Yep, das habe ich nun davon!
Da oute ich mich freizügig als Ex-Ted und Rock 'n' Roller, schon schwirren mir die abstrusesten Silberlinge um die Ohren.
Oder hat jemand von Euch mal was von einer Combo namens 3 Lost Maniacs gehört?
Drei nicht ungefährlich aussehende Punk-/Rockabilly/Psychobilly-Freaks aus Belgien, die bereits Anfang der 90er unter dem Namen Tazmanian Devils die Bühnen unsicher machten und ansonsten auch Affinitäten zu Surf-, Beatmusik und Bo Diddley durchblicken lassen, legen hier mit "Back 4 Blood" ihr Debütalbum vor und können damit durchaus überzeugen.
Okay, ich habe wahrlich schon bessere Vokalakrobaten gehört, aber das ist hier nicht der hüpfende Punkt. Vielmehr hüpft der Upright Bass von Bandmastermind Jack Fire, und seinem Namen alle Ehre machend, setzt das Trio tatsächlich so manche Tanzfläche in Brand. Wie eine Kreuzung aus den Stray Cats, Tito & Tarantula und The Clash mit deutlichen Einflüssen aus den 60's (ja, durchaus mehr als 50's) wird uns ein bunter Reigen munterer Songs serviert, die bis auf zwei Ausnahmen alle selbstverfasst sind. Diese Ausnahmen bilden die beiden alten Heuler "Rawhide" (Filmthema der 1959er TV-Serie "Rawhide") und "Wooly Bully" ( Sam The Sham & The Pharaohs, 1965).
Dieses Trio macht einfach nur Spaß. Irgendwie sympathisch im Beat der 60's schwelgend ("Car Crash" mit kleiner Beatles-Reminizenz), um im gleichen Song auch leichtes 'Pulp Fiction'-Feeling aufkommen zu lassen. Oder bei "This Bloody Night" begegnet uns plötzlich das James Bond-Thema, um ansonsten zu einem veritablen Boogie-Rock-Monster zu mutieren. Junge, hier schaut lächelnd 'the little old band from Texas' um die Ecke und kaum habe ich es begriffen, stolpern die Drums schon im Galopp durch das scharfe "Pretty Baby Cares".
Keine Nummer kratzt hier auch nur annähernd die Vierminutengrenze, es gibt quasi keine Verschnaufpause und bei "Wooly Bully" heizt uns auch noch eine enthusiastische Harp ein. Dieser Silberling ist wirklich ein heißes Teil, fasst mit dem Rausschmeißer "Strawberry Fields & Blueberry Hill" vom Titel her noch mal nicht ohne Witz die Inspirationsquellen 50's und 60's zusammen, während musikalisch one, two, three, four, one, two, three der Punk abgeht, und wartet danach noch mit einem Hidden Track auf, der eine ansteckend unfertige Akustikrohfassung des Titelsongs bietet und unweigerlich zum Mitpfeifen anregt.
Es bleibt festzuhalten, dass hier einmal mehr keine neuen Horizonte eröffnet werden, aber die Band weiß innerhalb ihres Kosmosses gut zu unterhalten und hat manche Überraschung eingebaut, die das Album niemals langweilig werden lässt.
Klang und Produktion sind tadellos.
Spielzeit: 37:04, Medium: CD, I Scream Records, 2006
1:Back For Blood 2:Nessy ('s A Lady Killer) 3:The Deal (The One I Killed) 4:Shakin' Like A Dog 5:Rawhide 6:Loosing You 7:Car Crash 8:This Bloody Night 9:Pretty Baby Cares 10:51 Kisses 11:Wooly Bully 12:God Damned Sucker 13:Strawberry Fields & Blueberry Hill
Olaf "Olli" Oetken, 26.05.2006
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