Wie auf der Hot’n’Nasty-Homepage steht, wird »[…] jedes Konzert zu einem besonderen Ereignis […]«.
Dafür lieferte das Quartett im blues Rhede einen eindeutigen Beleg ab. Mit "Electrified" (2005) und Boost (2012) hat die Band zwei klasse Alben auf dem Markt und es gab in der gesamten Spielzeit von weit über zwei Stunden wohl kaum einen Track dieser beiden Platten, der nicht gespielt wurde. Die Setlist war folglich üppig gefüllt und die »[…] seit Beginn der 90er Jahre […]« existierende Combo erlitt 2013 einen doch schweren Schicksalsschlag, denn in dem Jahr verstarb ihr charismatische Sänger Patrick Pfau. Verständlicherweise herrschte zunächst Trauer im Hause Hot’n’Nasty. Dann beschloss man weiterzumachen und die Suche war erfolgreich, denn die Band fand »[…] mit Robert Collins einen außergewöhnlichen Sänger, der mit seiner rauen Rock- und Bluesstimme hervorragend « ins musikalische Konzept der Formation passte. Hot’n’Nasty liefert nicht nur als Headliner beeindruckende Konzerte ab.
Unter anderem war man für Walter Trout, Ana Popovic oder Wishbone Ash bereits Vorgruppe.
Draußen tanzte das Laub seinen Herbst-Tango im Wind und im blues Rhede regierte der »Blues Rock At It’s Best« Frontmann Robert Collins, Gitarrist Malte Triebsch, Bassist Jacob Müller und Dominique Ehlert (Schlagzeug) enterten um kurz nach 21:00 Uhr die blues Rhede-Bühne und dann gab es quasi kein Halten mehr. Was die Band in ihrem abwechslungsreichen Programm zu bieten hatte, war musikalisch wie auch von der Show her Spitzenklasse.
Fingerspitzengefühl auf dem Fretboard, angeraute Stimmbänder, pumpend-fließende Tieftöne und eine beeindruckende Becken- und Fell-Behandlung waren ganz allgemein die Markenzeichen des Hot’n’Nasty-Konzerts. Dazwischen gab es faszinierende Differenzierungen, die das Publikum ein ums andere Mal mit Szenenapplaus bedachte.
Bereits die ersten Nummern wirkten wie ein Magnet. Was da aus den Lautsprechern kam, war Power-Blues der sehr guten Sortierung. Malte Triebsch servierte bereits zu Beginn eines seiner tollen vom Wah Wah-Pedal gesteuerten Soli und an dieser Stelle muss auf die Endphase des Gigs hingewiesen werden. Robert Collins und der Gitarrist tauschten die Plätze und der Sänger besorgte die Wah Wah-Action zum Sechssaiter-Solo. So etwas hatte man noch nicht gesehen. Klasse Show.
Überhaupt hatte der Sänger alle positiven Eigenschaften eines echten Shouters und dazu noch eine Gänsehaut-Stimme, die auch in höheren Lagen überzeugen konnte. "Damned To Ride", "Hard Working Band" sowie "Maybelline" bildeten das Eröffnungs-Trio des Quartetts und "Catch Us All" war der Rock’n’Roll mit persönlicher Hot’n’Nasty-Handschrift.
Für "Best Friends" hatte Malte Triebsch das Bottleneck aktiviert und mit einem sehr sensibel-melodischen Gitarren-Intro leitete er über zur ersten Ballade des Abends. Für "Last Night" servierte der Sechssaiter-Spezialist den Zuschauern ein wunderschönes Solo der Sehnsucht. Dominique Ehlert streichelte die Becken seines Arbeitsgerätes mit den Paukenschlägeln und wie man über fast die gesamte Distanz des Konzerts feststellen konnte, zupfte Jacob Müller die dicken Saiten mit geschlossenen Augen. Nur ganz zu Beginn des Gigs hieß es: Augen auf beim Bass spielen, denn er kniete hinter seinem aufrecht stehenden Tieftöner.
Selbstredend gab es neben knackig-kurzen Liedern auch Songs, in denen sozusagen der Raum der Improvisation größer dimensioniert wurde.
Mit Gas geben und das Tempo reduzieren, Dynamik innerhalb der Tracks, durch die Blues-Brille einen Blick auf den Country werfen, den Funk aufblitzen lassen, melodischen Rock liefern, ganz kurz mal wie Jimi Hendrix klingen oder mit "Dark Town" einen klasse Texas-Shuffle-Groove à la Steve Ray Vaughan aufbieten, kaleidoskopierte Hot’n’Nasty seinen infizierenden Blues Rock. Malte Triebsch überzog "Fool For Stockings" mit einem riesigen Dach aus enthusiastischer Fretboard-Fahrt sowie tief in der Seele befindlichen Emotionen.
Sehr gelungen war auch die Band-Vorstellung mit ihrer swinging Jazz-Untermalung. Aber natürlich auch wegen eines faszinierenden Basssolos und dem klasse Harp-Spiel von Robert Collins. Für ein Solo in "Foolin' Around" holte er das kleine Instrument abermals aus seiner Hosentasche. Der Frontmann hätte sein Mississippi-Saxofon ruhig noch öfter einsetzten können. An anderer Stelle sorgte Schlagzeuger Dominique Ehlert mit seinem virtuosen Drum-Alleingang für Staunen bei den Zuschauern.
Der Slide-Boogie auf einer ganz besonderen Perlmutt-E-Gitarre war natürlich mindestens etwas für die Fußwippe beziehungsweise selbstverständlich das Tanzbein.
Virtuell hatte die Combo den Stetson auf dem Kopf und die Westernsporen an den Schuhen befestigt, als der "Steamroller" durch die Location düste. Hochoktaniger Country mit einem Schuss Hillbilly im Tank war nur eine der musikalischen Überraschungen der Formation.
Bei vielen Blues-/Blues Rock-Bands ist der Don Nix-Song "Going Down" ein Konzert-Klassiker, der immer wieder gerne gehört wird. Auch Hot’n’Nasty hatte diese Nummer auf dem Schirm und strategisch geschickt als letztes Lied vor der Zugabe platziert. Mit einem luftig-federnden Intermezzo war der furiose Track ein Hinhörer. Aber auch ohne diesen Gassenhauer des 12-Takters wäre eine Zugabe fällig geworden.
Wow, das Zugabe-Medley aus "La Grande" (ZZ Top), "Whole Lotta Rosie" (AC/DC), "Heartbreaker" (Led Zeppelin) und "Radar Love" von Golden Earring war erste Sahne, zumal der Gitarrist zusammen mit Jacob Müller noch eine kurze, aber stimmungsvolle Geschichtsstunde einfließen ließ. Mit "Peter Gunn", "Satisfaction" und "Day Tripper" waren Henry Manchini, The Rolling Stones sowie die Beatles Inhalt des musikalischen Rückblicks. So schließt sich nun der Kreis vom ersten Zitat bis zu diesem Punkt. Es ist alles geschrieben und auch die Bilder dokumentieren, was bei einem Hot’n’Nasty-Gig los ist. Wir bedanken uns bei André Knoch für die problemlose Akkreditierung.
Line-up Hot’n’Nasty:
Robert Collins (vocals, harmonica)
Malte Triebsch (guitars)
Jacob Müller (bass)
Dominique Ehlert (drums)
2 Kommentare
Dirk 10b
2. Mai 2017 um 19:37 (UTC 1) Link zu diesem Kommentar
Richtig coole Jungs die die Musik Leben
I Love it …
Thomas
22. November 2016 um 14:11 (UTC 1) Link zu diesem Kommentar
Habe die Band im Frühjahr auch gesehen und kann deine Eindrücke nur bestätigen. Meine Erwartungen waren gar nicht hoch, umso schöner dann, dass sie doppelt und dreifach übertroffen wurden!