Ja, ja, es gab und gibt im Musikbusiness etliche Zwillinge. Ich denke da an die Gibb-Brothers, Toxic Twins, Glimmer Twins, Thompson Twins, Ying Yang Twins und alle, die ich jetzt vergessen habe.
Es gibt auch eine deutsche Combo namens The Twins, die sich Anfang 1980 zusammenschloss, um hernach unverzüglich mit den Arbeiten an ersten Demo-Songs zu beginnen. 1981 erschien dann ihr Debütalbum "The Passion Factory", wobei der Song "The Desert Place" Achtungserfolge in den deutschen Disco-Top-Ten und sogar in den US- Billboard Dance Top 50 feiern konnte.
Diese Band feiert nunmehr ihr 25jähriges Jubiläum, die alten Alben werden auf CD wiederveröffentlicht und ein ganz neues Werk soll im Laufe des Jahres erscheinen.
Und es gibt im Süden unserer Republik noch eine Festivitäten-Kapelle namens The TwiNS, mit mehr als 450 Coversongs aus allen Bereichen der Musik im Repertoire.
Ja, ja, wie gesagt, Zwillinge (im Bandnamen) gibt es viele.
Um jetzt mal die Verwirrung komplett zu machen, verweise ich sehr gerne auf die sogenannten Korn-Zwillinge aus Essen (richtige Zwillinge!), außer als The Twins auch schon unter dem Namen Doppelkorn aufgetreten.
Zwei Sprösslinge aus einer musikbegeisterten Familie, über die in der 'Bild'(!!!) Zeitung im Jahre 1986 unter der Schlagzeile - 'Bastian und Benjamin: Musik-Zwillinge sind Papas ganzer Stolz' - u.a. geschrieben stand:
"Bevor sie richtig sprechen konnten, begannen sie schon zu singen. Benjamin (er ist zehn Minuten jünger) spielt schon seit sechs Jahren Schlagzeug, Bastian zupft auf der Ukulele, einer Hawaii-Gitarre. Gemeinsam mit Papa Claus Günther (40) treten sie auf, spielen bei Stadtteilfesten oder privaten Partys. Von ihm haben sie das Musizieren abgeguckt. Der Versicherungskaufmann gehört seit zwölf Jahren zur Essener Skiffle-Band "Some old friends". Bastian und Benjamin lieben alles, was Krach macht. (...) Jeden Tag, wenn die beiden aus der Schule (zweite Klasse) kommen, geht's ab ins Kinderzimmer - üben."
Tja, die Korn-Zwillinge haben offenbar wirklich fleißig geübt, denn inzwischen produzieren sie ihre Musik unter professionellen Bedingungen im zusammen mit ihrem Produzenten und Ton-Ingenieur geführten heimischen 'BMB Studio' und verlegen ihre Eigenkompositionen im eigenen Musikverlag 'Twins Tunes Music'.
Diesen gründete der Bandleader Bastian Korn, seines Zeichen Komponist, Songautor und Tastenmann der Twins, die sich aus verständlichen Gründen umbenennen mussten. Dazu Bastian Korn auf der Bandhomepage:
"Durch den zunehmenden Erfolg unserer Band kam es zu Verwechslungen mit anderen Künstlern. Um dies zu vermeiden, wurde unser Name in '78Twins' geändert."
Dieser zunehmende Erfolg dokumentiert sich beispielsweise durch das Ergattern eines Plattenvertrags mit Songhouse International und einer ersten offiziellen, am 25. April dieses Jahres veröffentlichten CD-Single "It's Just Your Style".
Dazu gehören aber auch ein erster und zweiter Platz beim 'Grand Prix der Komponisten' im November 2004 in Aachen und eine zweimalige Finalteilnahme beim 'Deutschen Rock und Pop Preis' in Hamburg (2003 und 2004).
Und jetzt liegt mir eine sehr sorgfältig aufgemachte und informative Bewerbungsmappe(!) vor, in der Bastian Korn die 78Twins ausführlich vorstellt, ja, dem Leser/der Leserin geradezu ans Herz legt. Übrigens eine durchaus nicht willkürliche Namensergänzung, den dem aufmerksamen Leser/der aufmerksamen Leserin wird gewiss nicht entgangen sein, dass die Korn-Zwillinge dem Jahrgang 1978 angehören.
Als akustische Illustration gibt es das brandneue Studioalbum "Twins In Town" dazu, nach "We Can See Clearly Now" (1999), "Mind The Gap!" (2002) und "Twins Casting" (2004) ihr mittlerweile immerhin vierter Longplayer.
Auf diesem gibt es eine wohlfeile Mischung aus Kornschen Eigengewächsen, teilweise mit dem langjährigen Bandfreund Albert Whiffen zusammen geschrieben, und ausgesuchten Coverversionen aus der Rock 'n' Roll- und Artverwandtes - Ära zu hören.
Das gibt auch unweigerlich die musikalische Grundausrichtung der beiden Zwillingsbrüder vor, denn Bastian Korn schreibt nicht umsonst in der Promotionsmappe:
"Live sind sie (die 78Twins, d.Verf.) nach wie vor, neben ihren eigenen Songs, mit einer mitreißenden Rock'n Roll- und Blues-Show zu erleben."
So gibt es auf der einen Seite Bobby Darins "Splish Splash" (1958), den alten The Miracles Heuler "You've Really Got A Hold On Me" (1962), Dion DiMuccis "Ruby Baby" (1962), die John Marascalco/Robert Blackwell-Komposition "Ready Teddy" (u.a. Little Richard, 1956), Chuck Berrys "Sweet Little Rock 'n' Roller" (1958) und Paul McCartneys Tribut an alle weiblichen Geschöpfe unserer schönen Erde, "Lady Madonna" (1968), zu hören, sehr kompetent und in geschmackvollen Arrangements dargeboten, allerdings nicht ganz so mitreißend, wie es die Live-Konzerte dieser Combo zu versprechen scheinen.
Auf der anderen Seite gibt es Blues-Rock 'n' Roll infiziert Schmissiges wie der von Saxophon, B3-Orgel, Harmonika und einem fetzigen Gitarrensolo vorwärtsgetriebene Opener "Turning Wheels", die lockere Boogierock-Übung im Titelstück mit feiner Slideguitar oder das in die gleiche Kerbe schlagende "Blind Guy", veredelt durch Saxophon und einem flotten Gitarrensolo.
Ergänzt werden die eigenen Stücke eher durch einschmeichelnde, harmonisch balladeske Tunes wie das wunderschöne "Still Believe In You" oder das saxophondominierte "This Is Love".
Und auch die Skifflewurzeln des Vaters werden nicht vergessen, indem das alte Folkgospel Traditional "Over On The New Burying Ground" im Harmonika begleiteten Mitschnippstyle präsentiert wird. Nicht umsonst hatten sich vor einigen Jahren auch Van Morrison und Lonnie Donegan auf ihren vielbeachteten 'Skiffle Sessions' ebenfalls dieses Traditionals bedient.
Insgesamt gesehen haben die 78Twins eine sehr professionell und zeitlos klingende Produktion abgeliefert, ohne jede moderne Anwandlungen, aber auch ohne Widerhaken, die zu einem richtig eigenen Profil führen könnten.
Ich habe den Eindruck, dass die Zwillinge sich nicht ganz getraut haben, im Gegensatz zu den beiden Vorgängeralben, komplett auf eigenes Material zu vertrauen, indem sie bekannte Gassenhauer mit ins Albumprogramm genommen haben, welche vermutlich schon erfolgreich bei Live-Konzerten erprobt wurden.
Das haben sie eigentlich gar nicht nötig, denn die eigenen Kompositionen scheinen stark genug zu sein, um auch ein ganzes Album tragen zu können.
Hier müssten dann aber noch ein paar Haken und Ösen mit eingebaut werden, um dem Ganzen den unverwechselbaren Aha-Effekt zu verpassen.
Die 78Twins sind offensichtlich und hörbar auf einem guten Weg.
Ein offenes Ohr haben sie allemal verdient!
Spielzeit: 40:10, Medium: CD, bmb-studio & twins tunes musikverlag, 2005
1:Turning Wheels 2:Splish Splash 3:You've Really Got A Hold On Me 4:Ruby Baby 5:Sha La La 6:Twins In Town 7:Ready Teddy 8:Still Believe In You 9:Blind Guy 10:This Is Love 11:Over On My New Burying Ground 12:Sweet Little Rock 'n' Roller 13:Lady Madonna
Olaf "Olli" Oetken, 11.07.2005
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