Hart riffender Rock erreicht uns aus... Wipperfürth. Ich gebe zu, mich erstmal via Google Earth vergewissert zu haben, dass dieser Ort tatsächlich existiert und nicht wie Bielefeld eine reine Illusion ist. Genug des Spottes, Wipperfürth liegt im Bergischen Land und hat eine glorreiche Historie als Hansestadt. 13th Curbstone schickt sich nun an, diese um ein musikalisches Kapitel zu erweitern.
Das Quartett formierte sich aus der Metal-Band
Meltdown heraus, als diese sich 2009 in eine kreative Schaffenspause verabschiedete. Inspiriert durch den Riff-Rock
AC/DCs, schickte man sich an, mittels Eigenkompositionen das Feld neu aufzurollen. Auch wenn Vergleiche nicht fair sind, schimmert der legendäre australische Fünfer mehr als einmal aus den Aufnahmen heraus. Im vergangenen Juni bannte man zehn Songs in kompletter Eigenregie auf diesen Tonträger, der derzeit nur auf
13th Curbstones Webseite, bei diversen Downloadportalen oder bei Konzerten zu beziehen ist (aktuelle Termine findet ihr in unseren
Tourdaten).
Keine Sorge: Bandsalat - wie das Cover suggeriert - ist auf "Soulrocker" nicht zu erwarten! Das klingt alles schon reichlich ausgeschlafen und für eine Eigenproduktion richtig gut. 'Dramaturgisch' ist das Album nahezu perfekt aufgebaut. Acht Rocker steigern sich abwechslungsreich, mal hart riffend - mal mit 'angezogener Handbremse', in einen alles überragenden Longtrack, um dann mit einer stillen akustischen Nummer auszublenden. Langeweile kommt zu keinem Zeitpunkt auf. Gitarre, Bass und Schlagzeug agieren wie eine Wand - nichts dominiert den Gesamtsound. Darüber liegt die kräftige Stimme von Frontfrau Kristina Sommer, die im Ausdruck etwas an Sandra Nasić von den Guano Apes erinnert.
"Soulrocker" entpuppt sich als wirklich erfreuliche Neuentdeckung - die Scheibe hat nicht einen Hänger! Manche Riffs knallen derart heftig auf den Solarplexus, dass einem erstmal schwindelig wird. In diesem Zusammenhang sind "Paradise" und vor allem "Black Dawn" zu nennen, bei dem ich bei der 'Stop-and-go'-Begleitung zur Strophe sogar spontan an so machen Gassenhauer des Southern Rock denken muss. Sehr abwechslungsreich, mit schönen gezupften Passagen ist "Te Quiero" arrangiert worden. Mein Rotz-Rock-Favorit ist ganz klar "Cheese On Fire". Beim Titeltrack muss man unwillkürlich an
Atze/Detze denken, nur dass
Kristina besser als deren 'Heulboje' singt (eine Aussage, die mir garantiert eine Kopfnuss meines geschätzten Berliner Kollegen
Mike einbringen wird!).
Das Highlight ist natürlich der Siebeneinhalb-Minüter "Lunatic Lullaby", zu dessen Alternative Rock sich der Mond vortrefflich anheulen lässt. An manchen Stellen glaube ich sogar, meine geliebten
Heart herauszuhören. Beim Rausschmeißer "Hiding Tears" kann
Kristina zur Akustischen ihr volles Stimmvermögen ausschöpfen - ein stimmungsvoller Abschluss von "Soulrocker".
Bei solchem Nachwuchs muss einem altersschwachen und grenzdebilen Zausel wie mir nicht um die Zukunft des deutschen Rock bange werden. 13th Curbstone legen mit "Soulrocker" wirklich ein beachtenswertes Debüt vor. Wer auf knalligen Hard Rock steht, wird hier bestens bedient. Hilfe!! Ich bekomme diesen Nackenbrecher "Black Dawn" einfach nicht mehr aus dem Ohr...
Derzeit arbeitet der Vierer bereits am zweiten Album. Mit "Soulbreaker" sollte man bei den entsprechenden Labels einen breiten Fuß in der Tür haben.