Da wagten sich also anno 1993 vier von fünf Musikern, die sieben Jahre zuvor zum letzten Mal gemeinsam in Originalbesetzung ein Album aufnahmen, wieder ins Studio, um neue Songs zu produzieren. Als Reunion getarnt, versuchten die Mittdreißiger wieder an die Zeit ihrer Gründertage und die nicht unbescheidenen Erfolge danach anzuknüpfen…
Doch Spaß beiseite: Die 'zweite Karriere' von Accept ließ einen solchen Gedankengang erst gar nicht zu, wofür als Beweis die CD "Objection Overruled" der Band steht. Glaubt man der Plattenfirma, wurden im Vorfeld der Produktion nicht weniger als 30 neue Songs aufgenommen.
Schon aus diesem Grund durfte der mögliche Vorwurf, es handele sich bei der Reunion nur um eine, von den Fans geforderte Pflichtübung ad acta gelegt werden.
Eingedenk der damals immer wiederkehrenden Diskussionen um die angeblich wahren Trendsetter im Metal-Lager, müsste das Accept-Album mit seiner Mischung aus Hard Rock und Heavy Metal allerdings als antiquiert deklariert werden. Denn an "Objection Overruled" dürften wirklich nur diejenigen ihre Freude gehabt haben, die auf echten Power Metal standen. Zum Beispiel die Accept-Fans der ersten Stunde.
Sie erlebten auf "Objection Overruled" einen Udo Dirkschneider wie zu besten Accept-Tagen. Das wird beispielsweise bei "All Or Nothing" deutlich, wo die Stimme Dirkschneiders zu Beginn einen kalten Schauer über den Rücken laufen lässt. Neben zahlreichen weiteren Accept-typischen Stücken, dem pfeilschnellen Titelsong und einem Instrumental ("Just By My Own") erinnerte mich das stampfende "Slaves To Metal" eingangs immer wieder an Metallicas "Enter Sandmann" und "Protectors Of Terror" an Judas Priests "Victim Of Changes". Warum eigentlich kommt öfter einmal der Gedanke an Judas Priest beim Anhören von "Objection Overruled" auf? Liegt es vielleicht daran, dass die ursprünglich 1971 gegründete Formation Accept die erste große Tour im Vorprogramm der 'Priester' bestritt?
Es gibt keinen einzigen Ausfall auf "Objection Overruled", als gute Anspieltipps taugen - neben den eingangs erwähnten Stücken - außerdem "Sick, Dirty And Mean", "Bulletproof" und "This One's For You".
Bei "All Or Nothing", "I Don't Wanna Be Like You" oder dem kraftstrotzenden "Donation" kommt der für die Band typische Chorgesang zum Tragen. Bei der traurigen Ballade "Amamos La Vida" überzeugt Dirkschneider zudem als Sänger ruhiger Töne.
Fazit nach mehrmaligem Anhören der CD: Wer den klassischen Heavy Metal mag, kommt hierbei voll auf seine Kosten. Mit diesem Comeback-Album, das von der Band selbst produziert und wie gewohnt von Dieter Dierks aufgenommen worden war, konnte es Accept getrost mit den erfolgreichen Vorgänger-Scheiben "Restless & Wild" und "Balls To The Wall" aufnehmen. Udo Dirkschneider bewies einmal mehr, wie sehr er eigentlich mit seiner Reibeisenstimme für den Wiedererkennungswert der Formation sorgte.
Aber auch die Musiker Wolf Hoffman, Peter Baltes und Stefan Kaufmann machen einen nicht unerheblichen Teil dieser eingespielten und deshalb bei den Anhängern so beliebten Band aus. Accept hatten 1993 mit diesem neu aufgenommenen Album schon fast das Zeug zum Kult - zumindest hatten sie zu diesem Zeitpunkt ihren festen Platz als ein bedeutendes Flaggschiff des deutschen Heavy Metal sicher.
Bis zur Live-Präsentation mussten sich die Anhänger damals noch ein wenig gedulden und bis zum Spätherbst warten. Plattenfirma und einige VIP's durften sich hingegen schon auf eine einmalige Live-Promo am 2. Mai 1993 freuen. Ein zweiter Gitarrist an der Seite von Wolf Hoffmann sollte angeblich schon im Frühjahr feststehen, doch ein solcher zweiter Mann an den Gitarren kam nicht in der zweiten Accept-Ära. Somit spielte einzig Hoffmann im Studio und auf der Bühne.
"Objection Overruled" ist das neunte Studioalbum der deutschen Heavy Metal-Band Accept. Es erschien am 1. Februar 1993 bei RCA Records. Die CD erreichte in Deutschland Platz 17 und war damit auch kommerziell recht erfolgreich.
Line-up:
Udo Dirkschneider (vocals)
Wolf Hoffmann (guitars)
Peter Baltes (bass)
Stefan Kaufmann (drums)
Tracklist |
01:Objection Overruled (3:38)
02:I Don't Wanna Be Like You (4:19)
03:Protectors Of Terror (4:03)
04:Slaves To Metal (4:37)
05:All Or Nothing (4:32)
06:Bulletproof (5:05)
07:Amamos La Vida (4:39)
08:Sick, Dirty And Mean (4:33)
09:Donation (4:48)
10:Just By My Own (3:29)
11:This One's For You (4:10)
12:Rich & Famous [Japan Bonus Track] (3:10)
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