Im Frühjahr 2021 veröffentlichte Bad Temper Joe sein Album "One Can Wreck It All".
Nachdem der Vorgänger The Memphis Tapes im wahrsten Sinn des Wortes ein Solo-Album war, spielen bei der vorliegenden Platte so einige Musiker mit.
So waren außer dem Protagonisten noch weitere fünf Künstler im Watt Matters Studio, Bielefeld.
Die zwölf von Bad Temper Joe komponierten Songs bringen es auf eine ordentliche Gesamtspielzeit von fast fünfzig Minuten.
Einer Person dankt Bad Temper Joe: Peter Wahl »; patron of the blues and friend. […]«
»[…] All guitars on these recordings are exclusively resonator guitars made by Peter. Some of them were miked perfectly to capture the lovely acoustic sound oft he guitars, others were burning hot with the help of an overdriven tube amp. […]«
So ist es nachvollziehbar, dass im Booklet – neben den Texten – Bilder von Gitarren die Hauptrolle spielen. Nur beim flüchtigen Hinsehen kommt man zur Meinung, dass es sich um eine Gitarre handelt. Weit gefehlt, denn es sind unterschiedliche Sechssaiter.
Wenn sich die Scheibe im Schacht dreht, braucht es nur einen kurzen Moment und schon ist man berührt und im Bann eines Bad Temper Joe, der mit seinen Mitmusikern authentische Blues-Atmosphäre erzeugt. In diesem Zusammenhang muss unbedingt auch der tolle Chorgesang, der die raue Stimme des Protagonisten umgarnt, Erwähnung finden. Toll!
Spricht er über seine Generation, ist sie »[…] all confused and dazed […]«.
Wenn von genuinem Zwölftakter die Rede ist, dann wird in einem Atemzug oft der Mississippi genannt. Auch wenn in einer Krimireihe behauptet wird, dass es Bielefeld nicht gibt, gibt es, in Anlehnung an den Mississippi allerdings den Aa-Blues, in aller Kompetenz vertreten durch Bad Temper Joe, der das Bottleneck nicht nur einmal das über die straff gespannten Saiten seiner Resonator-Gitarre gleiten lässt. Klasse!
Großes Songwriting und Arrangement bringt es sogar so weit, dass der intensive Blues in Richtung Psychedelic drifte. Ein Zwölftakter, der sich über die Wolken schraubt. Ja, jede Person kann wohl mitreden, wenn es um ein Loch in der Tasche geht.
Wenn sich der Blues einerseits um die Psychedelic rankt, dann geht es auf "One Can Wreck It All" andererseits auch um Ragtime mit Washboard Wolf im Vordergrund.
Auch wenn es in den Texten um die vielfältigen Situationen des Lebens geht, findet Bad Temper Joe echt fantasievolle Worte dafür. Super! Folglich lohnt es sich, den Lyrics Aufmerksamkeit zu schenken.
Bei dem Dutzend Liedern passen alle musikalischen Puzzlestücke perfekt zusammen. Mit einem prächtig aufspielenden Marcel Rahe an der Harp können einen Straßenbauarbeiten zur Verzweiflung bringen. Man trägt es mit Humor.
Das abschließende "Promise" ist eine Gänsehaut-Ballade.
Die zwölf Songs sind wie ungeschliffene Diamanten.
Pur, natürlich, ehrlich.
Auch unbehandelte Diamanten brillieren.
Bad Temper Joe & Co. brillieren auf "One Can Wreck It All".
Wenn Timezone Records im Info-Blatt titelt: »[…] Handwerkskunst des Blues auf höchstem Niveau […]«, ist diese Aussage ein Volltreffer.
Jetzt ist er reif, der Blueser aus Bielefeld.
Dieses Album erhält eine Tipp-Grafik.
Bleibt gesund und nehmt euch zur Ablenkung Zeit für gute Musik.
Line-up Bad Temper Joe:
Bad Temper Joe (vocals, guitars, piano, stomping, kettledrum)
Washboard Wolf (washboard, kick drum, percussion)
Ian Andrews (vocals, kettledrum)
Moritz 'Moe' Herrmann (vocals, kettledrum)
Marcel Rahe (harmonica, vocals)
Alexander Scholten-Luchsen (piano, vocals)
Tracklist "One Can Wreck It All":
- The Night Johnny Cash Quit Doing Pills
- Early Morning Blues
- Hole In My Pocket
- Don’t Mess With A Mule
- One Can Wreck It All
- Crazy World
- Wishing Well
- Road Works Rock
- Me And My Rockin' Chair
- I’ll Never Get Well No More
- If Her Hair Ain’t Longer Than Mine
- The Promise
Gesamtspielzeit: 49:16, Erscheinungsjahr: 2021
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