Raphael Wressnig & Igor Prado / Groove & Good Times – LP-Review

Vielleicht erinnert man sich an Weihnachten 2021 an die Raphael Wressnig & Igor Prado-Veröffentlichung Santa Likes To Boogaloo! und legt die Single dann nochmals auf den Schallplattenteller, denn bei dieser Scheibe »[…] mag nicht nur Santa den Boogaloo. […]«
Bis da hin und darüber hinaus versüßt man sich die Zeit mit der Frühherbst-Veröffentlichung "Groove & Good Times".

Der Albumtitel verspricht viel und nach den insgesamt zehn Liedern wird man wissen, ob der Hammond-Zauberer Raphael Wressnig, der Gitarren-Virtuose Igor Prado sowie Schlagzeuger Yuri Prado das Versprechen eingelöst haben.
Was das Line-up der vorliegenden Platte angeht, soll der Vollständigkeit halber auch Jenni Rocha mit ihrem Gesang in "You Bring Love" erwähnt werden.
In der Pressmitteilung gibt es erste Hinweise auf den musikalischen Gehalt von "Groove & Good Times":
»[…] Old-School trifft auf New-School und ihr Sound vermengt authentisches Blues-Feeling mit zeitgemäßer Funkiness. […]«
Außerdem verortet man die Musik in einer »[…] Schnittstelle zwischen Soul, Blues und Funk-Rhythmen […]«.

Der Tonarm senkt sich und schon sind wir mittendrin im Geschehen.
Der knappe Drumstick-Einstieg von Yuri Prado ist die Eröffnung für einen ersten heißen Funk-Tanz auf den schwarzen und weißen Tasten, den sechs Saiten und Fellen sowie Becken. Die Bill Withers-Nummer setzt stante pede die Fußwippe in Gang und man fühlt sich bei all dem Funk so richtig wohl. Die Energie der Musik erwärmt einem das Herz und sehr schön ist auch das Outro am Album-Anfang.
Die Band schraubt das Niveau bereits nach den ersten fünf Minuten in eine beachtliche Höhe. Der Hahn am Energie-Fass bleibt weit geöffnet. Man ist hin und weg ob der Virtuosität der beiden Protagonisten und man kann sich über die gesamten zehn Lieder hinweg auf eine Vielzahl an herausragenden Soli freuen.

Da kommt ein Song von The Meters genau zum richtigen Zeitpunkt und man kann gar nicht oft genug die Hingabe der Musiker bei der Interpretation der Coversongs betonen.
Da wartet man geradezu auf den nächsten Funk-Tanz. Den bietet die Band auch mit einer Interpretation von James Browns "Blues & Pants". Super!
Den Aggregaten gönnt man ein wenig Abkühlung. Es ist Zeit für die Ballade "You Bring Love" von Johnny Watson. Erheben wir die Daumen nicht nur für die Musik, sondern auch für das Duett von Jenni Rocha sowie Igor Prado. Herrlich!

Was schon bei den ersten fünf Liedern der A-Seite für fast ausschließlich überschwängliche Freude gesorgt hat, wird nur durch das Umdrehen der LP unterbrochen.
Zwischen weiteren Coversongs befindet sich mit "Shrimp Daddy" eine Raphael Wressnig-Komposition. Hatten sich bereits Soul, Blues und Funk in trauter Eintracht in unseren Gehörgängen festgesetzt, dann wird man nicht nur von Yuri Prado-Beats angezogen, sondern auch von der jazzig-feinen Anlage der Nummer. Highlight!

Im Ursprung von Bobby Bland und als Hit durch viele andere Künstler/Bands in die Welt getragen, ist auf "Groove & Good Times" mit "Ain’t No Love (In The Heart Of The City)" nun eine geniale Instrumental-Version hinzu gefügt worden.
Ups, am Ende der LP gibt es noch eine Überraschung, denn die Combo hat ein musikalisches Ticket nach Jamaika eingelöst. Reggae ist angesagt, wenn man den Hut vor Bob Marleys "Soul Shakedown Party" zieht. Yuri Prado im verschärften Percussion-Einsatz. Klasse!

Bei den Preisen, mit denen die beiden Künstler bereits geehrt wurden, hat das Album "Groove & Good Times" auch einen Preis verdient.
Wenn es passt, kann aus der Pressinformation zitiert werden. Dort heißt es, die beiden Musiker »[…] greifen schamlos ins Glückszentrum des Musikhörerhirns. […]«
"Groove & Good Times" muss man haben.
Bleibt gesund und nehmt euch zur Ablenkung Zeit für gute Musik.

Line-up Raphael Wressnig & Igor Prado:

Raphael Wressnig (Hammond organ, electric organ, vocals – #A4)
Igor Prado (guitar, vocals – #A5)
Yuri Prado (drums, percussion)

With:
Jenni Rocha (additional vocals – #A5)

Tracklist "Groove & Good Times":

Gesamtspielzeit: 20:27 (Side A), 22:55 (Side B), Erscheinungsjahr: 2021