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Die RockTimer: Boris Theobald
Ruhe ist etwas völlig Überbewertetes.
Zum Entspannen hab' ich doch eher Musik auf den Ohren. Und es gibt für mich auch sonst nur wenige Situationen, die sich ohne Musik sinnvoller gestalten lassen als mit. Wenn ich mich recht entsinne... sogar im Badezimmer hatte ich mal eine Anlage stehen. Warum eigentlich nicht mehr? Das muss sich wieder ändern! Dabei wäre meine musikalische Seele um ein Haar verloren gewesen... erst relativ spät bin ich vom Radiogedöns- oder Garnix-Hörer zum bewussten Feinschmecker geworden. Ich muss 17 Jahre alt gewesen sein, als ich mich mit den richtigen Leuten umgab - sympathische Heavy Metal-Chaoten, die glaub' ich schon in der Grundschule Rock gemacht haben, um die Mädels zu beeindrucken. Ich erinnere mich sehr gut an die Gartenparty zu meinem 18. Geburtstag: Kurz, nachdem ich freudestrahlend mit dem frisch ausgestellten Lenkerausweis in der Tasche und dem Kasten Bier im Kofferraum nach Hause kam, standen sie schon auf der Schwelle, hatten Gitarren und Amps dabei und hinter'm Haus gab's eine Freiluft-Jam-Session.
Es war Usus, dass jeder einige CDs und VHS-Kassetten mit zu Partys schleppte. Und mich faszinierten an jenem Abend sowohl die Insider-Gespräche über mir unbekannte Personen des Zeitgeschehens (»Der Ozzy singt immer noch? Der is doch schon halb tot!« - »Was für ein Ossi?«), als auch die fremde Musik in meinem CD-Spieler, die mich magisch anzog. Impellitteri lief da, "Screaming Symphony". Und ich fragte nur: "Ist das Manowar?". Später, nachdem der Nachbar mit Polizei drohte, ging's ins Innere, Videokucken: Queensrÿche, "Live In Tokyo". Eine Poison-Show war glaub' ich auch dabei. Der Wahnsinn. Ein paar Monate später hatte ich übrigens lange Haare...
Die kommenden Jahre verbrachte ich damit, die jüngere Musikgeschichte aufzuholen - auch, wenn eigentlich Mathe auf dem Stundenplan stand. Dabei half mir - besonders wenn Mathe auf dem Stundenplan stand - ein ganz besonderer Spezi über viele, viele Jahre (Hey, hier kommt Alex!). Ich entwickelte eine spezielle Vorliebe für Progressive Metal. Queensrÿche, Fates Warning, Dream Theater und Symphony X haben mich dabei geprägt. Eher von allein bin ich darüber hinaus auf den klassischen Prog Rock gestoßen. Ich wurde Feuer und Flamme für Gruppen wie Rush und Kansas und musste mich um Jahrzehnte in Richtung Musik-Historie zurückbilden, pardon, fortbilden.
Und wenn man auf 'Prog' im weiteren Sinne steht, wird man mit der Zeit auch aufgeschlossener für Experimente und neue Einflüsse und schreit nicht gleich 'Death To False Metal' beim erstbesten Didgeridoo-Solo. Trotzdem brauch ich zwischendurch meine Dosis originären Heavy Metal. Und - ich kann es nicht leugnen - ich stehe auch auf AOR und Melodic Rock der übelsten 80er-Jahre-Sorte. Das konnte mir bislang auch mein spät gefundener großer Kumpel Marc nicht austreiben, der mir nochmal half, meinen musikalischen Horizont zu erweitern. Bis auf weiteres versuche ich, seine CD-Sammlung (20.000? Keine Ahnung...) zu toppen.
Als aktiver Musiker habe ich es nie zu großen Weihen gebracht. Die rund 15 Jahre Klavierunterricht reichen für den Hausgebrauch und klingen all zu jämmerlich, sobald meine unglaublich begabte Frau in die selben Tasten greift. Ein besonderes Interesse für die Tastenklimperer der Bands kann ich aber bis heute nicht leugnen. Nachdem es mit dem Spielen nie so richtig was wurde, konzentrierte ich mich später aufs Schreiben drüber. Seit 2008 verbinde ich meine Liebe zur Musik und zum Schreiben bei RockTimes. Beim tollsten Online Rockmusik-Magazin wo gibt, lerne ich nicht nur großartig viel neue Bands kennen, die sonst völlig an mir vorbeimusizieren würden, sondern auch die sympathischsten Musik-Freaks unter der Sonne. Ein tolles Team...
Meine Lieblingsbands in keiner bestimmten Reihenfolge:
Meine Platten für die einsame Insel:
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