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Steve Lukather & Edgar Winter / Live – CD/DVD-Review

Im Jahr 2021 gibt es das Steve Lukather & Edgar Winter-Konzert aus dem Jahr 2000 als CD/DVD-Doppeldecker.
Die beiden Musiker sowie Bassist Phil Soussan und Gary Ferguson (Schlagzeug) begeisterten das Publikum.
Diesen Gig gab es 2010 bereits als DVD.
Dazu befindet sich im RockTimes-Archiv eine Rezension.
Die etwas modifizierte Besprechung kann nun hier gelesen werden.

Im Jahr 2000 brachte das North Sea Jazz Festival die beiden Akteure Steve Lukather sowie Edgar Winter zusammen. Knapp siebzig Minuten standen die beiden Musiker auf der Bühne der renommierten Veranstaltung, die es seit 1976 gibt.
Die Songs in der Setlist sind Garanten für gute Laune-Musik aus erster Hand, denn was dem Steve Lukather sein "Song For Jeff" (Jeff Porcaro ist gemeint) bedeutet, ist für Edgar Winter "Frankenstein". Davor sowie dazwischen findet sich mehr Fetziges als Besinnliches und die Tracks bringen das Publikum schon auf die Beine, und wenn es nicht eh schon stehen muss, dann ordentlich in Bewegung.

Der Steve Lukather-Song "Song For Jeff" ist ja schon ein Klassiker.
Allerdings ist es schade, dass der Toto-Gitarrist nicht die eine oder andere Wendung im Arrangement zulässt. So hat man die Nummer schon vor zwei Dekaden zusammen mit den Los Lobotomys gehört. Na gut, der Song ist schon toll und hat für den Gitarristen ja auch einen nicht unbedeutenden Sinn.
Was einerseits die sphärische Ruhe in Person ist, kann anderseits auch mit brillanter Kinetik losgehen. "Smell Yourself" ist ein hyperaktiver Opener, dem man besser auf dem Highspeedoval belässt. Die zehn Finger der beiden Protagonisten fliegen über die Saiten, Tasten sowie Klappen, dass es dem Hörer schon zu Beginn der DVD die Perlen auf die Stirn treibt. Danach wird erst einmal locker gegroovt, denn der 12-Takter hält Einzug in die Halle. Besonders schön kommt der Bass von Phil Soussan rüber und Gary Fergusons Trommeln hat Auswirkungen auf die Gezeiten der Nordsee. Edgar Winter kann es nicht lassen und gibt den Songs immer wieder einen jazzigen Anstrich. In "Texas" geschieht das besonders durch seinen improvisierten Gesang. Für den Standard "Redhouse" ist dann im Besonderen sein Altsaxofon, das für die jazzige Seite zuständig ist und verdammt noch eins, der Edgar Winter kann richtig klasse singen.

Mit auf Piano eingestellten Keyboards verwandelt man in "Fly Away" zumindest musikalisch den Saal in eine Kirche, denn Gospel ist angesagt.
Hier ist Steve Lukather nicht ganz in der Nähe des Altars, sondern spielt mit seiner Dobro eher im Kirchenschiff. Diese Nummer gehört eindeutig Edgar Winter.
Im Chuck Berry-"Rock Medley" wird viel mehr dem Zusatz ’n’Roll gefrönt. Instrumental auf Trioformat geschrumpft hält es Winter nicht mehr auf seinem Hocker und ist in allen drei Teilen fast ausschließlich Sänger. Dann legt er dem Publikum in "Long Tall Sally" ein leckeres Sax-Solo vor die Füße.

Nachdem Edgar Winter "Tobacco Road" seinem Bruder Johnny Winter widmet, schält sich schon bald nach der Einleitung heraus, dass dieser Track wohl zu den Highlights des Auftritts zählen dürfte. Da serviert Edgar Winter eine heiße Vokalakrobatik, die einen mit offenem Mund vor der Glotze sitzen lässt. Dann gibt es auch noch ein tolles Frage-Antwortspielchen zwischen Sänger sowie Gitarrist. Wobei sich die ganz Performance zu einer wahnsinnigen Geschwindigkeit steigt. Das Schlagzeug verstärkt diesen Eindruck noch und dann gehen die Antworten auf das Publikum über. Die "Tobacco Road" mochte ich schon vorher und jetzt erst recht.

"Frankenstein" könnte jetzt nicht besser in die Szenerie passen, nachdem das Blut schon einmal vor dem Siedepunkt angekommen ist. Edgar Winter schultert eine monströse Keytar und brennt ein fürchterlich gutes Solo ab. Steve Lukather muss sich da schon etwas einfallen lassen. Mit Stakkato-Riffs und Klangmalereien hält er mit und plötzlich löst sich alles zunächst in Wohlgefallen auf, nur um mit dem Edgar Winter-Saxofon weiter zu machen. Nach dem "Pink Panther" verliert man echt die Bodenhaftung und improvisiert, was das Zeug hält. Schade, dass Phil Soussan nicht die Gelegenheit zu einem Solo hat, denn Gary Ferguson sorgt gemeinsam mit Edgar Winter für viel rhythmische Vielfalt. Was kann der Edgar Winter denn nicht spielen?

Zusammen mit "Tobacco Road" ist "Frankenstein" schon das besondere Etwas der DVD.
Der Sound sowie die Bildführung sind toll und eine ausreichende Anzahl von Kameras hat das Geschehen sehr gut eingefangen. Im Allgemeinen kann man "Live" mit fantastisch aufgelegten Frontleuten sowie tollen Begleitmusikern nur empfehlen.
2010 hieß es am Schluss:
»[…] Stellt sich nur die Frage, warum die Konserve erst zehn Jahre nach dem Ereignis auf den Markt kommt? […]«
2021 stellt sich die Frage, warum dieses Album als Doppeldecker zurück auf den Markt kommt?
Bleibt gesund und nehmt euch zur Ablenkung Zeit für gute Musik.


Line-up Steve Lukather & Edgar Winter:

Edgar Winter (vocals, saxophone, keyboard, timbales)
Steve Lukather (guitar)
Phil Soussan (bass)
Gary Ferguson (drums)

Tracklist "Live" (CD/DVD):

  1. Smell Yourself (5:06)
  2. Texas (4:28)
  3. Song For Jeff (6:25)
  4. Redhouse (7:27)
  5. Fly Away (6:29)
  6. Rock Medley [Johnny B Good/Whole Lotta Shakin' (Goin' On)/Long Tall Sally] (6:12)
  7. Tobacco Road (13:13)
  8. Frankenstein (16:20)

Gesamtspielzeit: 65:38 (CD), zirka 67:00 (DVD), Erscheinungsjahr: 2021 (DVD: 2010)

Über den Autor

Joachim 'Joe' Brookes

Genres: Blues, Blues Rock, Alternative Music, Space Rock, Psychedelic Music, Stoner Rock, Jazz ...
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