AC/DC
Live '77 At The Hippodrome Golders Green London
Live At The Hippodrome / Golders Green - London 1977 Spielzeit: 42:00 Minuten
Medium: DVD
DVD Technik:
Sprache: Englisch (PCM Stereo)
Format: 4:3
Label: Intergroove Tonträger-Vertriebs GmbH, 2008
Stil: Hard Rock


Review vom 18.05.2008


Mike Kempf
Dieser Japanimport lohnt sich! Aufgenommen im Jahre 1977 von der BBC, betitelt mit: "AC/DC - Live '77 At The Hippodrome Golders Green London". Die Livemitschnitte bestehen aus sieben Songs, die in 42 Minuten zu sehen sind, zudem gibt es noch fünf Bonus Tracks. Er wird leider nicht überall angeboten, deshalb ist man zu Recherchen im Internet oder diversen Plattenläden gezwungen.
Als eingefleischter AC/DC-Fan war ich sehr gespannt, was mich erwarten sollte. Klar war nur, dass der Sänger Bon Scott sein würde. Verständlich, dass der Sound nur in Stereo zu hören ist und so muss man auf ein 5.1- oder DTS-Format verzichten. Dafür ist die Bildqualität ausgesprochen gut!
Bon Scott kündigt als erstes "Let There Be Rock" an und Angus Young, damals gerade 22 Jahre alt, wirbelt über die Bühne, als ob er gerade zwei Zitteraale verspeist hätte. Schon damals bediente sich Angus der kabellosen Technik und war damit einer der ersten Musiker, die einen Gitarrensender benutzten, mit der er seine uneingeschränkte Bewegungsfreiheit voll ausnutzten konnte! Bauchfrei und nur mit einer knappen Jeansweste bekleidet, provoziert der tätowierte Bon Scott die Fans, vor allem die weiblichen, die wahrscheinlich auch die hautengen Jeans animierend empfanden. Bei den Soli von Angus hat man den Eindruck, als ob er eine riesige Gibson SG bedient, was aber wohl mehr auf seine geringe Körpergröße von 155 cm zurückzuführen ist.
Beim nächsten Song, "Problem Child", steuern Rhythmusgitarrist Malcolm Young und Bassist Cliff Williams den Refrain bei. Bon, der immer auffallend eine kleine Schlaufe am Mikro zusammenhält, wirft meist mystische Blicke ins Publikum und vor allem in die Kameras.
Erstaunlich und heute unvorstellbar, dass nach dem dritten Song "Hell Ain`t A Bad Place To Be" die Fans noch brav auf ihren Sitzen bleiben. Muttis Töchter und Söhne frisch gestriegelt, recht sparsam und gesittet mit dem Applaus umgehen. Beim nachfolgenden Song " Whole Lotta Rosie", noch ohne die riesige aufblasbare Lady, nimmt Angus enorm an Fahrt auf und schüttelt seinen Kopf dermaßen, dass ich schon beim Zuschauen denke, dass ich bald eine 'Spalt' benötige! Angus hat später in mehreren Interviews erzählt, dass seine Bühnenanfälle nur auf die Schuluniform zurückzuführen sind. Wenn er die anhat, dann gibt's kein Halten mehr. Ansonsten sei er eher der ruhige Typ und verzichtet, bis aufs Rauchen, auf jegliche Stimmungsmacher.
"Bad Boy Boogie" wird nun von Bon angekündigt. Er hat sich mittlerweile seiner Weste entledigt und man kann gut seine Rippen unterm Brustfell erkennen. Bei dem Song wird mir bewusst, wie ich Angus selbst damals empfunden habe - diese unglaublichen Soli und der dazugehörige hammerharte Sound. Dann noch die Energieleistung aufzubringen über die Bühne zu fegen, als ob man in ein Wespennest getrampelt wäre. Nach einem knallharten Solo endet der Song, wie üblich, mit einem Finalsprung von Angus.
Bei "Rocker" sind tolle Nahaufnahmen von den Fans zu sehen. Man erkennt in Bons Augen und seinem breiten Grinsen die Vorfreude auf das, was nun folgen wird. Angus verschwindet mal eben, um Sekunden später in den oberen Rängen des Hippodrome ins Publikum zu marschieren! Nachdem er eine halbe Treppe lang im Kängurustil herunterhüpfte, entschließt er sich eine Blondine zu knutschen, die aber den Rückwärtsgang einlegt und Angus angewidert zurück lässt. Ob sie ihre damalige Reaktion heute bereut? Angus beschließt, noch auf der Balustrade des Obergeschosses ein Solo anzubieten und man hofft, dass alle Türen verschlossen sind, damit keine Zugluft ihn von da oben runter bläst. Stattdessen empfängt ihn beim Rückzug ein Fan, der den Mut hat, gegen alle guten Vorsätze von Vati und Mutti zu verstoßen, und selbst in einer Schuluniform erschienen ist. Wieder auf der Bühne angekommen, lässt sich Angus auf den Boden fallen und präsentiert den Brummkreisel, selbstverständlich immer noch seine Gibson bedienend. Und als ob es immer noch nicht reicht, richtet er sich auf und läuft auf Knien zu den Fans! Auch hier zucken meine Bänder und Menisken und ich bin froh, dass ich es nicht nachmachen muss. Endlich, die Fans werden etwas mutiger und so manch Einer traut sich, seine Haare umherzuwirbeln. Einige wagen es sogar, stehend zu applaudieren und man verlangt sogar eine Zugabe!
Ein kräftiges "All Right" von Bon Scott und schon hüpft Angus vom Schlagzeug und läutet "T'N'T" ein. Er beschließt noch eine Marschall-Box zu erklimmen, die weitaus höher ist als er selbst, um dann einfach wieder runter zu hüpfen. Es folgt noch ein Hin und Her und man könnte meinen, Angus bestreitet einen Staffellauf!
Diese DVD dokumentiert perfekt, wie AC/DC ihren Stil knallhart durchzogen. Das sich ihre 'revolutionäre Musik' langsam durchsetzte und dass sie schon damals ganz starke Songs produzierten. Songs, die noch heute von den Fans immer wieder gefordert werden. Songs, die an die Bon Scott-Ära erinnern.
Deshalb empfinde ich die DVD als äußert wertvoll. Doch eine Frage lässt mich ab und zu grübeln und wird nie beantwortet werden können. Wo stünde die Band heute, mit Bon Scott? Eine Frage, zu der es niemals eine Antwort geben wird!
Line-up:
Bon Scott (vocals)
Angus Young (lead guitar)
Malcolm Young (rhythm guitar)
Cliff Williams (bass)
Phil Rudd (drums)
Tracklist
01:Let There Be Rock
02:Problem Child
03:Hell Ain't A Bad Place To Be
04:Whole Lotta Rosie
05:Bad Boy Boogie
06:Rocker
07:T'N'T

Bonus Tracks:
08:Jailbreak
09:It's A Long Way To The Top
10:Highway To Hell
11:Shot Down In Flames
12:Touch To Much
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