Olympiahalle, 21:00 Uhr. Ein seltener und glücklicher Moment im Leben eines
AC/DC-Fans.
Die Lichter verlöschen und aus 13.000 Kehlen ertönt der Ruf nach
Angus! Hunderte rot blinkende Teufelshörner wippen im Takt dieser Rufe.
Die riesige Videowand in der Mitte der Bühne zeigt einen grellbunten Zeichentrickfilm, in dem ein animierter Teufels-
Angus in einem Zug auf einen Bahnhof zurast. Die Bremsen versagen und der Gitarrist springt im Comic-Streifen aus dem Zug.
Auf der Bühne zucken grelle Blitze, und Explosionen krachen aus der Kulisse. Die Videowand trennt sich in der Mitte und ein riesiger Zug schiebt sich von hinten in Richtung
Phils Schlagzeug. Spätestens jetzt sitzt keiner mehr in der Halle. Alle Hände erheben sich in Richtung Bühne und die ersten Takte von "Rock'n'Roll Train" lassen die Halle erbeben.
Gleich darauf folgen die Klassiker "Hell Ain't A Bad Place To Be" und "Back In Black".
Die Menge tobt, als ein sichtlich gut gelaunter
Brian den zweiten Song aus dem neuen Album ankündigt. "Big Jack" wird begleitet von einer gigantischen Lichterorgie in hellblau und violett. Jeder Takt klingt wie aus dem Album. "Dirty Deeds Done Dirt Cheap", "Shot Down In Flames" und "Thunderstruck" setzen das Spektakel fort.
Beim dritten neuen Song, "Black Ice", ist die Bühne in ein grelles Weiß getaucht. Auch dieser Titel ist absolut live-tauglich und wird von der gigantischen Soundanlage richtig gut rübergebracht.
Bei "The Jack" heizt
Angus seine Fans natürlich wieder mit seinem legendären Strip an. Diesmal trägt er unter seiner Schuluniform eine
AC/DC-Shorts. Spätestens nach den nächsten beiden Songs, "Hells Bells" und "Shoot To Thrill", dürfte wohl unter den Anwesenden kein Shirt mehr trocken sein.
Dumpf röhrende Bässe aus dem Tieftöner von
Cliff kündigen den vierten und düstersten Titel der neuen Scheibe an. "War Machine" wird von einem Video begleitet, in dem ein rot behörnter B52-Bomber eine Armee aus E-Gitarren und leicht bekleideten Mädchen auf den Feind, in Form eines Segelschiffes, abwirft. Die Matrosen
Brian, Angus, Cliff, Malcolm und
Phil werden mit der "Hells-Bells"-Glocke bombardiert und von dieser verschluckt. Die "War Machine" fräst sich gleich zum nächsten und letzten neuen Song, "Anything Goes". Dieser Song vertreibt die schweren Takte und versprüht wieder so richtig gute Laune in der Fangemeinde.
Nun zum Pflichtprogramm, auf das die Fans bei Live-Auftritten der Aussie-Rocker eigentlich immer bestehen. "You Shook Me All Night Long", "T.N.T" mit riesigen Flammen, die im donnernden Takt aus der Lok schießen und natürlich "Whole Lotta Rosie".
Rosie, dicker betittet als je zuvor (geschätzte Körbchengröße Doppel-Y 200) mit einer guten Portion Cellulite und der Bühnen-Lok zwischen den Schenkeln, wippt mit ihrem ganzen aufgeblasenen Ego zu den Bässen der Musik. Wow, was für ein Show-Element, da kann selbst meine
Sabine kaum noch an sich halten und ist schwer begeistert!
Der Höhepunkt, wie so oft in den vielen Jahren zuvor, ist "Let There Be Rock". Der Wirbelwind
Angus rast wie von einer Tarantel gestochen in allen Richtungen über die Bühne und lässt sich auf der für ihn errichteten Plattform mitten in der Menge nach oben fahren und von tausenden zu ihm gestreckten Armen feiern! Wie ein Gott. Anschließend spielt er sein Solo, das gefühlte 10 Minuten dauert. Sein Schweiß spritzt in alle Richtungen und tropft von seinem Kinn direkt auf seine Gibson SG. Während des Songs werden auf der Videoleinwand alle bisherigen Alben von
AC/DC eingeblendet. Lieber Gott, lass dies kein Zeichen für das Ende der Band sein!
Dann ist erst mal Schluss. Aber die obligatorische Zugabe lässt nicht lange auf sich warten.
Auf dem "Highway To Hell" reiten die Jungs in Richtung Finale.
Angus wird in einer roten Qualmwolke von unten auf die Bühne gefahren und legt wieder los. Dieser Song ist für
Brians Kehle eine Qual. Ein Reibeisen ist im Gegensatz zu seiner Stimme ein Wattebausch. Er gibt alles und für den melodischen Schluss braucht er drei Anläufe. Aber genau das ist es, was die Band so sympathisch macht. Sie reißen sich für ihre Fans den Arsch auf und fahren immer 100%!
Und nun ist es wieder soweit. Die sechs Kanonen von "For Those About To Rock" verkünden mit irrem Lärm das Ende des Konzerts. Ja, es war wieder
AC/DC. Sie begeisterten ihr Publikum mit ihrem Markenzeichen: Ehrlicher, unverbogener Rock! Natürlich haben Sie wieder ihr altes Programm aufgefahren. Aber genau das ist es, was
AC/DC so wertvoll macht. Jeder, der zu diesen Jungs geht, möchte genau das sehen. Man erkennt nach zwei Sekunden den Song, der gespielt wird. Und die Tatsache, dass Tausende bei 35 Jahre alten Stücken ausrasten, gibt ihnen Recht. Aber auch die fünf neuen Titel kamen live richtig gut rüber!
Mein persönlicher Wunsch, nach diesem unvergesslichen Abend: 'Please, Let There Be More Rock!'