Zwei stechende Augen über einem optisch ansprechenden, symmetrisch wirkenden Bandlogo – so starrt mich "Crimson Gaze" von CroworD an. Wer verbirgt sich hinter diesem Blick? CroworD ist eine Melodic Death Metal Band aus Österreich, die 2012 gegründet wurde. Im gleichen Jahr erschien die Demo-EP "Manifest Of Mortal Sickness". Dann war eine kleine Pause bis 2016 und der Single "The Mountain". Das erste Album kam 2017 und hieß "The Great Beyond".
2021 ging es dann weiter mit zwei Singles, die beide etwas später auch auf der EP "Crimson Gaze" zu finden waren. Die titelgebenden Augen stammen aus dem Gemälde "Der rote Blick" von Arnold Schönberg. Dieses blickt mich im Booklet neben dem Text zum Titeltrack an. Ungewöhnlich? Auf den ersten Blick vielleicht. Dennoch: Diese Künstler haben sich mit den Abgründen der menschlichen Natur beschäftigt, ein Gedanke, der durchaus im (Death) Metal gerne verarbeitet wird.
Womit wir beim Stichwort Death Metal sind, den gibt es hier in der Variante Melodic Death Metal bzw. Göteborg Death Metal – die Vorbilder sind die üblichen Verdächtigen aus Schweden, die ganze Horden von Musikern beeinflusst haben. In diesem Stil poltert der Opener "Crimson Gaze" dann gleich los. Eine kratzig-keifende Stimme, unterlegt mit Gitarren, die typischen Merkmale dieser Sparte werden genutzt. Wobei CroworD nach eigenen Angaben offen für mehr sind, eine Bandbreite von Rock bis Jazz haben.
"Isle Of The Dead" geht in dieselbe musikalische Richtung, hat ein paar Feinheiten eingebaut, eine ruhige Passage und Stellen, die hängenbleiben. "Toteninsel" bzw. "Insel der Toten" – sind die Namen einer Gemäldereihe des Schweizer Expressionisten Arnold Böcklin. Hier wurde im Booklet die Version von 1880 verwendet. Gefällt mir persönlich am besten von allen hier benutzten Bildern.
"Der Tod und das Mädchen" ist ein altes Motiv aus dem 15. Jahrhundert, das schon in Form von Büchern, Filmen und Gemälden umgesetzt wurde. Recht bekannt ist das Bild des Österreichers Egon Schiele von 1915. Ja, genau dieses ziert die Textseite von "Death And The Maiden".
Hier prägt sich »Why, oh why he’s passing / and with him comes withering« ein, wiederholt intensiviert das musikalische Motiv vom Anfang des Tracks «Away, oh away / pass by, savage man of bone«. Insgesamt finde ich den Song ein wenig melodischer als die vorherigen.
Als letztes haben sich die vier Österreicher das Gemälde "Medizin" (1900-1907) ihres Landsmanns Gustav Klimt ausgesucht – ganz ehrlich, diese Medizin wollte ich eher nicht nehmen…
Natürlich ist auch "Seccession [Where All The Reasons Are Lost]" kein fröhliches Stück. Ungewöhnlich ist der hier stellenweise eingesetzte Sprechgesang, ansonsten bleibt es musikalisch in der gleichen Schiene wie zuvor. Mit einem akustischen Ausklang endet das Scheibchen (EP) nach etwas mehr als zwanzig Minuten.
Musikalisch fand ich es ordentlich, hat mich aber nicht umgehauen – was Fans von Melodic Death Metal nach Göteborg Art nicht daran hindern soll, reinzuhören. In der Kombination mit den Gemälden fand ich "Crimson Gaze" interessant gemacht durch die Einheit von Musik, Text und Bild. Wer also schon grundsätzlich dem Genre zugeneigt ist, bekommt hier eine reizvolle Ergänzung dazu. Wer noch mehr Anreiz braucht: Bei der CD ist noch ein QR-Code zum herunterladen einer in Wien aufgenommenen Live-Scheibe ("Live Is More Than Just Breathing") dabei.
Line-Up CroworD:
Adrian Schattovits: Gesang
Dino Sulic: Gitarre
Lukas Rappitsch: Bass
Johannes Eder: Schlagzeug
Tracklist "Crimson Gaze":
- Crimson Gaze (5:28)
- Isle Of The Dead (5:31)
- Death And The Maiden (6:05)
- Seccession [Where All The Reasons Are Lost] (5:22)
Gesamtspielzeit: 22:36, Erscheinungsjahr: 2021
Bonus Live Album "Live Is More Than Just Breathing":
- An Intimate Impression / Message Of The Dead
- Beyond Obsidian Gates
- Isle Of The Dead
- Progress From Discontent
- The Mountain
- Death And The Maiden
- Crimson Gaze
- Manifest Of Mortal Sickness
- Secession
- Longest Fall
- A Crow’s Word
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