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Die RockTimer: Olaf
Moin, moin aus dem noch nicht ganz so hohen Norden!
Aber innerhalb der Rocktimes-Redaktion bin ich nunmehr das Nordlicht (Oldenburg i. OL.) und der Olli ohne "Wahn" im Namen. Was aber nicht heißen soll, dass ich nicht ab und an in ein Delirium verfalle, denn die Musik ist für mich fast so etwas wie eine Droge geworden. Manche behaupten auch, ich könne das "fast" getrost streichen!
Dabei fing alles ganz harmlos an.
Als Einzelkind außerhalb jeden Einflusses älterer Geschwister sozialisierten mich musikalisch vor allem die Eltern, mein Onkel und der Dudelfunk. Selbstverständlich gab es da auch die Schulfreunde, nur hatte ich mir offenbar immer welche "ausgesucht", die nicht wirklich etwas mit Musik am Hut hatten. Auf dieser Schiene kann ich mich noch am ehesten an Pink Floyd- und Saga- Liebhaber erinnern. Die Musik beider Gruppen sagt(e) mir aber nicht zu. Mein Vater ist dagegen ein Liebhaber des guten alten Dixieland - Jazz und der Swingära, was wiederum viel mit seiner Sozialisation im Nachkriegsdeutschland zu tun hat. Meine Mutter flog unterdessen auf Neil Diamond, der bei uns in den Siebzigern rauf und runter gespielt wurde. Und dann kam mein Onkel an und machte mich mit selbstzusammengestellten Tapes damals populärer Sachen von Cliff Richard, Smokie, Status Quo, Suzie Quattro usw. darauf aufmerksam, dass es noch Alternativen zur allgegenwärtigen Disco(pop)welle gab. Diese grassierte nämlich hemmungslos im Dudelfunk und ich war zu dem Zeitpunkt gefangen in einem Viereck zwischen Rod Stewarts "Sailing", Bee Gees "Stayin' Alive", Boney M.s "Rivers Of Babylon und Abbas "Dancing Queen". Mittlerweile mit einem der legendären Monokassettenrekordern bewaffnet, erkundete ich neugierig mit den Tapes meines Onkels, der sündhaft teuren "High Life" - Reihe und mit ersten Selbstaufnahmen aus dem Radio, wo doch immer diese verflixten Moderatoren dazwischen sabbelten, die wunderbare Welt der kommerziellen Popmusik! Rock war für mich ein Fremdwort, außer natürlich im Sinne dieser schicken Damenbekleidungsstücke, sofern diese denn tatsächlich schick waren! Aber dann kam dieser Discotänzer John Travolta und tanzte plötzlich im durchaus schicken 50ies Style zusammen mit Olivia Newton John, inklusive Petticoat, durch den immens erfolgreichen "Grease"-Film. Yep, Rock 'n' Roll, da hat es doch bei mir "Klick" gemacht! Kurze Zeit später überrollte ein gewisser "Schüttel-Stefan" (Shakin' Stevens) die europäische Neo-Rock 'n' Roll Szene, hatte mit einer im Vergleich zu den US-amerikanischen Rockabilly-Radaubrüdern der Stray Cats etwas popigeren Ausrichtung großen Erfolg und animierte mich zunächst zum Verknoten meiner Beine, dann zur versuchten aber nicht gelungenen Schmalztolle und schließlich zur näheren Beschäftigung mit den Originalen seiner Musik. Das war natürlich eine Steilvorlage für meinen Onkel, der eine gigantische LP- und Singlesammlung sein eigen nennt, schwerpunktmäßig mit Musik zwischen 1955 und 1969. Etwas später erweiterte sich mein Horizont in Richtung des sogenannten Mainstream-Rocks, Leute wie der junge Bryan Adams, Bruce Springsteen, John Cougar Mellencamp oder gar die wiederauferstandene Tina Turner wurden für mich interessant. Inzwischen besaß ich auch eine anständige Stereoanlage mit LP-Player und fing an, mir eine kleine Lang- und Kurzrillensammlung anzuschaffen.
Eines Tages entdeckte ich eine Single, auf der neben Tina Turner auch ein gewisser Eric Clapton mitwirkte ("Tearing Us Apart"). Dieser war mir erstmals beim "Band Aid"-Spektakel aufgefallen, aber wer fiel bei diesem Künstleroverkill nicht auf? Komischerweise entwickelte sich für mich persönlich viel eher die B-Seite zu einem Hit und ich organisierte mir das damals aktuelle "August" - Album von E.C. Das war dann der eigentliche Startschuss für eine innige (Liebes-) Beziehung zwischen mir, dem komplett unmusikalischen Grobmotoriker, und der rockmusikalischen Welt. Natürlich war der Weg vom popmusikalischen Clapton zurück zum Blues, in letzter Konsequenz bis hin zu Robert Johnson, nicht sehr weit und so entwickelte sich bei mir alsbald ein Faible für den sogenannten Britblues (British Blues Boom) der Mitte- bis Endsechziger, weitergeführt von der rockmusikalischen Revolution Ende der Sechziger bis maximal Mitte der Siebziger. Ab hier verflacht mein Interesse an neuen musikalischen Entwicklungen und ich schwelge in traditionalistischen Klängen. Im Prinzip gilt das auch für alle aktuellen Produktionen, die mir heutzutage zusagen. Sie sollten ihre musikalischen Wurzeln irgendwo primär zwischen 1966 und 1975 haben, mit Ausnahme der Jahre 1955 - 1958, ansonsten bin ich rein emotional wenig berührt. Und Musik ist für mich in erster Linie eine Emotionssache! Das gilt übrigens auch für die Wiedergabequalität beim Abspielen der Tonträger! Vor ca. 13 Jahren sattelte ich fast gezwungenermaßen auf die Compactdisc um, da ich erstens nicht zwei Tonträgerformate parallel sammeln wollte und zweitens kaum noch neue LPs zu bekommen waren. Und das als klanglicher Analogfan! Mithin entwickelte sich das Streben nach einer emotionalen CD-Wiedergabe zu einem anspruchsvollen, zeitintensiven und äußerst kostspieligen Vergnügen. Ach ja, die berühmt berüchtigten Inselplatten.
Hmm, das geht eigentlich gar nicht. Also kommen an dieser Stelle die Scheiben, die mir als Meilensteine meiner musikalischen Sozialisation spontan einfallen:
Und nun meine subjektiv besten Konzerte.
Tja, auch das funktioniert nur spontan:
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