3 Dayz Whizkey / Steam
Steam Spielzeit: 57:00
Medium: CD
Label: Timezone Records, 2014
Stil: Rock

Review vom 18.11.2014


Mike Kempf
Was haben GDL-Chef Claus Weselsky und die Regensburger Band 3 Dayz Whizkey auf keinen Fall gemeinsam? Ganz einfach: Während ich die Zeilen dieser Rezension verfasse, hat der bei den Deutsche Bahn-Kunden äußerst 'beliebte' Lokführervertreter seine Gewerkschaftsmitglieder zum Streik aufgerufen und somit fast den kompletten Bahnverkehr lahmgelegt. Na und, was juckts mich? Habe ich genau in dieser Zeit das dritte Werk der süddeutschen Kapelle 3 Dayz Whizkey "Steam" am Wickel und so, wie es das Cover andeutet, lässt die Band ihren Rock'n'Roll-Zug mit Volldampf durch alle Bundesländer rauschen. Dabei agieren sie aufgrund der Tatsache, dass sie für "Steam" siebzehn Lieder in einer respektablen Spiellänge von fast einer Stunde entworfen haben, sehr kundenfreundlich.
Nach dem ersten Hördurchgang, in dem mir die Band einen Mix aus den Zutaten von reichlich Rock, viel Blues- und Southern-Flair offeriert, stehe ich "Steam" sehr positiv gegenüber. Diese Einstellung beruht hauptsächlich auf der Tatsache, dass es der bayrische Fünfer nicht nur glänzend verstanden hat, ein üppig ausfallendes Werk zu entwerfen, sondern diese auch mit einem extrem guten Sound zu garnieren. Denn da die Bajuwaren komplett auf Effekthascherei verzichteten und sich voll und ganz dem Sound der frühen 70er widmeten, klingt "Steam" wie ein Live-Album.
Halleluja, oder besser gesagt: "Amen Rock And Roll". So heißt der Eröffnungssong von "Steam" und die Band stößt folgend ein 16-teiliges Gebots-Gebet in den Himmel, sodass vermutlich gar der allmächtige Vater seine gesamten Engel um sich herumschart, um gemeinsam nach den Songs vom aktuellen Werk der '3 Whiskeys' fleißig zu rocken. Dabei gibt die Band nur eine Richtung vor und die heißt: schnurstracks ganz steil nach oben! Das gilt für mich besonders für "The Long Road", meiner ersten Hörempfehlung. Schnörkelloser Rock, authentisch und immer volle Kanne voraus, dazu mit einer von Tilo Georg Copperfield glänzend in Szene gesetzte Stromklampfe - fertig ist ein Lied, das bei mir nur positive Eindrücke hinterlässt.
Doch wie hat ein mir bekannter Musiker mal geflüstert? »Eine gute Rockband lässt sich am besten an einer Ballade messen.« Nun gut, mit "The High Price Of Lovin' You" hat die Band eine sehr ansprechende Bluesballade entworfen. Wenn das Stück als Maßstab gelten soll, ob eine Band gut ist oder nicht, dann muss ich an dieser Stelle festhalten: Diese Regensburger Kapelle ist verdammt gut! Denn allein durch Myles Tylers leicht dreckig wirkenden Gesang, der dem Song genau das gewisse Etwas verleiht, und dem vom Gitarren-Cowboy Copperfield, der live immer eine schnittige 'Revolverheldenmütze' trägt, gebotenen, erstklassigen finalen Klampfen-Solo, wird das Teil so gefühlvoll in die "Steam"-Ranch geleitet, dass ich den Track nur mit Bestnoten versehen kann.
Mit "White Line" hat die Combo aufgrund des leicht einprägsamen Rhythmus' einen wahren Ohrwurm kreiert, der in Nullkommanix sofort ins Blut geht und unweigerlich zum Mitwippen animiert. "Change" ist ein nicht alltäglich zu hörender Ohrenschmaus, besticht mit ungeschöntem Gitarrengezupfe und Myles whiskeydurchtränkter Stimme. Mit "More Of The Same" hat 3 Dayz Whizkeys-Songentwickler Copperfield, der übrigens alle 17 Tracks von "Steam" entworfen hat, bei mir Robert Palmer ins Gedächtnis gerufen, als dieser 1985 mit extrem langbeinigen Damen "Addicted To Love" ins Leben rief. Mit "The Wave", einem Teil mit ungeheuer fettem Gitarrensound, habe ich ein weiteres Highlight des Silberlings ausfindig gemacht. Folgend begibt sich die Band auf ihre Country-Gäule und reitet in allerbester Westernmanier mit "Another Day Goes By" gegen den Sonnenuntergang.
Fazit: 3 Dayz Whizkey haben eindrucksvoll bewiesen, dass der deutsche Rock lebt und sich aufgrund exzellenter musikalischer Qualität durchaus im internationalen Geschäft durchsetzen kann. Dabei setzen die Regensburger auf den Sound der 70er und werden auch dem Vergleich mit damaligen Rockgrößen insofern gerecht, weil sie mit einer unbändigen Spielfreude ans Werk gegangen sind. So ist es kein Zufall, dass die Band "Steam" quasi live in einem Studio einspielten, um genau den Effekt eines Live-Charakters hinzubekommen. Das ist der Combo wahrlich gelungen und sie besitzen mit Copperfield nicht nur einen glänzenden Gitarristen, sondern auch noch einen Songschmied der Extraklasse. Dass sich die 3 Dayz Whizkey-Aktie auch künftig steil nach oben orientiert, liegt aber nicht nur an Copperfield selbst, sondern es ist das absolut stimmige Gesamtpaket des Quintetts, das mich zufrieden stellt. Sänger Myles Tyler sticht, wegen seiner leicht angerauten Textvorträge, noch etwas stärker hervor, als die Rhythmusabteilung in Form vom Bassisten Big Tony, dem Drummer und Percussion-Spezi Little Chris und dem Gitarristen Brad The Snake, die aber letztlich für einen fehlerfreien Klangteppich sorgen, auf dem sich Tyler und Copperfield nach Herzenslust austoben können. Dass Brad neben seiner Tätigkeit als Begleitgitarrist auch als Solist zu glänzen weiß, unterstreicht er bei "Sunrise To Sunset". Auf den Punkt gebracht: "Steam" kann man, nein, sollte man sich unbedingt zulegen - Rock And Roll - Amen!!
Line-up:
Myles Tyler (vocals)
Tilo Georg Copperfield (guitar)
Brad The Snake (guitar)
Big Tony (bass)
Little Chris (drums)
Tracklist
01:Amen Rock And Roll (3:30)
02:Bonfire In The Night (3:50)
03:The Long Road (3:04)
04:The High Price Of Lovin' You (3:42)
05:Water (3:22)
06:White Line (3:45)
07:One Way Street (2:53)
08:Sunrise To Sunset (3:23)
09:Modern Haircut (3:02
10:Dominion Of Rats (2:52)
11:Change (3:02)
12:Legs (3:30)
13:Back To The Blues (3:44)
14:More Of The Same (4:47)
15:The Wave (3:51)
16:Another Day Goes By (2:36)
17:Bloody River (2:16)
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