Abinchova? Nein, das hat nichts mit Fisch zu tun, auch wenn ich spontan an Anchovis denken musste. Sondern bezieht sich auf die 'marcha abinchova', ein lateinischer Begriff, der das Land des Siedlers Ebo umschreibt. Im lokalen Dialekt wurde daraus Ebinkon (Sippe des Ebo). Heute ist Ebikon eine Gemeinde im Kreis Luzern in der Schweiz.
Luzern wiederum wird als die Heimatstadt einer 2005 gegründeten Band angegeben, die sich Abinchova nennt.
2009 erschien ihr erstes Lebenszeichen in Form einer EP mit dem Titel "Hörensagen", gefolgt von der CD "Versteckte Pfade" (2011) und der Single "Handgeschrieben" (2012).
2014 gibt es nun den "Wegweiser". Und wohin weist der Weg? Wer Folk vermutet, trifft die Sache nicht ganz, denn das ist nur eines der Schilder. Auf den anderen steht Metal bzw. Melodic Death.
Hm, Schweiz, melodischer Folk Death Metal? Ist das dann so etwas wie Eluveitie - werden manche vermuten. Ich dachte zunächst, es könne sich vielleicht um Ex-Mitglieder handeln, doch im Line-up wurde ich nicht fündig. Aber ganz falsch war es dennoch nicht: Violine, Keyboards und Frauengesang wurden im Soundfarm Studio von Anna Murphy aufgenommen, die zudem einen Schrei in "Unter der Erde" beigesteuert hat. Also doch ein - wenn auch kleiner - personeller Berührungspunkt.
Und ferner ein Wegweiser auf den musikalischen Berührungspunkt. Parallelen zwischen Eluveitie und Abinchova lassen sich nicht abstreiten. Nein, wir haben es hier nicht mit einer Kopie oder Abklatsch zu tun, obwohl es schon eine ähnliche Zielgruppe interessieren könnte.
Wobei es auch Unterschiede gibt: Abinchova verwenden neben Schlagzeug, Bass und Gitarre lediglich Keyboards und Violine, keine Folkinstrumente. Die Texte sind in Deutsch - zum Glück gelingt es den Luzernern, sich dabei nicht in Plattheiten zu verlieren. Zusammen mit den stilvollen Illustrationen im Booklet hat man ein wenig den Eindruck, ein Sagenbuch in der Hand zu halten.
Ebenso schaffen es Abinchova, musikalisch nicht zu kitschig oder pathetisch zu erscheinen, obwohl man dies nach dem Halbsatz »…die jedes Konzert in ein heiteres Fest verwandelt« befürchten könnte.
Trotz Ankündigung (mit deutlichem Schweizer Dialekt) im "Präludium", dass »Geschichten von sieben Musikanten und ihrem kuriosen Schicksal…« erzählt werden sollen, wirkt der "Wegweiser" ernsthafter als zunächst erwartet.
Dabei geht es meist recht hart und flott zur Sache, teilweise toben sich die Gitarristen auch mal in Riffs aus oder liefern Soli. Meistens keift/schreit Arnaud dazu, doch unter anderem bei "Vom grünen Grund" gibt es ein Duett mit zartem Frauengesang. So wird für Auflockerung gesorgt. Ebenso wurde beim Songwriting darauf geachtet, dass es auf der instrumentalen Seite Abwechslung gibt.
So weist der Weg für Abinchova 2014 in die richtige Richtung. Reicht (noch) nicht zu den höchsten Alpengipfeln, ist aber auch nicht zum gleich in eine Gletscherspalte werfen…
Folk-/Pagan-/MeloDeath-Fans sollten mal reinhören. Aufgeschlossene und neugierige Hörer anderer Metal-Sparten sollten sich nicht von dem Cover (und dem Intro) abschrecken lassen und vielleicht ein Ohr riskieren. Für die ganz 'trven' ist das natürlich nichts… und niemand muss alles mögen…
Line-up:
Dave (guitar)
Alex (guitar)
Wigi (bass)
Mischa (drums)
Patricia (keyboard)
Nora (vocals, violin)
Arnaud (vocals)
Tracklist |
01:Präludium (1:11)
02:Handgeschrieben (4:13)
03:Wandlung (5:43)
04:Vom grünen Grund (4:57)
05:Flaschengeist (4:24)
06:Sturmgeweiht (5:10)
07:Unbenannt (4:08)
08:Unter der Erde (4:10)
09:Felsenfrass (4:50)
10:Echo (8:25) |
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