Als Blues- und Rockfan ist es eher selten, dass ich mal eine Ska/Dub/Reggae-CD in die Finger bekomme. Zum Glück bin ich kein Fanatiker und unterscheide nur zwischen 'guter Musik' und 'schlechter Musik'. Mit der Einstellung: »Es muss ja nicht immer Baumwollpornomusik sein...« habe ich ziemlich frei von allen Vorurteilen die "After School Special" von 3rd Alley in mein CD-Fach geschoben.
Ganze 19 Songs bietet mir die 2005 gegründete Band aus Long Beach; kurzweilig komprimiert auf 53:31 Minuten! Wunderbar. Darunter drei gelungene Coversongs: "Electrify Me" von The Plugz, "Ashes To Ashes" von David Bowie und "Solitary Man" von Neil Diamond. Dazu aber später mehr - wir beginnen wie immer mit ein paar Informationen zur Band.
Long Beach, CA: DER (berühmte) Ort für die Geburt guter Bands aus diesem Genre. Mit Sublime ist dabei schon alles gesagt. Auch wenn die Band relativ jung ist - wie bereits erwähnt 2005 gegründet - handelt es sich bei den einzelnen Mitgliedern um professionelle Musiker aus der dortigen Szene. Schlagzeuger Mudd Greg trommelte schon bei der legendären Long Beach-Band The Falling Idols. Sänger und Liedtexter Zack Walters stand bei Handful im Line-up und war auch schon Solo im ganzen Land unterwegs. Dritter Mann im Bunde ist Basser Tyson von Indonesian Mules und Glue Factory. Damit war die Truppe komplett und bereit, direkt im ersten Jahr über 100 Konzerte im Land zu spielen. Die Original-Version des Debut-Albums "After School Special" beinhaltet nur 16 Songs, in dem Europa-Release haben noch drei erwähnte Bonus-Cover-Stücke den Weg auf die CD gefunden.
Wir überspringen den Eröffnungstitel "Theme Song" und gehen direkt zum ersten richtigen Song: "I Need Sleep". Die Nummer ist keine 30 Sekunden alt und schon weiß ich, dass ich sie mag. Eher gemütlich, aber mit einfachem Beat, der zum Kopfnicken einlädt, geht es los. Passender Reggae-Gesang in einer sehr angenehmen Stimme treibt die Gute-Laune-Welle durch meinen Körper. Sehr angenehm. Beim letzten Refrain weiß ich, warum im Genre Rock mit aufgeführt ist - mitsingen kann ich den Refrain aber auch schon beim zweiten Mal.
"Grief" (dt. Kummer) ist der nächste Song, der genauso herrlich wie gemütlich daher kommt. Das Intro ein kurzes, verzerrtes melodisches Gitarrensolo. Immer noch wippt mein Kopf im Takt. Beat, immer noch einfach wie genial, Gesang richtig gut. Wie kann man Reggae so singen und dabei diese Melodie zwischen den Wörtern erzeugen? Ohne Antwort, aber überzeugt von dem Lied geht es weiter. Ach, wäre doch Sommer… ach, hätte ich ein Cabrio…. Das Wetter am Long Beach muss herrlich inspirierend sein!
Härter geht es dann mit "New Year's Disappointment" weiter - wenn auch nicht wirklich schneller. Ein Jimi Hendrix-ähnliches Gitarrengeschrabbel, abwechselnd mit ein paar harten Powerchords wie aus den besten Zeiten von Offspring, begleitet den mit Echo gefüllten Strophengesang. Merkwürdig! Was haben die denn geraucht? ...und wo bekomme ich was davon? Mit einem heftigem 'Niesen' geht es dann wieder in den wunderbaren Reggae "Hoppla" über. Die Melodie hier erinnert mich irgendwie an einen Oldie aus den 60ies.
Auch wenn die Musik nicht mein Fachgebiet ist und dieses Genre wohl eher als eine seltene Ausnahme in meiner CD-Sammlung auffällt, ist sie mehr als in Ordnung. Ich würde sagen, dass die Scheibe sogar richtig gut ist!
Langeweile kommt nicht auf. Erstens kann man die teilweise abstrakten und schnell vorgetragenen Texte im Booklet mitlesen und zweitens sind die Stücke positiv kurzweilig. Vielleicht liegt es an der Abwechslung in den Nummern selber oder aber daran, dass ein Song im Durchschnitt gerade einmal drei Minuten dauert. Egal, ich habe viel Spass. Vielleicht nicht zum gemütlichen Anhören geeignet; dafür aber für alles andere!
"De Ja Vu" kommt im Country-Western-Klassik-Gewand daher. Nicht ganz selbstverständlich einen Zacken härter; aber so war das damals im Wilden Westen halt. Ein durchgehend treibender Beat und das Gefühl, sein Cabrio mit einem Pferd zu tauschen.
Mit "Little Bohemia" ist das Kopfnicken mittlerweile komplett eingestellt. Jetzt ist der ganze Körper in Bewegung. Ein schneller 'Slow-Ska' (wenn es so was gibt) mal wieder mit Ohrwurmmelodie... und unterlegt mit Beat-Beat und Beat-Chor. Schwer zu erklären - am besten selber reinhören.
Mehr Ruhe und mehr Reggae bekommt man mit "Hit Mix". Dachte erst an ein Querschnitt durch die Charts der letzten 40 Jahre - lag aber natürlich voll daneben. Einfache Musik, die einfach klasse ist. Übrigens wunderbares Gitarrenspiel in diesem Song.
Ich bin mir nicht sicher, ob es am Stil des Albums liegt, aber mir gehen so langsam die Worte aus. Die Tracks sind so unterschiedlich und doch so ähnlich. Dies soll aber der CD gegenüber nicht negativ gemeint sein. Schon beim 12. Lied "Sav-On Drugs" und immer noch keine Langeweile. Wieder was Neues, wieder was Anderes und doch wieder total passend zum Konzept der Scheibe.
Im Gegensatz zum Anfang haben wir uns mittlerweile vom Reggae weg bewegt und sind mit "Slack Well" im Rock angekommen. Sound stimmt immer noch, genau wie der Rest des Songs. Wieder einer, den man definitiv 3rd Alley zuordnen kann.
Auch wenn es mir nicht in mein Konzept für dieses Review passt, mit "Happy Tank" sind wir wieder im Reggae angekommen. Das war unerwartet. Und diesmal haben wir mehr Reggae als alles andere. Erwähnen muss ich die Hi-Hat vom Schlagzeug: tzz tz tzz tzz tz tzz tz tzz tzz…. Ich mag dieses Geräusch.
Natürlich nur um mich zu ärgern, ist "Sour Milk" wieder ein Rocksong. Bis jetzt der härteste auf dem Album. Gemein! Aber "Fame" steht dem in nichts nach - hier wird zum Abschluss noch mal richtig draufgehauen. Fantastisch!
Es folgen noch drei Bonus-Cover. Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich die Originale nicht kenne. Aber für alle drei gilt: Genausogut wie die 16 Songs zuvor. Reggae, Ska, Rock... gefällt mir sehr.
Tja, zu sagen bleibt: "After School Special" empfehle ich mit bestem Gewissen. Vom ersten bis zum letzten Track für mich 'gute Musik'. Vielleicht nichts für jeden Tag, aber würde solche Musik öfters im Radio laufen, dann würde ich mir ein Radio kaufen. Bis dahin bedanke ich mich für das Lesen und lasse die CD jetzt noch mal von vorne laufen. Auf der angegeben MySpace-Seite kann man in diese reinhören und das sollte man auf jeden Fall mal getan haben. Anspieltipps sind "Grief" und "I Need Sleep". Schade, dass auf MySpace nur die Reggae-Sachen bereitgestellt sind….
Tracklist |
01:Theme Song
02:I Need Sleep
03:Grief
04:New Year's Disappointment
05:Hoopla
06:More Of You
07:American Dream?
08:All Alright
09:De Ja Vu
10:Little Bohemia
11:Hit Mix
12:Sav-On Drugs
13:I Slack Well
14:Happy Tank
15:Sour Milk
16:Fame
17:Electrify Me
18:Ashes To Ahes
19:Solitary Man
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