text im Booklet heißt, dass man in der Heimat darüber sehr glücklich war, brachte der dreißigjährige Musiker doch die Energie und vibrierenden Kreativität von New York mit nach Hause.
Zwei Eigenkompositionen zieren das Album, es handelt sich um den Titeltrack "A New York Flight" und um "2223", bei den übrigen vier Nummern handelt es sich um Klassiker des Great American Songbooks, "Blue And Sentimental" aus 1939, "Love Me Or Leave Me" aus 1928, "Autumn In New York" aus 1934 und "I’m A Fool To Want You" aus 1951. Hier kann man also bereits vermuten, dass sich Toftemark mit seinem Quartett aus dänischen und schwedischen (Brickman) Musikern dem eher tradionellen Jazz verschrieben hat.
Der Auftaktsong zeigt jedoch eine modernere Ausrichtung des Jazz', von starker Rhythmik geprägt und voller gereifter Melodik. Toftemark offenbart sein Talent, einerseits sehr zurückhaltend zu agieren, und auch zupackend zu spielen. "Blue And Sentimental" startet mit Saxofon und Bass und zeigt sich von Beginn an als eine einschmeichelnd schöne Ballade, sehr zart vorgetragen, nach gut einer Minute steigen Piano und Schlagzeug sachte ein und das Piano-Solo atmet ein gewaltiges bluesiges Feeling.
Nicht nur bei diesem Song, sondern generell, spürt man, dass Andreas Toftemark von solchen Jazz-Größen wie Charlie Parker, Lester Young oder John Coltrane stark beeinflusst wurde. Von ihnen sowie noch von weiteren Saxofonisten des Jazz hat der Künstler anscheinend etwas aufgesogen und zu einem eigenständigen und persönlich gefärbtem Stil verarbeitet.
Nach der Ballade nun ein engagiert swingendes "Love Me Or Leave Me", sehr stark betont durch die kraftvoll antreibende Rhythm-Section, auch mit feinen Breaks des Schlagzeugers Andreas Svendsen. Die zweite Eigenkompostion, "2223", zeichnet sich ebenfalls durch seinen stark swingenden Charakter aus und weiß durch seine leidenschaftliche Spielweise des Quartetts zu begeistern.
Toftemark ist ein sehr elegant auftretender Saxofonist, hier sehe ich seine Nähe zu Lester Young stark ausgeprägt, obwohl sein Ton etwas kräftiger ist. Insgesamt betrachtet, ist dieser Jazz recht traditionell eingefärbt, jedoch nicht moderne Tendenzen auslassend, aber im Wesentlichen fußt die Musik auf dem Hard Bop vergangener Zeiten, unglaublich beherzt, voller Wärme, zupackend und professionell ausgeführt, so dass es eine Freude ist, dieser alles andere als akademisch und verkopft wirkenden Musik zu lauschen.
"Autumn In New York" ist ein so wunderschönes Stück, eigentlich öfter in Vokalversionen bekannt (Billie Holiday, Frank Sinatra), aber auch viele instrumentale Versionen gibt es, und Toftemark fügt eine weitere, sehr romantisch geprägte Version hinzu, er spielt mit soviel Feeling, nicht nur sanft, sondern auch mit herbstlich gefärbten rauen Passagen, das ist sehr gefühlvoll interpretiert.
Nicht minder ausgerichtet ist "I’m A Fool To Want You", wo mich der Protagonist spontan an John Coltrane erinnert, und auch Svendsen lässt Elvin Jones ein wenig durchklingen. Das ist ein ganz hervorragender Abschluss einer wunderbar 'altmodisch' wirkenden Platte. Ja, für Dänemark war es in der Tat ein Glücksgriff, dass Andreas Toftemark dorthin zurückkehrte (und für alle Freunde guter Jazzmusik natürlich auch)!
Line-up Andreas Toftemark Quartet:
Andreas Toftemark (sax)
Calle Brickman (piano)
Felix Mosehol (bass)
Andreas Svendsen (drums)
Tracklist "A New York Flight":
- A New York Flight (7:33)
- Blue And sentimental (5:34)
- Love Me Or Leave Me (7:20)
- 2223 (7:15)
- Autumn In New York (8:57)
- I’m A Fool To Want You (5:57)
Gesamtspielzeit: 42:33, Erscheinungsjahr: 2021
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