Abschied2 / Demo
Demo Spielzeit: 26:21
Medium: CD
Label: Eigenproduktion
Stil: Singer/Songwriter

Review vom 16.07.2007


Ulli Heiser
Abschied2" (ich rätsle noch über die Ziffer Zwei), das sind die beiden Musiker Klaus Matton und Christian Houben. Sicher klingelt es jetzt bei dem ein oder anderen, denn Christian stand mit seiner Band N.E.FACE bereits zusammen mit u.a. Guano Apes oder Dog Eat Dog auf der Bühne und Klaus war Mitgründer von Bethlehem, der deutschen Band, die die Schublade 'Dark Metal' erfanden.
Ganz anders vorliegendes Album. Zumindest was die Musik angeht, denn als neben der Norm kann man die Texte schon bezeichnen. Kein Tralalagesülze oder heile Welt-Plattheiten, sondern Lyrics, die man erst mal begreifen muss, auch wenn sie in der Muttersprache daherkommen, die man ja schließlich perfekt beherrscht. Zumindest den Worten nach. Schaut man schon mal auf die Tracktitel, wird klar, dass sich hinter ihnen kaum Seichtes verstecken kann.
»Ich kann die Blumen hören,
deine Farben schmecken.
Pflanze sie aus und dich ein.
Du kleine scheiße...«


Ohne Anleitung, was die Beiden damit zum Ausdruck bringen wollen, bleibt nichts anderes übrig, als den eigenen Kopf zu bemühen und die Texte selbst zu interpretieren. Ist wie Film und Buch. Letztgenanntes Medium bedingt in der Regel auch, dass man die eigene Fantasie bemühen muss/darf. "Denken, denken, Hirn verrenken" passt nun auch namensmäßig zum genannten Vergleich. Hier kommt auch eine stark verzerrte Gitarre zum Einsatz, während ansonst akustische Gitarren dominieren. Dominieren bedeutet in diesem Fall jedoch elektrisch vs. akustisch, denn ansonsten beschränkt sich das Instrumentarium auf adäquate Verstärkung oder das in Szene setzen der Texte. Klaus und Christian lassen ihre Gedanken aus den Köpfen.
"Dem Feind begegnet" lässt mehr als eine Interpretation zu - alleine durch das Wort 'Hier' in der zweitletzten Zeile des Textes. Apropos Texte, die könnt ihr auf der Bandseite nachlesen, aber ohne die Potzentierung durch die Gitarren ist es wie Erdbeereis ohne Erdbeeren. Die Kunst dieser Platte liegt in der Symbiose aus Stimme und Instrument.
Widersprüchlich die Aussage in "Am liebsten" und doch klar und verständlich. Das ist Kunst und mir bleibt das Problem, die Musik von Abschied2 in die obligatorische Schublade zu packen. Singer/Songwriter? Ja, aber ganz modern mit der Lizenz zum Nachdenken. Vielleicht besser Kopf- oder Denkmusik. Auf jeden Fall nichts für jeden Tag, obwohl man auch seine (All)Tage in den Strophen findet.
Tracklist
01:Du kleine mein Freund
02:Sinvogel fressen Angst
03:Denken, denken, Hirn verrenken
04:Abgrund oder wie ich das Atmen lernte
05:Dem Feind begegnet
06:Vor dem was bleibt
07:Am liebsten
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