6'10 / The Humble Beginnings Of A Rovin' Soul
The Humble Beginnings Of A Rovin' Soul Spielzeit: 46:23
Medium: CD
Label: Eigenproduktion, 2014
Stil: Folk Punk

Review vom 22.01.2015


Wolfgang Giese
Flatfoot 56, diese Band spielt Folk Punk, und nun lese ich an verschiedenen Stellen etwas über Bluegrass, wenn mir diese vorliegende Platte des Frontmannes von 6'10, Tobin Bawinkel, genannt wird. Nun, ich höre überhaupt keinen Bluegrass, allenfalls dürften es die in jenem Genre verwendeten und auch hier zur Anwendung kommenden Instrumente sein, wie die Mandoline oder die Violine, die einen Hinweis darauf geben könnten. Für mich klingt das ganz einfach wie das, was Bands wie The Pogues oder auch andere Gruppen des keltischen Folks, wie die Oysterband, bekannt machten. Hier gilt das besonders für das akustische Album dieser Band, "The Oxford Girl And Other Stories".
Flatfoot 56 klingt für mich nicht wesentlich anders als 6'10. Die Gestaltung ist gleichartig, nur, dass die Musik härter vorgetragen wird, was durch die dort verwendeten druckvollen elektrischen Instrumente deutlich wird. Aber die Stimmung und der Ausdruck sind recht ähnlich.
Auffällig ist, dass die Musik sehr schnell ins Blut geht, und dass einige Songs einen gewissen Ohrwurmcharakter aufweisen, beispielsweise "Someday Hun" - oder auch "Cannonball", das sich in der Einleitung mit akustischer Gitarre fast wie ein Stück der Eagles anhört. Mit "Where Did You Go" werden aber auch ruhige Töne angeschlagen. Dabei legt Bawinkel mehr als einmal einen recht 'schludrigen' Gesang vor, der schon etwas von der Trinkseligkeit in einem alten irischen Pubs beinhaltet. Gerade wenn Songs wie "Da Boss" richtig flott abgehen, kommt Stimmung auf. Und dies trifft eigentlich auf die Musik der ganzen Platte zu, denn Trübsal wird mit Sicherheit nicht geblasen. Keltische Fröhlichkeit ist Trumpf und ständig herrscht eine positive, vorantreibende Atmosphäre. Manchmal habe ich das Gefühl, dass auch der eine oder andere Hauch von Shanties mitschwingt, bei "Timothy" erscheint mir das so.
Ab und zu löst sich dann eine etwas andere Stimmung aus dem Gesamtkontext, wenn es bei "Hurricane" gar ein wenig mit Pop behaftet klingt. Die Tonfolgen weichen vom ansonsten eher keltischen Gerüst leicht ab. Aber auch ein wenig schräg klingende Töne, wie vom ganz langsamen und nur von der akustischen Gitarre begleitete "Where Did You Go" ausgehend, bereichern das Programm. Kneipenstimmung wird durch die Hintergrundgeräusche bei dem von der Schwester Emma Bawinkel gesanglich unterstützten Song "It Is Well" signalisiert. So richtig in die genaue Tonfolge schafft es Schwesterchen aber nicht, sodass dieses Stück, auch getragen durch den Backgroundchor, wirklich nach trinkseliger Stimmung klingt.
Im letzten Song leiten Meeresgeräusche, Wellen und Möwen ein und ich sehe mich am hiesigen Strand sitzen, neben mir Tobin Bawinkel an der Gitarre, dazu spielt ein Akkordeon und jemand klopft energisch den Rhythmus. Doch im Laufe des Liedes entwickelt sich dieses dann noch und ein gewisser Brandon Reid, ansonsten im Line-up von 6'10 nicht erwähnt, übernimmt zeitweilig den Gesang. Im Gegensatz zu Tobin wirkt er wesentlich nüchterner, was der Stimmung jedoch etwas an Kraft nimmt. So, das Meer rauscht noch einmal kräftig und die Seevögel singen ein Abschiedslied. Tschüss!
Line-up:
Tobin Bawinkel (lead vox, rhythm guitar)
Josh Robieson (mandolin, ukulele, bg vox)
Michael Pettus (bg vox, ukulele bass)
Keith Perez (bg vox, percussion)
Joby Morey (accordion)
Brandon Floyd (violin)
Hannah Stanford (violin, guest gang vocals)
Pennsylvania Dave (lead guitar - #6)
James Warren (guest gang vocals)
Emma Bawinkel (guest gang vocals)
Tracklist
01:Cannonball
02:Da Boss
03:Peach Farmer
04:Timothy
05:Hurricane
06:Someday Hun (featuring Pennsylvania Dave)
07:Where Did You Go
08:Tuesday
09:It Is Well (featuring Emma Bawinkel)
10:Burning Ships
11:Back Pack
12:The Tavelers (featuring Brandon Reid)
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