"Plans To Wake Up On A Beach", so lautet der Name des Debütalbums des 1985 geborenen Bassisten Achim Seifert. Zunächst widmete er sich der Rockmusik, um später zum Jazz umzuschwenken. Vertiefen konnte er sich darin anlässlich eines Studiums am Berklee College of Music in Boston, USA. Damals war Seifert vierundzwanzig Jahre alt. Nun liegt mit "…Noticed My Heart" sein neues Album vor.
Sehr stark auch geprägt durch das manchmal gedämpft und zurückhaltend wirkende Spiel der Saxofonistin Kati Brien, weckt die Musik Erinnerungen an längst vergangene Tage der Pionierzeit des Jazz Rocks britischer oder grundsätzlich europäischer Prägung So scheinen die Quellen auch in den Siebzigern zu liegen. Teilweise etabliert sich die britische Prägung durch Anklänge an die Band Soft Machine, etwa ab dem Album "Six" (1973). Überhaupt geht diese Musik stark in Richtung der siebziger Jahre, als sich der europäische Jazz Rock langsam von amerikanischen Vorbildern löste und eigene Wege beschritt. Sehr authentisch klingt das also und ein Sprung mit der Zeitmaschine kann somit bequem und mit höchstem Hörvergnügen vollzogen werden.
Die Prägung der Musik ist zwar nicht vordergründig auf ein einziges Instrument fixiert, nach dem Bandleader müsste das ja der Bass sein, sondern relativ gleichzeitig auf das Wirken aller Instrumente verteilt. Dennoch höre ich eine stärkere Betonung der Keyboards heraus. Seifert besticht durch sein ausdrucksstarkes Bassspiel, das - zusammen mit den Drums - eine mehr als solide Basis für die Musik bildet. Mir fällt beim Schlagzeug auf, dass mich diese Art des Spielens oft auch an den einstigen Drummer von Cuby + Blizzards erinnert. Etwa zu jener Zeit, als die Band leicht in Richtung Jazz tendierte, oder auch, als Hans Lafaille in der Erwin Somer Group, der niederländischen Jazz Rock-Formation, in Diensten stand. So besticht hier Julian Külpmann durch sein präzises Spiel, das gekonnt in einen feinen Groove übergehen kann und dem Achim Seifert Project Dampf macht.
Beim Titelsong wird Seifert dann auch stärker 'gefeaturet', mehrere Bässe übereinander, dazu ein wenig Perkussion und es entsteht eine verträumte und dahinfließende Atmosphäre von schöner Ausstrahlung. Insgesamt wechselt die Stimmung der Musik von straff organisierten Arrangements bis hin zu frei schwebenden Passagen innerhalb einiger Titel, sodass Abwechslung garantiert ist, und dies auf einem sehr hohen Qualitätsniveau. So dürfte diese Band international keine Probleme haben, sich durchzusetzen, sofern man auf solche Musik überhaupt noch steht. Genau das dürfte ein Problem sein, Für (puristische) Jazzer wird die Musik wohl zu rockig sein und für Fusion-Fans vielleicht einen Tick zu altmodisch. So steht man zwischen diesen Stühlen, und das wahrscheinlich auch noch auf einem wackeligen Podest.
Ein Wort noch zum Spiel von Kati Brien. Sie engagiert sich in hohem Maße gruppendienlich und vermag, zum Beispiel mit der Klarinette auf "Wake Up Call", auch zur besonders angenehmen und leicht melancholischen Stimmung entscheidend beitragen. Aber ich wünschte mir in einigen Momenten, wenn es etwas lebhafter wird, sie möge doch nun ausbrechen und somit der Musik noch einen Tick mehr wilde Würze geben.
Doch dennoch - der langen Rede kurzer Sinn: Diese Platte erhält von mir das Prädikat TIPP, denn für mich stellt diese Formation eine Hoffnung für den deutschen Jazz Rock-Markt dar, mit der Aufgabe, hier wieder für frischen Wind und neues Leben zu sorgen.
Line-up:
Achim Seifert (bass, composition, vocals)
Kati Brien (saxophones, clarinet, vocals)
Christoph Spangenberg (piano, keyboards, vocals)
Julian Külpmann (drums, vocals)
Stephan Emig (percussion, programming - #5,8)
Tracklist |
01:Long Goodnight (5:15)
02:Declination (5:56)
03:Overdue (6:21)
04:...Noticed My Heart (3:15)
05:News (5:18)
06:Wake Up Call (3:06)
07:High 5 (6:17)
08:The Rain My Past (2:14)
09:My Secret Garden (6:21)
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