Abandoned / Thrash Notes
Thrash Notes
Kaum eine deutsche Underground-Metal Band ist in den letzten Jahren schon vor der Veröffentlichung ihres Debütalbums so mit Vorschußlorbeeren überhäuft worden wie die Thrasher Abandoned aus Darmstadt.
Ihr Demo "Misantrope" sorgte in vielen Fachzeitschriften für großes Aufsehen und in Deutschlands führendem Metal Magazin wurde es sogar Demo des Jahres. Diese überwältigenden Reaktionen ermöglichten Abandoned die Teilnahme an einigen renommierten Festivals wie 'Wacken', dem 'Earthshaker'-Fest oder dem 'Rock Hard Open Air 2005', wo mich die Band durch ihre mitreißende Performance und ihr überaus sympathisches und humorvolles Auftreten schon sehr beeindruckt hat.
Ein Plattenvertrag sollte nun nur noch eine Frage der Zeit sein, denn dieser Tage erschien das Debütalbum "Thrash Notes". Ein Titel, der den berühmten Nagel auf den Kopf trifft, wie er passender nicht sein könnte und der dem potentiellen Käufer deutlich vermittelt, was ihn auf dieser CD erwartet: Thrash Metal der guten alten 80er Schule.
Erfreulicherweise orientieren sich die vier Darmstädter aber nicht wie hunderte andere einheimische Bands an alten deutschen Thrash-Heroen wie Kreator, Destruction oder Sodom, sondern ihre Inspirationsquellen stammen unüberhörbar aus den Vereinigten Staaten.
Wann man nicht wüsste, dass "Thrash Notes" von einer hessischen Kapelle aus dem Jahr 2006 stammt, könnte man glatt vermuten, dass das Album von einer Band aus der Bay Area von San Francisco Mitte der Achtziger veröffentlicht wurde. Einflüsse von Acts wie Exodus, Testament, Forbidden oder den frühen Metallica sind allgegenwärtig. Die Jungs haben ihre Hausaufgaben wirklich vortrefflich erledigt und alle Markenzeichen der genannten Bands wie rasendschnelle, galoppierende Riffs, treibende Midtempogrooves und griffige Melodien in ihren Songs verarbeitet, ohne dabei wie eine billige Kopie zu klingen. Bei aller Härte und Geschwindigkeit lässt das Material der Hessen auch das nötige Maß an Eingängigkeit nie vermissen, und es sind ihnen ein paar echte Ohrwürmer gelungen.
Eine weitere Eigenschaft, die Abandoned mit ihren kalifonischen Vorbildern gemeinsam haben und die sie von vielen anderen deutschen Thrash Bands unterscheidet, ist ein sehr hohes spieltechnisches Niveau. Leider ist es nun mal nicht zu bestreiten, dass die Amis den meisten europäischen Metal-Musikern handwerklich schon immer haushoch überlegen waren.
Zudem passt auch die raue und aggressive Stimme von Sänger/Gitarrist Eric 'Kalli' Kaldschmidt hervorragend zu dem Oldschool Sound der Formation, wenngleich ihm noch ein wenig die Ausdrucksstärke eines Chuck Billy oder Russ Anderson fehlt. Aber was nicht ist, kann ja noch werden. Ich bin mir sicher, dass in ihm und den anderen drei Musikern noch eine Menge Potential schlummert und sie problemlos in der Lage sein werden, sich bis zum nächsten Album noch einmal gewaltig zu steigern.
Abandoned haben mit "Thrash Notes" wirklich einen Einstand nach Maß abgeliefert, der den ganzen Vorschußlorbeeren in jeder Hinsicht gerecht wird. In den Achtzigern verlieh man Alben dieser Klasse gerne das Prädikat 'Thrash With Class'. Jeder Fan anspruchsvollen Lärms sollte sich schnellstens ein Exemplar dieses hervorragenden Silberlings zulegen.


Spielzeit: 48:08 Min., Medium: CD, Dockyard 1, 2006
1:The Oncoming Storm 2:Return To One 3:Take The Spell 4:Holy Terror 5:Breed Machine 6:Phoenix Rise 7:Pay The Dues 8:Demonic 9:Hell Is Home 10:You're Going Down 11:Nightmares
Stefan Gebauer, 26.04.2006