Instrumentalmusik ist ja schön und gut, aber auf Dauer wird das, vor allem im Bereich Independent Rock etwas monoton. Das dachte sich auch die Bielefelder Band
7 Days Awake und beim vorliegenden dritten Album, dem zweiten mit Gesang, hat nun Drummer
Hell-G die Vocals übernommen.
Hell-G macht seine Sache überaus gut, aber noch erstaunlicher ist die Tatsache, dass er dies auch live umsetzten will. Bei der durchaus komplexen Musik auf " Interference" sicher keine leichte Aufgabe, aber Musiker wie
Don Henley,
Bela B. oder auch
Phil Collins schaffen das ja schließlich auch.
Stilistisch lässt sich die Musik grob Richtung
Radiohead einordnen, wobei ihnen, Gott sei Dank, der verkrampfte Weltschmerz der Briten fehlt. Das es sich bei dem Trio früher um eine Instrumentalband handelte, merkt man schnell, denn die Arrangement sind sehr vielseitig und teilweise auch extrem sperrig. So verlangt beispielweise die Instrumentalnummer "Atlas 2050" dem Hörer schon einiges ab. Auch "Sacrileague", ebenfalls ein Instrumental, ist sperrig und sehr schroff, aber doch interessant aufgebaut, mit kleinen Verweisen zu
Pink Floyd.
Aber es gibt auch zugänglichere Nummern auf "Interference", wie den schleppenden Opener "Guiding Star". Mit "Destination Zero" hat man dann sogar eine lupenreine Pop-Nummer auf der CD, die auch als Single ausgekoppelt wurde. Dieser Track ist aber die Ausnahme und spätestens bei "Cascading Style Sheets" kommen wieder jede Menge Noise-Effekte mit ins Spiel.
Selten ist es mir so schwer gefallen, eine abschließende Meinung zu einer CD abzugeben. Der alte Tipp vom Reinhören ist hier nur bedingt zutreffend, denn man muss das Album mindestens fünf Mal oder öfter gehört haben, um die Musik richtig zu verstehen. Wer also etwas schräge, anspruchsvolle und kopflastige Independent-Musik mag, der liegt hier goldrichtig. Auch Fans von Radiohead zu "Kid A"-Zeiten sind hier an der richtigen Adresse. Allen Leuten, die Musik nur so zwischendurch oder nebenbei hören, kann ich nicht zum Kauf dieses Albums raten, denn die werden die CD nach ein paar Minuten wieder auswerfen. Definitiv also ein Album, auf das man sich bewusst einlassen muss. Wer das kann und etwas Geduld mitbringt wird aber belohnt mit einer CD, auf der es viel zu entdecken gibt.