Vor Bekanntwerden dieses Projekts war mir der Name Acid Mothers Temple durchaus ein Begriff. Auf sie war ich aufmerksam geworden durch ihre sehr eigenwillige Interpretation japanischer Traditionen in Verbindung mit stark psychedelischen Elementen, getaucht in recht harten Rock mit teils wüsten Anklängen an Jimi Hendrix.
In verschiedenen Besetzungen und Verzweigungen verbreitete sich die Musik der Band.
Zwei der hier anwesenden Musiker, Kawabata Makoto und Atsushi Tsuyama, stammen auch von den Acid Mothers. Eine spontane Session im Jahre 2006 läutete die Zusammenarbeit mit dem legendären Schlagzeuger der Krautrock-Band Guru Guru, Mani Neumeier, ein.
In jenem Jahr erschien dann auch eine CD: "Psychedelic Navigator" (Important Records imprec160).
Die hier vorliegenden Aufnahmen entstanden live während einer Tournee in Japan.
Sollte ich den ersten Eindruck dieser Musik spontan beschreiben müssen, fällt mir ein, dass das 'Musik ist, die vom Augenblick lebt'. Exemplarisch hier natürlich der lange Titel, "Underdog Express" - mit 28:56 recht imposant. Das war eigentlich das Stück, auf das ich mich als erstes stürzte.
Aus meiner Sicht ist es so, dass die drei hier zu lange brauchen, um etwas aufzubauen. Man hat das Gefühl, es wird gesucht, abgetastet, ausgelotet, und die Entwicklung setzt dann recht spät im Stück ein. Erst dann habe ich das Gefühl, dass die drei zueinander gefunden haben und beginnen, zu gestalten. Erst sehr spät wird die Musik für mich kreativ, auch Jamcharakter hat das nicht unbedingt, das kommt für mich zu sehr wie eine 'Übung' daher und das erstaunt mich, ob der langen Erfahrung aller Musiker.
Ist dann die 'Vereinigung' jedoch gelungen, entwickeln sich auch Spannung, Elastizität sowie Flexibilität und ein gegenseitiges 'Zuwerfen von Bällen' macht die Angelegenheit 'rund'.
Track drei: Man hat offensichtlich Spaß, buddhistisch anmutend werden Gesangsfetzen mit Beckenklängen und Geräuschen (Geigenbogen auf Gitarre???) eingesetzt, um das mir liebste Stück der Platte einzuleiten, schließlich befinden wir uns 'in der Höhle des Berggottes', und da kann man ungewöhnliche Klänge erwarten: Drohnenhaft wabert die Gitarre, unterbrochen von Neumeiers Trommeln und dem akzentuierten Bass, das gefällt mir wirklich, das hat trancehafte Atmosphäre, wie ich sie mir gefallen lasse. Zwischendurch Vorträge mir unbekannter und nicht verständlicher Verse, bis sich die Gitarre erhebt und sägende bis splitternde Geräusche zum Besten gibt.
Dieses Stück erinnert mich dann auch am ehesten am Acid Mothers Temple. Hier findet so etwas wie Entwicklung und Steigerung statt, wie ich sie im längeren Titel etwas vermisse.
Seltsam finde ich, dass ich auch hier wieder (wie bei Track 2) zwei Gitarristen zu hören vermeine, allerdings ist ein Gast nicht aufgeführt, ob hier Overdubbing oder Livetricks im Spiel sind?
Keyboardähnliche Klänge mit stark japanischem Anstrich bestimmen das Klangbild des vierten Stückes, auch sehr angenehm in meinen Ohren.
Nach einer Weile dann der Ausbruch und Jimi lässt grüßen!
Er grüßt dann noch einmal gleich zu Beginn von "Spirit Of Nara", das Stück, das gleich sehr energisch zu Werk geht. Volle Kraft voraus, scheint hier der Käpt'n seinem Steuermann zu signalisieren, doch wer ist hier der Käpt'n und wer ist hier der Steuermann?
Hier, zuguterletzt dann doch noch, hat man die personelle und gleichberechtigte Einheit gefunden, die diese Musik ganz besonders macht, das ist schiere Energie, das ist gemeinsames Musizieren auf hohem Level, hier steht etwas kurz vor der Explosion!
Fazit:
Die erste, aus meiner Sicht, schwache und für mich überflüssige Nummer und meine 'große Hoffnung', das laaaange zweite Stück, das mich dann doch etwas enttäuscht hat, werten die Platte leider etwas ab, denn allein für die Tracks 3-5 gäbe es von mir '9 out of 10'!
Line-up:
Kawabata Makoto (guitar)
Atsushi Tsuyama (bass, vocals)
Mani Neumeier (drums, vocals)
Tracklist |
01:Flexitwister (3:12)
02:Underdogg Express (28:56)
03:In The Cave Of The Mountain Gods (13:03)
04:In To… (9:42)
05:Spirit Of Nara (8:07)
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