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Abwärts / Krautrock
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Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass das neue Album der Punk-Legende Abwärts ausgerechnet am Tag der Deutschen Einheit offiziell veröffentlicht wird. Zu dieser Republik hatte das einzig verbliebene Gründungsmitglied Frank Z stets ein 'innig' sarkastisches Verhältnis. Auch der Titel "Krautrock" ist sicherlich als bissiger Seitenhieb für einen der Oberbegriffe für Rock aus deutschen Landen zu werten, denn selbstverständlich haben die dreizehn Songs - davon ein Cover von Leonard Cohens "The Future" sowie zwei Neueinspielungen früher Singles ("Computerstaat" und "Beirut, Holiday Inn") - nicht direkt etwas mit Krautrock zu tun. Eher schon mit dem 'Kraut', das schon lange legalisiert sein sollte - man höre diesbezüglich nur mal den verkifften Opener, "Berlin Görlitzer Park".
Stattdessen wird die gesamte Klaviatur dessen bedient, für das unsere (alternative) Szene in den letzten 35 Jahren bekannt geworden ist: Punk, New Wave und Rock'n'Roll, natürlich immer mit deutschen Texten. Abwärts traten zur Jahreswende 1979/80 erstmals in Erscheinung - zu einem Zeitpunkt also, als der Punk auf internationaler Ebene schon längst mausetot war. Trotzdem hatten die Hamburger nichts, aber auch gar nichts, mit dem Spaß-Punk zu tun, den New Wave und die NDW zeitgleich populär machten. Gemeinsam mit den Strassenjungs oder Hans-Ⓐ-Plast zählte Abwärts stets zu den glaubwürdigsten (deutschen) Vertretern des politischen Punkrock.
Abwärts 2014 ist schon eine ziemlich illustre Truppe und so ist wenig verwunderlich, wenn die musikalische Qualität durchgängig auf hohem Niveau angesiedelt ist. Franz Z ist dabei, gemeinsam mit dem Arzt Rodrigo Gonzáles, unbestrittener Kopf der Band. Er zeichnet für alle Texte und, zusammen mit Rodrigo, für (fast) die gesamte Musik verantwortlich. Björn Werra sollte man von Poems For Laila, aber auch als Sessionmusiker (Roger Cicero u. a.), kennen - Dog Kessler als Drummer von H-Blockx.
Gleich der Opener "Berlin Görlitzer Park", eine ziemlich schluffige Kiffer-Parodie, macht richtig Laune; den reichlich THC-haltigen Rumpel-Beat bekommt man so schnell nicht mehr aus dem Hirn. Dem wavigen "Hollywood", minimalistisch in Text und Musik, werden im Refrain - konterkarierend - fette Bläserfanfaren (wohl leider nur vom Keyboard, oder?) entgegengestellt. Eine richtig zündende Idee!
Natürlich frönen Abwärts ihrer Kernmarke - rotzigem Punk - gerne und ausgiebig. "Wachkoma", "Parallelwelt" oder "Ein Bus wird kommen" lassen diesbezüglich keine Wünsche offen. Bei "Die Model" lässt dagegen Trio vernehmlich grüßen. Am stärksten kommen die beiden experimentellen Nummern, "Peking Spring Smog" und "Aus einem Gartenhaus", sowie der psychedelisch angehauchte Titelsong bei mir an. Allesamt kein leichter Stoff, aber extrem geil... Ziemlich ungewöhnlich fällt die Cohen-Nummer "The Future" aus dem "Krautrock"-Rahmen, da aber des Franzls Stimme mindestens ebenso 'kaputt' wie die des kanadischen Knödelrollers daherkommt, passt das irgendwie schon, vortrefflich sogar! Die beiden Bandklassiker "Computerstaat" und "Beirut, Holiday Inn" kommen auch im "3.0"-Gewand einwandfrei daher...
Mit ihrem vierzehnten Album präsentiert sich Abwärts wieder einmal auf Ballhöhe, auch wenn das extrem bissige, sehr zeitkritische "Europa Safe" (von 2011) qualitativ vielleicht nicht ganz erreicht wird.
Gewidmet ist "Krautrock" denen, die sich nicht erinnern können oder wollen, dass die Vergangenheit dazu verurteilt ist, sich beständig zu wiederholen...
Line-up:
Franz Z. (vocals, guitars) Rodrigo González (guitars, keyboards) Björn Werra (bass) Martin 'Dog' Kessler (drums, keyboards)
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