Adagio / Archangels In Black
Archangels In Black Spielzeit: 47:45
Medium: CD
Label: Listenable Records, 2009
Stil: Extreme Prog Metal

Review vom 02.02.2009


Jens Groh
Wer schon immer mal wissen wollte, wie neuere Cradle Of Filth eventuell mit einem Sänger klingen, der nicht wie ein wütender Gartenzwerg durch die Botanik schreit, sondern singt, dem könnte Adagio aus Frankreich gefallen.
1998 gegründet, brachte man es bis jetzt auf insgesamt vier CDs, inklusive einer Live von 2004.
Nach diversen Sängerwechseln: Erst David Readman aus England (auch Pink Cream 69), dann Gus Monsanto aus Brasilien, ist man nun beim heutigen Chris Palin aus Finnland angekommen. Das hat irgendwas von 'slamming around the globe', oder sind die anderen alle dem Pflock erlegen - ganz dem Konzept über Vampire entsprechend, das dem neuen Output der Band zugrunde liegt? Hmm?
Naja egal, auf dem neuen Album hat man mit Chris Palin nicht den schlechtesten Griff getätigt, gelingt ihm der Spagat zwischen mittelhohem Klargesang und wütendem Gebelle doch recht gut, wobei der Klargesang im Vordergrund steht.
2009, nach immerhin vier Jahren (gelle, die RockTimer können sogar zählen ☺) erscheint nun neues Futter für die etwas härteren unter den Proggern. War man vorher noch leicht orientierungslos was die musikalische Ausrichtung der Band anging, hat man sich nun dazu entschlossen, nach diversen Experimenten, wie deathigem Gegrunze (Gus Monsanto) endlich das Ganze mehr nach einer Band, statt nach einem Projekt klingen zu lassen.
Was aber nicht heißt, dass Adagio jetzt leicht zugänglich oder konsumierbar wären, Pustekuchen! In der dreiviertel Stunde, die uns Adagio mit in ihre Welt aus Vampiren, dunklen Erzengeln und Untoten mitnehmen, wird es einem des Öfteren doch mal recht 'karussellisch in die Kopf', wie der Franzose von Welt sagt.
Der Opener, wenn man das Ding so unbedarft einlegt wie der Rezensent, täuscht einen mit sehr derbem, fast schon thrashigem Geriffe und Gegrunze, nur um einen nach einer Minute das herrliche Sangesorgan von Chris vernehmen zu lassen.
Und ähnliche Wechsel geschehen nun in den nächsten 45 Minuten so dermaßen oft, dass man schon von Zerfahren sprechen könnte. Bombast, Doublebass, filigrane Melodien - oft in furioser Geschwindigkeit -, Breaks, Soli und Keyboards, letztere allerdings für meinen Geschmack oft zu dominant (zumindest in manchen Passagen)... all das wird einem geboten. Jedoch mit der nötigen Härte, also nichts für Gelegenheits- oder Nebenbeihörer.
Vor allem das über neunminütige "Codex Oscura" verlangt einem da doch einiges an Geduld ab, nebenbei sind hier die Cradle-Einflüsse am stärksten. Es sollte schon die nötige Zeit aufgebracht werden, um sich mit den Franzosen anzufreunden, denn leichte Kost wird einem hier nicht serviert.
Textlich hat man sich wohl dem Treiben und Umtreiben der Vampire und deren untoter Brut angenommen, was ja momentan im Trend liegt - gerade in Frankreich mit seiner Renaissance und seiner verderbten Vergangenheit passt das sehr gut ☺.
Ach ja, aufgenommen und produziert wurde das Album von den beiden Bandmitgliedern Stéphan Forté und Kevin Codfert in deren eigenem Studio in Paris, das Mastering überließ man dann Björn Engelman, der auch schon mit Bands wie Meshuggah und Rammstein zusammengearbeitet hat. Eine Tatsache, die man jederzeit hört, denn der Sound der CD klingt sehr kraftvoll und dynamisch, allerdings auch furztrocken.
Wie immer am Schluss mein Tipp:
Wer auf Bands wie Cradle Of Filth, Symphony X, Dream Theater, Angra und Co. steht und/oder sich alles vermischt vorstellen kann, dem sei Adagio ans Herz gelegt.
Line-up:
Chris Palin (vocals)
Stéphan Forté (guitars)
Eric Lebailly (drums)
Franck Hermanny (bass)
Kevin Codfert (keyboards)
Tracklist
01:Vamphyri
02:The Astral Pathway
03:Fear Circus
04:Undead
05:Archangels In Black
06:The Fifth Ankh
07:Codex Oscura
08:Twilight At Dawn
09:Getsu Senshi
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